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Die Fabelmans

5
Drama

Wie sehr man auch versucht, Steven Spielbergs ostentativen Oscar-Anwärter Die Fabelmans als intimes Familiendrama zu sehen, an erster Stelle ist es ein Film über Privilegien. Nicht nur auf der vordergründigen Handlungsebene, die dem filmfaszinierten Sammy Fabelman (Gabriel LaBelle) und seine sechsköpfige Sippe beim Aufstieg aus der Mittelschicht in die Oberschicht begleitet, sondern der inszenatorischen.

Die semi-biografische Story ist selbstverliebt statt selbstreflexiv und überladen von Überexposition und Übererklärung konventioneller Konflikte. Eine narrative Nichtigkeit, aufgeplustert mit hochkarätigen Darsteller:innen, pompösen Produktionsdesign und schwelgerischem Soundtrack. So wringen der Regisseur und sein bevorzugter Co-Drehbuchautor Tony Kushner maximale Melodramatik aus zwei Umzügen dank Papa Burts Karriereaufstieg (Paul Dano).

 

Mama Mitzi (Michelle Williams) schmachtete nach Burts Bestie Bennie (Seth Rogen) und kriegt einen Überraschungsbesuch ihres Onkels Boris (Judd Hirsch). Dessen einzige Funktion ist vorzuschwärmen, welch ein leidenschaftlicher Filmemacher Sammy sei und dass die Kunst – als weniger werden seine Hobbyproduktionen nie verstanden – ihn zerreißen werde.

Auf die Zerreißprobe wartet man vergebens, was die Botschaft der Szene und tatsächlich des gesamten Films noch unmissverständlicher macht: Spielbergs Alter Ego sei ein Genie, das Mamas musische Feingefühl und Papas technische Brillanz vereint. Also beklatscht fleißig die sentimentale Selbstmystifizierung eines reichen alten weißen Mannes, der den Unterschied zwischen kreativer Kunst und massentauglicher Monetarisierung hartnäckig verleugnet.

Regie: Steven Spielberg, Drehbuch: Steven Spielberg, Tony Kushner, Darsteller: Michelle Williams, Paul Dano, Seth Rogen, Gabriel LaBelle, Jeannie Berlin, Julia Butters, Judd Hirsch, Filmlänge: 151 Minuten, Kinostart: 09.03.2023

Die Fabelmans