Succubus (c) 1992, 2021 Edward Lee, Festa Verlag(2)

Succubus

In Succubus erzählt Edward Lee von einem altertümlichen Kult, der eine ganze Kleinstadt im Griff hat. H.P. Lovecraft lässt grüßen.

Ann lebt in der Großstadt und ist erfolgreiche Anwältin. Ihre pubertierende Tochter Melanie ist ihr fremd, weil sie zu wenig Zeit miteinander verbringen. Mit dem erfolglosen Poeten Martin hat sie jedoch einen verständnisvollen Ziehvater und Partner gefunden. Verstörende Albträume bringen Ann um den Verstand und sie sucht Hilfe bei einem Therapeuten. Gleichzeitig brechen zwei gewalttätige Verbrecher aus einer Irrenanstalt aus und hinterlassen eine Schneise der Gewalt. Als Anns Vater einen Schlaganfall erleidet, kehrt sie mit Melanie und Martin zurück in ihre kleine Heimatstadt Lockwood. Auch die zwei Verbrecher sind auf dem Weg dorthin. Doch die Kräfte, die in Lockwood am Werk sind, sind weitaus gefährlicher, grausamer und mächtiger. Das Schrecken nimmt seinen Lauf.

Sie haben Köpfe gekocht. Er starrte die seltsame grazile Frau an, dann wieder hinab in die Grube mit den Schädeln.

Succubus ist ein früheres Werk von Edward Lee und das merkt man stellenweise auch. Es ist zwar von Anfang an offensichtlich, dass hier ein talentierter Autor am Werk ist. Einer, der weiß, wie man Spannung erzeugt und (in späteren Werken) auch zu makaberen Humor fähig ist. Hier orientiert sich Lee aber noch sehr stark an seinem großen Vorbild H.P. Lovecraft. Vor allem sprachlich merkt man das immer wieder. Wenn man anderes vom Autor gewohnt ist, liest sich dieser Roman oft wie eine liebevolle Hommage an Lovecraft. Das wäre an sich auch nicht weiter störend, wenn der Roman dabei spannend und eigenständig bleiben würde. Succubus hat leider auch seine Längen und, muss man auch sagen, langweiligen Momente.

Der Albtraum hatte vor zwei Monaten begonnen. Er kam jede Nacht. Manchmal unterschieden sich die Details, aber in den Grundzügen war er immer gleich.

Außerdem vermisst man hier einfach die eigene Stimme des Autors, sein eigener Stil scheint noch nicht vollends ausgeprägt zu sein. Trotzdem hat Succubus auch seine gelungenen Stellen. Die Handlung, auch wenn manche Horror-Klischees bedient werden, ist eigentlich immer überraschend und nie vorhersehbar. Bis zum Schluss schafft es Lee unerwartete Richtungen einzuschlagen. Außerdem scheint der Autor auch wenig Hoffnung für die Menschheit zu sehen und entwirft in Succubus ein recht pessimistisches Bild. Und das hat doch auch was böses humorvolles an sich. Überraschend ist Succubus besonders dann, wenn man eher die späteren Werke von Edward Lee gewohnt ist. Dann liest sich dieser Roman im Vergleich richtig zahm und harmlos und ist fast schon was massentaugliches.

Succubus von Edward Lee, 432 Seiten, erschienen im Festa Verlag.

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