DOGMAN (c) Polyfilm

DogMan

6
Thriller

Luc Besson ist wohl einer der streitbareren Regisseure der Gegenwart. Für die einen ein Meister, der immer nur mit seinen größten Erfolgen assoziiert wird (Nikita, Leon – Der Profi, Das Fünfte Element), für die anderen ein chauvinistischer Möchtegern-Kultfilmer, der sich mit seinem Alterswerk weitgehend keinen Gefallen getan hat (Malavita, Lucy, Valerian). Wie sehr sich die Wahrnehmung an seiner Person spießt, kann man aktuell an der Rezeption seines neuen Films DogMan wieder mal sehr gut beobachten. Denn für die einen ist das mal wieder dümmlicher, alberner Quatsch – während andere von seinem besten Werk seit langem berichten. Wie wir das finden? Kurz gesagt – ambivalent.

Werfen wir noch einen Blick auf die Handlung: Douglas (Caleb Landry Jones) wächst bei einem brutalen Vater auf, der Hunde zum Kampf züchtet und misshandelt. Douglas wiederum hat eine starke Affinität zu den Tieren, was dem Vater natürlich nicht schmeckt. Bald sperrt er den Jungen zu den Hunden in den Zwinger. Nach etlichen weiteren Misshandlungen, wird Douglas von den Behörden gerettet.

Doch der Schaden ist getan: er ist nun an einen Rollstuhl gefesselt. Später wird Douglas trotz Handicaps zum Star einer Travestie-Show. Und die Beziehung zu seinen Hunden nutzt er um früheren und neueren Bullys das Handwerk zu legen. Oder um reiche Leute zu beklauen. Den Rahmen der Erzählung bildet ein Gespräch zwischen Douglas und einer Gefängnis-Psychologin (Jojo T. Gibbs), die ein Gutachten über ihn erstellen muss.

Man merkt schon – die Story ist ein wenig wild und schräg geraten. Besson erzählt die Geschichte von Catwoman als queeren Mann neu. Woher die Fähigkeit kommt, mit Hunden zu kommunizieren, bleibt dabei ebenso nebulös wie unerklärt. Eben reine Behauptung. Eat it. Genauso naiv geht Besson mit vielen weiteren Plot Points um. Quasi: Wir machen das jetzt einfach so, weil ich das so sage. Die Dramaturgie des Drehbuchs ist haarsträubend. Trotz guter Ansätze verläuft sich die Story gerade im letzten Drittel in immer uninteressanteren Nebenschauplätzen. Aber …

Aber eine Sache an DogMan ist einfach unbestreitbar großartig: Hauptdarsteller Caleb Landry Jones. Was der hier abliefert ist schlicht und ergreifend atemberaubend. Eine der besten Performances des Jahres, wenn nicht seit Jahren. Vergleichbar mit Joaquin Phoenix als Joker. Und nachdem Jones derart eindringlich, derart glaubwürdig diesen Besson-Quatsch trägt, funktioniert die ganze Chose auch irgendwie.

Fast möchte man sagen, dass hat der Film gar nicht verdient. Doch durch diese besondere Komponente wird das bizarre Spektakel zu einer äußerst sehenswerten Angelegenheit, deren Sog man sich kaum entziehen kann. Sagen wir DogMan ist ein Fantasy-Märchen, mit dem Mut Zuschauererwartungen konsequent zu unterwandern. Insofern, doch ja, der beste Film von Besson seit langer Zeit. Wird aber sich nicht allen gefallen.

Regie und Drehbuch: Luc Besson, Darsteller: Caleb Landry Jones, Jojo T. Gibbs, Marisa Berenson, Christopher Denham, Filmlänge: 113 Minuten, gezeigt auf dem slash Filmfestival 2023

DogMan