SOMMERKRIEG © this human world

Sommerkrieg

8
Doku

Eine Dokumentation über ein propaganda-infiziertes Sommercamp in der Ukraine. Der unzensierte Blick von Regisseur Moritz Schulz lässt sein Publikum auch lange nach dem Abspann nicht mehr los.

Jasmin und Jastrip sind 12 Jahre alt und besuchen zum wiederholten Mal das Sommercamp „Azovets“. In den zwei Wochen, die sie dort verbringen, wird ihnen vor allem militärischer Drill und der Umgang mit Waffen nähergebracht. Die namensgebende Militäreinheit „Azov“ ist dafür bekannt rechtsextreme Ansichten zu verherrlichen. Dennoch nehmen viele Kinder an dem Lager teil und die zwei Protagonisten freuen sich sogar darauf – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Jasmin hat ein stabiles soziales Umfeld, sieht in dem Camp aber eine Chance mehr aus sich zu machen und ihre Familie zu unterstützen. Jastrip hingegen wird von seinen Eltern vernachlässigt und sucht in den Ausbildnern eine Ersatzfamilie. Die Doku zeigt, wie leicht es möglich ist, aus naiven Kindern treue Soldaten zu machen – und auf welch absurde Weise sich die Täter rechtfertigen.

Sommerkrieg schafft es von der ersten Minute an, sein Publikum einzunehmen und mitzureisen in die bizarre Welt des „Azovets“-Camp. Als Zuseher muss man fassungslos zusehen, wie selbstverständlich perfide Manipulation auf junge Kinder ausgeübt wird. Moritz Schulz schafft es, dieses breite Spektrum einzufangen und dennoch seine zwei Protagonisten nicht aus den Augen zu verlieren. Wir erleben die zwei Wochen durch die Augen von Jasmin und Jastrip und können deshalb sogar nachvollziehen, was sie in diese Welt zieht. Man wird hin und her gerissen zwischen Abscheu und Mitgefühl. Abgesehen von den faszinierenden Bildern, stechen die spontanen Dialoge heraus. Das Spektrum erstreckt sich dabei von Gehirnwäsche-Zitaten bis zu reflektierten Diskussionen zwischen 12-Jährigen. Sommerkrieg ist allein wegen seiner Existenz besonders und macht es durch die großartige Machart zu einem Must-see.

Regie: Moritz Schulz, Drehbuch: Moritz Schulz, Tetiana Trofusha, Filmlänge: 80 Minuten, gezeigt auf dem this human world 2020