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Joker

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Psycho-Thriller
Manege frei für den – gut durchatmen – besten Film des Jahres. Der Hype ist groß, das Marketing mehr als gelungen, das Spiel mit der Erwartungshaltung bereits großes Kino im Vorfeld. Nun ist er da: Joker von Todd Phillips. Und er ist nahezu genial.

Es geht um den psychisch labilen Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) im Gotham City der frühen 80er Jahre. Jener führt ein tristes Leben zwischen seinem Job als Berufsclown, seinem Wunsch als Stand-Up-Comedian durchzustarten und der Pflege seiner kranken Mutter Penny (Frances Conroy).

Eine unglückliche Serie von Pech, Gewalt und persönlicher Enttäuschungen führt Arthur schließlich über den Rand seines Verstandes in den Wahnsinn. Und so kommt es zur Geburt des Jokers, dem einzig echten, originalen Clown-Unterweltboss.

 

Um es vorweg zu sagen: Bei Joker geht es definitiv mehr um das Wie als um das Was. Soll heißen: Der Film ist vor allem formal schlicht überwältigend. In seiner Bildkomposition, der Ausstattung, der Regie und dem kompletten Ensemble. Angeführt selbstverständlich von einem atemberaubend guten Joaquin Phoenix, der mit dieser Rolle Johnny Cash endlich hinter sich lassen darf. Es ist die beste Performance seiner an hervorragenden Performances wahrlich nicht armen Karriere geworden. Das Drehbuch erlaubt sich keinerlei Schnitzer, ist aber doch etwas überraschungsarm. Alles passiert in etwa so, wie man es erwartet. Das ist es dann aber auch schon mit der Bemängelung.

Optisch orientiert sich Joker stark an den Martin Scorsese-Filmen der späten 70er- und frühen 80er-Jahre. Ein Umstand, der mit der Besetzung von Robert De Niro in einer kleinen, aber wichtigen Nebenrolle noch einmal unterstrichen wird. Auch De Niro darf hier eine seiner besseren Leistungen der letzten Jahre abgeben. Der Rest der Cast kann ebenfalls überzeugen, vor allem die immer tolle Frances Conroy – und auch Zazie Beetz darf ein bisschen mehr als gewohnt von ihrem Können zeigen.

Im Vorfeld wurde viel spekuliert inwiefern hier überhaupt noch eine Nähe zu den Batman-Comics gesucht wird. Und ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, einen anderen Titel zu finden und so eine originäre Geschichte zu erzählen ohne sich mit den Fans anzulegen. Nun, ohne zu viel verraten zu wollen, Joker ist doch mehr Comic-Verfilmung geworden, als man vermutet hätte. Das ist vielleicht die größte Überraschung an dem Ganzen.

Der Grundton des Films ist durchgehend düster und tragisch. Das Ergebnis steht den Batman-Filmen von Christopher Nolan um nichts nach. Im Gegenteil. Hier wird sogar nochmal ein gutes Schippchen an Niveau und hoher Filmkunst drauf gehauen. Joker atmet jene Luft, die wirklich nur ganz großes Kino umweht. Wer hätte gedacht, dass Todd Phillips (Road Trip, Hangover) so einen Film in sich hat? The Joke is on you.

Regie: Todd Phillips, Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver, Darsteller: Joaquin Phoenix, Zazie Beetz, Robert De Niro, Frances Conroy, Filmlänge: 122 Minuten, Filmstart: 11.10.2019