A Quiet Place 2
Nach dem großen Erfolg von A Quiet Place wirft uns John Krasinski in sein Endzeit Horroruniversum zurück. Viel Horror ist nicht mehr vorhanden, dafür leider mehr Action und dumme Protagonisten. Ein ungewolltes Schreckens-Szenario für den hoffentlich letzten Teil des Franchises.
Dabei beginnt der Film doch so vielversprechend: Zusammen mit Lee Abbott (John Krasinski) erleben wir Tag 0 der Alien Invasion. Was wie ein normaler Wochenendtag in einer amerikanischen Kleinstadt anfängt entwickelt sich schnell zu einer Verfolgungsjagd und einem Kampf auf Leben und Tod. Dann der Schnitt zurück in die Gegenwart: Familie Abbott findet sich direkt im Anschluss an Teil eins wieder. Mutter Evelyn (Emily Blunt) führt ihre Kinder und ihr Neugeborenes weg von dem zerstörten Zuhause, auf eine Reise ins Ungewisse. Im Gegensatz zu Evelyn hat Tochter Regan (Millicent Simmonds) jedoch mehr im Sinn als nur die Suche nach einem neuen Unterschlupf. Die aus Teil eins gewonnenen Erkenntnisse zur Bekämpfung der Aliens, sollen ihrer Meinung nach verbreitet werden. So kommt es, dass sich die Familie aufteilt und separat voneinander um ihr Leben kämpfen muss.
Hier begeht der Film den ersten von zahlreichen Fehlern. Die Dynamik der Familie und die Coming-of-Age Elemente, sind in Teil zwei komplett gestrichen worden. An deren Stelle sind sich wiederholende Action-Sequenzen und sehr viel schlechte Entscheidungen getreten. Charakterentwicklung? Irrelevant. Dichte Stimmung? Langweilig. Dafür mehr Monster. Was in den ersten 15 Minuten gut funktioniert und sogar Sinn macht. Das Chaos und die Zerstörung der Kleinstadt machen Spaß und wären ein willkommener Kontrast, wenn der Rest des Films tatsächlich „Quiet“ wäre.
Stattdessen scheint es aber so, als versuche sich jeder Charakter absichtlich in Situationen zu begeben, in denen man möglichst viel Lärm erzeugen kann. Zum Beispiel wenn Regan sich vollbepackt in einen schmalen Zugwaggon begibt, nur um wenige Sekunden darauf von einer Leiche erschreckt und in einen Kampf verwickelt zu werden. Oder wenn Marcus Abbot (Noah Jupe) es für eine gute Idee hält, sein wehrloses Geschwister allein zu lassen, um ebenfalls von einer Leiche erschreckt zu werden, sich anschließend in einem luftdichten Raum einschließt und beinahe stirbt. Alle diese Entscheidungen wirken zu forciert um bei den Zuschauern, trotz der darauffolgenden Actionsequenzen, auch nur das geringste Gefühl von Spannung zu erzeugen.
Zu keinem Zeitpunkt hat man echte Angst um das Wohlergehen der Protagonisten. Nicht nur weil sich diese so blöd anstellen, dass sie es verdient hätten zu sterben, sondern weil der ernsthafte Spirit in A Quiet Place 2 verloren gegangen ist. Wenn man während dem Abspann den Namen Michael Bay liest, versteht man auch warum. Allerdings kann man John Krasinskis Werk zugutehalten, dass es seine Geschichte sehr geradlinig erzählt. Nach 96 Minuten ist Schluss. Und das ist gut so.
Im Angesicht von A Quiet Place leidet Teil zwei unter seiner starken Vorlage. Technisch und schauspielerisch kann sich A Quiet Place 2 definitiv mit dem durchschnittlichen Horrorstreifen messen. Wer aber das gleiche Niveau, oder sogar mehr erwartet, wird den Kinosaal nicht glücklich verlassen.
Regie und Drehbuch: John Krasinski, Darsteller: Emily Blunt, Cillian Murphy, Noah Jupe, Millicent Simmonds, John Krasinski, Djimon Hounsou, Scoot McNairy, Filmlänge: 97 Minuten, Kinostart: 18.06.2021