Metroid-Dread-(c)-2021-MercurySteam,-Nintendo-(9)

Metroid Dread

10
Action-Adventure

Beinahe 20 Jahre hat es gedauert bis Nintendo mit Metroid Dread ein echtes Metroid-Sequel produziert. Nicht dass es in der Zwischenzeit an unterschiedlichen Spin-Offs, Remakes und Ähnlichem mangelte, aber Fans der Reihe mussten schon verdammt viel Geduld mitbringen um endlich eine richtige Fortsetzung genießen zu können. Aber nicht nur der Metroid-Name hat in der Zeit ein wenig gelitten, auch das verantwortliche Studio, Mercury Steam hat bisher eine durchmischte Geschichte hinter sich. War Metroid: Samus Returns auf dem 3DS zwar eine gut gemeinte Angelegenheit, wollte der Funke damals nicht so recht zünden.

Doch mit dem zweiten Versuch – das steht außer Frage – beweist das Studio nun dass es sich manchmal lohnt bei einem Spielkonzept zu bleiben und es zu verfeinern. Während die 3DS-Version noch mit seinen 30FPS zu kämpfen hatte, gibt es nun auf der Switch für Metroid Dread satte 60 FPS verpasst und dadurch kann das Studio seine Action-Kompetenz auf eindrucksvolle Weise entfalten. Samus ist mit einer Agilität ausgestattet, die ganz neue Maßstäbe setzt und kann mit zahlreichen Manövern so schnell durch die Karten flitzen, dass es für Speedrunner noch auch viele Jahre eine wahre Freude sein wird. Wie schon bei Samus Returns kann das reine Navigieren als Joystick-Akrobatik bezeichnet werden, gilt es doch zahlreiche Manöver aneinanderzureihen – aber alle Fähigkeiten scheinen bei Metroid Dread flotter von der Hand zu gehen und die Flexibilität der teilweise neuen Manöver ist beachtlich.

Doch auch vergleichsweise ungeübten Spielern dürfte die präzise Manövrierfähigkeit der Spielfigur ab der ersten Minute positiv auffallen, zumal das Thema des Titels auch jede Menge Geschwindigkeit verlangt: In speziellen Passagen muss Samus den Skynet-artigen Killerrobotern entfliehen, was in regelmäßigen Abständen für einen hohen Adrenalinspiegel sorgt, das Spielgeschehen aber dankenswerterweise nicht völlig übernimmt. Vielmehr merkt man dem Konzept an, dass es über die letzten Ausgaben der Reihe hinweg bereits herangereift ist und in gewisser Hinsicht seinen gut geölten Höhepunkt in Metroid Dread findet.

Wäre auch zu schade durch die bombastisch gestalteten Umgebungen zu schnell durchzulaufen, ist doch die Art-Direction einer der klaren Highlights des Titels. Blasse Farbtöne und grelle Neoneffekte kombinieren sich zu einem paranoid wirkenden Cyber-Look, der die verschiedenen Landschaften des Planeten stimmungsvoll in Szene setzt. Besonders die organischen Höhlen und Außenlandschaften sind es, die dabei klar machen, dass dieser 2D-Plattformer kein großes Budget gescheut hat.

Metroid-Veteranen werden sich primär die Frage stellen, wie es diesmal mit Händchenhalten aussieht und dazu kann nur gesagt werden, dass Nintendo wohl einmal wirklich zugehört hat. Es gibt keinerlei Markierungen die dem Spieler den Ton angeben, man muss sich schon mit wagen Hinweisen der aus Metroid Fusion bekannten Künstlichen Intelligenz Adam begnügen. Stattdessen steht dem Spieler ein endlos detailliertes Kartenwerk zur Verfügung, auf dem sich genau die eigenen Schritte zurück verfolgen lassen, sodass das Studieren der weiträumigen Landschaft ein Kinderspiel wird. Der Spielablauf lässt mit zunehmendem Verlauf dem Spieler Raum sich frei zu bewegen, was angesichts der blitzschnellen Manöver, die Samus zur Verfügung stehen, dazu führt, dass man in Windeseile abenteuerliche Kombos aneinander reiht, nur um sich schneller von Punkt A zu Punkt B zu bewegen.

 

Die Atmosphäre, die bei den besten Ablegern der Serie im Mittelpunkt steht, ist dabei wesentlich ausgeprägter als beim 3DS-Vorgänger. Die Story hält den Spieler mit zahlreichen Wendungen bei Laune und vor allem Serien-Kenner werden die zahlreichen Pay-Offs schätzen. Der einzige Makel ist wohl der Soundtrack, der zwar atmosphärisch ist, aber nicht ganz an die Höhepunkte der Serie heranreicht. Zuletzt verdienen noch die Boss-Kämpfe eine Erwähnung, die sich teilweise schamlos mit für Nintendo ganz untypischen Schwierigkeits-Peaks schmücken: Da ist man teilweise schon fast an Dark Souls erinnert, eine Assoziation die dem Spiel eigentlich gut zu Gesicht steht.

Kaum ein Genre ist so breitgefächert wie jenes, das vor Jahrzehnten mit Metroid seinen Anfang nahm. Inspiriert durch diese Spielform gibt es heute dutzende Ableger, die auf die altbewährte Formel setzen und so kommt da natürlich die Frage auf, was das Original hier noch hinzuzufügen hat. Die Antwort: Eine Menge wie es scheint, denn kaum ein Titel kann mit der hochwertigen Inszenierung von Metroid Dread wirklich mithalten. Der Release ist Nintendo auf Höchstform und wird mit Sicherheit noch lange über 2022 hinaus ein Referenztitel bleiben. Bleibt nur zu hoffen dass das Warten auf den nächsten Titel nicht wieder 20 Jahre dauert.

Plattform: Switch (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 08.10.2021, Link zur Homepage