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Die Ehe der Maria Braun

10
Drama

Die Ehe der Maria Braun war international der erfolgreichste Film von Rainer Werner Fassbinder. Ein Nachkriegsdrama, das den heutigen Filmen zeigt, was eine wirklich starke Protagonistin ist.

Eine schnell geschlossene Ehe mitten in den Wirren des zweiten Weltkriegs. Am nächsten Tag schon verlässt Hermann (Klaus Löwitsch) seine angetraute Maria (Hanna Schygulla) um an die Front zu gehen. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen, nicht vom Krieg, nicht vom Verschwinden ihres Mannes, der bald für tot gehalten wird, und auch nicht von dem Leben im zerstörten Nachkriegs-Deutschland. Als sie einen Mord begeht, übernimmt ihr zurückgekehrter Mann die Verantwortung dafür und geht an ihrer Stelle ins Gefängnis. Nach seiner Haft flieht er vor ihr, um zu sich selbst zu finden, wie er meint, und lässt sie abermals alleine. Maria geht ihren Weg unbeirrt weiter, klettert die soziale Leiter nach oben und wird zunehmend einflussreiche Karrierefrau.

Mit Kühnheit und Geschick arbeitet und verführt Maria Braun sich nach oben, weiß ihren Charme und ihre Reize für ihre Vorteile einzusetzen, in der Gewissheit, dass ihr Mann eines Tages doch zurückkehren wird, entwickelt sie sich abseits von ihm zu einer emanzipierten, selbstständigen Frau, die einen Mann eigentlich nicht notwendig hat. Auch ohne dem vermeintlich starken Geschlecht weiß sie sich in einer Welt aus Chaos und Zerstörung zu behaupten. Sie braucht keinen Mann, der für ihr Überleben sorgt und sich um sie kümmert, gleichzeitig ist sie Männern aber auch nicht abgeneigt und genießt deren Gesellschaft. Überhaupt glänzen die Männer in Fassbinders Drama entweder durch ihre Abwesenheit oder durch Schwäche.

Hanna Schygulla liefert eine One-Woman-Show einer komplexen, sich langsam selbst zerstörenden Figur. Mit zunehmender Macht und Reichtum, wird ihr Charakter gleichzeitig emotional immer distanzierter, stößt ihre Mitmenschen mit ihrer schroffen Art von sich. Denn so leicht es ihr fällt die Stärken und Schwächen, kurz den Charakter der Menschen zu durchschauen, genau so leicht fällt es ihr, sie zu verletzen – und ohne zu zögern tut sie es. Mit zunehmenden Verlauf bekommt man das Gefühl, dass Maria die Geduld mit ihrer vermeintlich zurückgebliebenen, inkompetenten, naiven und schlichtweg dummen Umgebung verliert. Schygulla brilliert in der Titelrolle und auch wenn ihre Figur zunehmend unsympathischer und ja, teils auch nervend wird, ist ihre schauspielerische Leistung durchwegs grandios.

Gleichzeitig gelingt es Fassbinder wie immer grandios auch die anderen Schauspieler nicht zu kurz kommen zu lassen. Jeder von ihnen bietet Bestleistungen, weil jeder von ihnen, bis in die kleinsten Nebenrollen, vollkommen durchdachte, vielschichtige Figuren zu spielen hat. Überhaupt beweist Fassbinder einmal mehr, was für ein fantastischer Regisseur er war. Nicht nur die Ausstattung und Sets sind unglaublich, sondern auch die Kamera, Schauspielerführung und Art, wie er die Geschichte erzählt, suchen ihresgleichen. Die Ehe der Maria Braun darf man nach wie vor zu den besten Nachkriegsfilmen rechnen, ein zeitloses Drama, mit einer starken Protagonistin, die viele der heutigen (vermeintlich) starken Heldinnen locker in den Schatten stellt.

Regie: Rainer Werner Fassbinder, Drehbuch: Pea Fröhlich, Peter Märthesheimer, Darsteller: Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch, Ivan Desny, Gottfried John, Günter Lamprecht, Filmlänge: 120 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 21.09.2017