We Hold the Line (c) 2020 Magnet Film, DREAMER JOINT VENTURE Filmproduktion GmbH(1)

We Hold the Line

7
Doku

We Hold the Line zeigt den schmalen Grat zwischen Diktatur und Demokratie und wer diese Grenze verteidigt.

2016 wird Rodrigo Duterte Präsident der Philippinen. Der neue Machthaber macht zu Beginn seiner Amtszeit deutlich klar, dass er zu jedem Mittel greifen wird, um seine Ideen umzusetzen. Im Hinblick auf die Dokumentation dreht es sich dabei um Dutertes brutalen Kampf gegen Drogen und seine Konflikte mit der freien Presse. Seine lauteste Kritikerin ist die Chefredakteurin der Nachrichten Website Rappler, Maria Ressa. Die Journalistin und ihre Firma geraten nach 2016 unter immer mehr Druck, da sie weiterhin faktenbasierte und kritische Berichterstattung gewährleisten. Ihr unermüdlicher Kampf für Gerechtigkeit zeigt, dass das Schicksal eines ganzen Landes von einer kleinen Anzahl an Personen entschieden und verteidigt werden kann.

We Hold the Line ist in seinen stärksten Phasen so erschreckend, dass man wegsehen möchte, aber so faszinierend, dass man es nicht kann. Auch Zuseher, die über die Zustände in den Philippinen informiert sind, werden in diesen wechselseitigen Sog gezogen – denn diese unglaubliche Welt in einer solchen Nähe zu sehen, kann mit keinem Artikel beschrieben werden. Leider verliert We Hold the Line in der zweiten Hälfte die aufgebaute Fahrt und wirft in manchen Szenen mehr Fragen auf, als es beantworten kann. Dennoch bleibt man bis zum Ende gebannt vor den „redenden Köpfen“ sitzen. Selten bekommt man in ein und derselben Doku, Interviews von einer Times‘ Person des Jahres, einem Diktator und einem Auftragskiller präsentiert. Die Versatzstücke machen dieses Werk zwar nicht perfekt, aber dennoch zu einem einzigartigen Filmerlebnis. We Hold the Line ist keine angenehme Dokumentation. We Hold the Line ist eine wichtige Dokumentation.

Regie und Drehbuch: Marc Wiese, Filmlänge: 88 Minuten, gezeigt auf dem this human world 2020.