Styx (c) 2024 Jürgen Bauer, Septime Verlag(2)

Styx

In Styx erzählt Jürgen Bauer von einem aus den Fugen geratenen Leben und über den Umgang mit Trauer, Einsamkeit und die Chance auf einen Neuanfang.

Die Souffleuse eines großen Wiener Opernhauses hat von allem genug. Ganz besonders von ihrem Job. Während einer Aufführung verweigert sie einfach ihren Dienst. Sie wird von der Arbeit freigestellt. Nicht weiter tragisch, denn das gesamte Opernhaus ist vorübergehend geschlossen. Pandemie und so. Die Souffleuse flüchtet aufs Land. Dort sieht sie sich mit dem Gartenreich ihres kürzlich verstorbenen Mannes konfrontiert. Der Garten ist verwildert und sie selbst hat absolut keine Ahnung, wie sie das grüne Reich wieder zum Leben erwecken kann. Zuerst leistet ihr ein zugelaufener Hund, den sie Hans Styx nennt, Gesellschaft. Dann taucht ein mysteriöser Gärtner auf. Er bringt wieder Leben in den Garten.

Ich wurde boshaft in meinem Kasten. Formte endlich Worte mit meinem Mund, die nicht in diese Oper gehören. Knödel. Intrige. Aber natürlich, das wusste sie, dass das nicht die richtigen Worte waren. Eine Freude, sie schwitzen zu sehen. War ich ein Arschloch? Und was für eines, ein ganz besonders großes.

Jürgen Bauer erzählt in Styx von Verlust, Einsamkeit und Neuanfang. Es geht um den Umgang mit Trauer und wie man sich seines eigenen Lebens wieder bemächtigt. Das alles erzählt er durch das Prisma einer durchaus nicht immer vertrauenswürdigen und glaubwürdigen Protagonistin. Ihre Erinnerungen vermischen sich zusehends mit ihrer realen Umgebung. Weil sie von etwas heimgesucht wird, an das sie selbst nicht denken will. Sie verdrängt und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Es ist auch ein interessanter Aspekt des Romans, dass von allen Figuren nur der Hund einen Namen bekommt, während die menschlichen Charaktere unbenannt bleiben.

Hier könnte man natürlich einiges hineininterpretieren, doch das würde wiederum zu viel vom Roman vorwegnehmen. Bauer erzählt geradlinig, direkt und rasant. Er bedient sich einer überaus verdichteten Sprache und hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Ein weiterer großer Aspekt in Styx ist die Oper. Die Oper spielt eine große Rolle im Leben der Protagonistin und somit auch im Roman selbst. Doch man muss selbst kein Fan davon sein, um von der Geschichte in ihren Bann gezogen zu werden. Wobei es eigentlich weniger die Handlung selbst ist, als vielmehr die vielschichtige Hauptfigur und die komplexen Beziehungen zu ihren Mitmenschen, die Styx zu faszinierender Literatur machen.

Styx von Jürgen Bauer, 192 Seiten, erschienen im Septime Verlag.

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