One For The Road (c) 2023 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH(4)

One For The Road

5
Drama

Liest man die Synopsis Markus Gollers jüngster Regiearbeit One For The Road, in der Bauleiter Mark (Frederick Lau) und Grundschullehrerin Helena (Nora Tschirner) im MPU-Kurs über ihre geteilte Gewohnheitstrinkerei zusammenfinden, verbunden mit der Kategorisierung als deutsche Komödie, fürchtet man unweigerlich das Schlimmste. Dass die stereotype Story vom mühsamen Ausstieg aus dem Alltagsalkoholismus einem das erspart, liegt neben den patenten Darstellungen auch am dramaturgischen Schwerpunkt.

Letzter liegt mehr auf Tragik als auf Lachern, die meist im Halse stecken bleiben. Das sollen sie auch, denn Teil der Suchtproblematik, von der fast 15 Prozent der Deutschen betroffen sind, ist deren gesellschaftliches Bagatellisieren. Dafür sind Mark und Helena Paradebeispiele.

 

Dass die Handlung bisweilen lehrbuchhaft wirkt, insbesondere die stets verständnisvollen Vorträge von Kursleiter Blau (Godehard Giese), schwächen die Dramatik ähnlich wie die geringe Fallhöhe. Von den massiven sozialen und ökonomischen Auswirkungen des Alkoholismus ist wenig zusehen. Für die Diskrepanz der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Wertung von Alkoholkonsum abhängig von Gender, Klasse und Status fehlt jegliches Bewusstsein.

Der maßgebliche Einfluss des beruflichen und privaten Umfelds als Trigger und Toleranzraum bleibt trotz einiger starker Szenen, in denen das freundschaftliche Belächeln Marks besten Kumpels Nadim (Burak Yigit) Fremdscham weicht, unterbelichtet. Der vorhersehbare Plot folgt Gollers routiniertem Road-Movie-Raster, nur verläuft diesmal die männliche Heldenreise buchstäblich ernüchternder.

Regie: Markus Goller, Drehbuch: Oliver Ziegenbalg, Darsteller: Frederick Lau, Nora Tschirner, Friederike Becht, Godehard Giese, Franz Hartwig, Nina Kunzendorf, Henning Peker, Lena Schmidtke, Filmlänge: 115 Minuten, Kinostart: 26.10.2023

One For The Road