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Cruella

6
Komödie

Die Entstehungsgeschichte der wohl berüchtigtsten Disney Bösewichtin, zeigt die Figur Cruella in einem lauwarmen und ungewohnt tierfreundlichen Licht.

Wie lange bis wir sie alle durchhaben? Seit 2014 spielt das Studio von Mickey Maus in regelmäßigen Abständen seine beliebtesten Hits in neuem Realfilm-look. Das kommt mal unkreativ und eins-zu-eins nacherzählt, wie mit König der Löwen, mal mit kreativem Mehrwert wie bei Elliot, der Drache daher. Zum Glück zählt Cruella zu den Filmen zweit genannter Gruppe. Jedoch sei gesagt: nicht jeder wird mit der Darstellung dieser furchterregenden Figur zufrieden sein. Disney tut nämlich sein Bestes aus der pelztragenden Schurkin eine freche Sympathieträgerin zu machen.

Die Geschichte beginnt ganz am Anfang. Estella (Tipper Seifert-Cleveland) bekommt ihre Boshaftigkeit und zweifärbige Frisur in die Wiege gelegt. Dies hat zur Folge, dass das junge Mädchen, mit einem Hang zur Mode, schon früh die Schule wechseln muss und ihre Mutter in Schwierigkeiten bringt. Während einer Party, bei der die Mutter eine Bekannte um Geld bittet, kommt es zu einem tragischen Unfall, welcher die junge Estella als Waise auf den Straßen Londons zurücklässt. Durch einen glücklichen Zufall lernt die junge Estella zwei Waisenkinder kennen, die sie in ihrer kleinen Familie, bestehend aus Jasper (Joel Fry), Horace (Paul Walter Hauser) und den Hunden Buddy und Wink, aufnehmen. Zeitsprung in die 70er Jahre: Estella (Emma Stone), mittlerweile erwachsen, träumt noch immer davon Designerin zu werden, muss sich aber mit kleineren Diebstählen über Wasser halten. Durch eine Fügung des Schicksals kommt Estella in die Gunst der Baroness von Hellmann (Emma Thompson), der Modekönigin von London.

 

Der Teufel trägt Prada trifft Ocean‘s Eleven trifft (nur) 3 Dalmatiner. In seinen besten Momenten ist Cruella eine stimmige Neuinterpretation der genannten Vorlagen. Wenn Estella endlich ihre Transformation beginnt macht es Spaß einer Emma Stone in Bestform zuzusehen. Kostüme und Setdesign sind von aller höchster Güte und heben einzelne Szenen um eine gutes Stück an. Doch blickt man etwas tiefer unter die schöne Fassade, sieht man das Fundament bröckeln.

Denn der Film von Regisseur Craig Gillespie hat ein Problem mit seinem Zeitmanagement. Einerseits fühlt man sich von Szenen zu Szene gehetzt, andererseits hat man nach den 134 Minuten das Gefühl, dass man einiges hätte wegkürzen können. Die Ungeduld am Anfang wird von einer Flut an, teilweise unpassenden, Popsongs untermalt. Dasselbe Problem hat schon Filme wie Suicide Squad geplagt. Des Weiteren hat man das Gefühl, dass die Disneybosse mit einem kinderfreundlichen Weichzeichner über ein angenehm böses Skript gemalt hätten. Nichts neues könnte man sich denken. Jedoch tut es hier umso mehr weh, da auch diese Version nicht für Kinder geeignet ist. Bei so einer kontroversen Protagonistin wäre es schön gewesen, wenn sich Regisseur und Autoren mehr aus dem Fenster hätten lehnen dürfen.

Besser gut kopiert als schlecht selbstgemacht. Auch wenn Konzepte und Figuren aus bekannten Vorlagen übernommen wurden, funktionieren diese zumindest auch im Universum der 101 Dalmatiner. Emma Thompson geht als Baroness von Hellmann auf und macht jede Szene, die sie gemeinsam mit ihrer Rivalin hat, sehenswert. Großartige Kostüme werden teilweise von schlecht animierten Hunden überschattet, sind aber bestimmt ein Grund, warum man sich den ersten Teil dieser Reihe zu Gemüte führen kann. Teil Zwei ist nämlich schon in Planung. Beim nächsten Mal aber bitte noch ein bisschen böser.

Regie: Craig Gillespie, Drehbuch: Dana Fox, Tony McNamara, basierend auf dem Roman von Dodie Smith, Darsteller: Emma Stone, Emma Thompson, Joel Fry, Paul Walter Hauser, John McCrea, Emily Beecham, Mark Strong, Filmlänge: 134 Minuten, Kinostart: 18.06.2021

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