Birds-of-Prey-(c)-2020-Warner-Bros.(5)

Birds of Prey

4
Action

Birds of Prey ist der 8. Film von DC/Warners Versuch ein ähnliches cineastisches Filmuniversum zu generieren, wie die Kollegen von Disney mit ihrem MCU. Wie beinahe alle vorhergehenden Einträge dieser Franchise geht auch Birds of Prey mal wieder gründlich daneben.

Wenn ein Film nur drei Tage vor dem offiziellen Kinostart der Kritikerzunft gezeigt wird, verheißt das meistens nichts Gutes. Wenn man dann auch noch gebeten wird, keine Kritiken bis am Tag der Premiere (!) zu veröffentlichen, ist Feuer am Dach. Das sind alles klare Indikatoren dafür, dass nicht mehr wirklich mit einem (Kritiker-)Erfolg von Seiten des Studios gerechnet wird. Und genau so dürfte es jetzt auch zu kommen.

 

Ein kurzer Blick auf die (wirre) Handlung: Harley Quinn (Margot Robbie) wurde vom Joker vor die Tür gesetzt. Darauf will der Unterweltboss Roman Sionis alias Black Mask (Ewan McGregor) Harley ausschalten, da jene nun nicht mehr unter dem Schutz des Jokers steht. Eben jenem Sionis wird zeitglich auch ein großer Diamant geklaut. Und zwar von der jungen Taschendiebin Cassandra Cain (Ella Jay Basco). Darauf setzt der Bösewicht ein Kopfgeld auf die Kleine aus, was sämtliche Schweinebacken in Gotham City auf den Plan ruft. Des weiteren Mischen mit: Renee Montoya (Rosie Perez), eine gefrustete Polizistin, die noch ein Süppchen mit Harley zu kochen hat; die Sängerin Dinah Lance aka Black Canary (Jurnee Smollet-Bell), die in Black Masks Club singt und ihn in Wahrheit hasst; und die Mysteriöse Huntress (Mary Elizabeth Winstead), die Jagd auf Mafiakiller macht.

Birds of Prey ist ein gnadenlos unlustiger Actionfilm, der bis auf ein paar wirklich gelungen choreographierte Fights kaum was zu bieten hat. Diese entstanden übrigens anscheinend erst bei Nachdrehs unter der Regie von Chad Stahelski (John Wick). Macht Sinn, denn sie sind wirklich bei weitem das Beste an dem Film. Das Drehbuch ist vollkommen wirr und hat gleichzeitig nichts zu erzählen. Die grelle Optik und der hektische Schnitt erinnern an einen Musikvideoclip. Passend dazu wird man permanent mit lauter Popmusik zugeballert, die eine Stimmung und Atmosphäre versucht zu erzeugen, die der Film einfach nicht hat. Dieses Problem hatten wir ja auch schon bei Harley Quinns erstem Kinoauftritt in Suicide Squad. Humor vermisst der Film sträflich, dabei hätte es jede Menge Potential dafür gegeben. Doch das einzige was Birds of Prey liefert sind ein paar halbgare Oneliner von Harley Quinn, die ungefähr so lustig sind, wie wenn Catwoman „Miau“ sagt, nachdem sie einem Schurken eine geballert hat.

Birds of Prey (and the Fantabulous Emancipation of One Harley Quinn) verspricht der Originaltitel. Aber auch von dieser “fantabulösen” Emanzipation findet man hier keinen Hinweis. Überhaupt ist der Streifen für einen „all female“-Superheldenfilm erstaunlich unfeministisch. Dafür werden jede Menge Knochen gebrochen und F-Bombs geworfen. Warum der Film auf ein R-Rating getrimmt wurde (also keine Jugendfreigabe in den USA), bleibt wohl ein Geheimnis der Macher. Denn die Vorlage gibt das eigentlich nicht her. (Dafür fehlt die eigentliche Hauptfigur der Comic-Bird of Preys, nämlich Batgirl, einfach vollkommen.) Vermutlich lag der Versuch dahinter mit Harley Quinn einen DC-Deadpool zu erschaffen. Dafür fehlt aber – wie bereits mehrfach hingewiesen – einfach komplett die Wunderaffe Humor. Und dann wäre auch noch die Sache mit der Cast. Zwar wäre es jetzt vermessen von einem Totalausfall zu sprechen, aber so richtig überzeugen kann hier auch Niemand. Mit Ausnahme vielleicht von Chris Messina, der als kaum wiederzuerkennender Killer Victor Zsasz zumindest ein bisschen Wandlungsfähigkeit beweist. Selbst Margot Robbie – und das ist voll und ganz ihr Film – kann nicht mehr wirklich denselben Charme versprühen, wie in ihrem ersten Auftritt als Harley Quinn. Unterm Strich bleiben ein paar gute Actionsequenzen, eine Menge Tohuwabohu und das Gefühl, dass da mal wieder viel mehr drinnen gewesen wäre.

Regie: Cathy Yan, Drehbuch: Christina Hodson, Darsteller: Margot Robbie, Mary Elizabeth Winstead, Ewan McGregor, Jurnee Smollett-Bell, Rosie Perez, Bojana Novakovic, Chris Messina, Filmlänge: 109 Minuten, Kinostart: 06.02.2020