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Wenn Ende September auch der hartnäckigste Mückenstich wieder verheilt ist und der Herbst längst unabwendbar an Fenstern und Türen kratzt, dann wird es langsam wieder Zeit, in die schummrigen Räumlichkeiten der Kinosääle zurückzukehren. Ein Grund zur Traurigkeit ist dies allerdings noch lange nicht, zeigt sich das Kino pünktlich zum Herbstbeginn doch gleich von seiner haarsträubendsten, nervenaufreibendsten, magenumdrehendsten, wahnsinnigsten, abartigsten und schwarzhumorigsten Seite…

Grund dafür ist das in seinem erst zweiten Austragungsjahr bereits als legendär zu bezeichnende österreichische Slash Filmfestival, das vom 22. 09. bis 30. 09. erneut mit verheerender Wucht und ultimativem Gänsehaut-Faktor seine Klauen in die Eingeweide des Wiener Filmcasinos rammen wird. Angetrieben von Festival-Oberguru Markus Keuschnigg (FM4), bringt dort eine lobenswert engagierte Horde enthusiastischer Genreanbeter das Neueste aus der heimischen und internationalen Welt des fantastischen Films, des Horror-, Gore- und Slasherfilms auf die große Leinwand und holt nebenbei auch noch den ein oder anderen verehrungswürdigen Klassiker aus dem filmgeschichtlichen Schlund ins Leben zurück.

Beim Durchstöbern des umfangreichen Programms wird dabei schnell klar: In diesen Filmen regiert nicht nur das schiere Grauen, sondern vor allem auch der grenzenlose Wahnsinn – ob nun in Form von japanischen Möchtegern-Superhelden im Zebrakostüm, blutdurstigen Meerjungfrau-Vampirinnen, garstigen Zombies, Fraubotern mit Raketenbusen, Serienkillern, einer mordenden Christensekte, ungewöhnlich unterhaltsamen Geisterjägern oder Monstern, die sich in einem Wrestling-Match der Superlative gegenseitig an die Gurgel springen. Und natürlich wird es an Kunstblut und Ketchup, zerplatzenden Köpfen, abgehackten Gliedmaßen, hervorquellenden Eingeweiden sowie anderen exzessiven Gewaltdarstellungen keinesfalls mangeln.



Unbedingt zu empfehlen ist der britische Eröffnungsfilm Attack the Block – eine fluoreszierend fulminante Genrekreuzung aus Gemeindebaudrama und Alieninvasions-Spektakel rund um eine Gang von Jugendlichen. Ausgestattet mit charismatischen Protagonisten, irrem Ghettokids-Slang, bombastischem Soundtrack und vielem mehr ist Attack the Block wohl der erfrischendste und unterhaltsamste Alienfilm seit langer Zeit. Am Eröffnungsabend wird der Regisseur Joe Cornish das Filmcasino mit seiner Anwesenheit beehren.



Besonders bunt treiben es wie immer natürlich auch die japanischen Genrefilme, die vor allem am Superhelden-Samstag in einer Mixtur aus Pop-Surrealismus und Nonsense-Kino für wahnsinnige Action sorgen werden – so etwa in Takashi Miikes Zebraman; in Karate-Robo Zaborgar: einer trashigen Hommage an eine japanische Kinderserie aus den 70ern, die wohl auch als Inspirationsquelle für die Transformers fungierte; oder aber in Deadball: einem Extreme-Gore-Baseballmatch zwischen jugendlichen Straftätern und einer Femme Fatale-Mannschaft mit feurigen Rasiermesser-Bällen.



Wem dies jedoch zu viel des Wahnsinns ist, der kann auf den charmanten australischen Möchtegern-Superhelden Griff the Invisible zurückgreifen oder aber auf die anarchische und pechschwarze Komödie Super, in der Rainn Wilson und Ellen Page erschreckend unterhaltsame Selbstjustiz betreiben und nicht nur den traditionellen Heldenbegriff brutal zu Brei schlagen. Nebenbei ruft das Slashfilmfestival am Samstag zu origineller Superheldenkostümierung (mit Wettbewerb und Prämierung im Filmcasino) auf!



Wer sich eher nach einem altmodischen, soliden und atmosphärisch garantiert eindrucksvollen Gruselschocker sehnt, der sollte sich The Ward – das brandneue Werk vom „Master of Horror“ John Carpenter, als auch Don’t Be Afraid of the Dark – das Langfilmdebüt von Comiczeichner Troy Nixey nach einem haunted house Drehbuch des grandiosen mexikanischen Genrevisionärs Guillermo del Toro wohl besser nicht entgehen lassen. Am letzten Tag des Festivals wird das Filmcasino zusätzlich zu einer wahrhaften Geisterbahn umgestaltet.



Und denjenigen Hartgesottenen, die sich mutig an die Grenzen des an visuellen Grausamkeiten Erträglichen heranwagen wollen, seien folgende Teufelswerke empfohlen: Lucky McGees The Woman – eine abgrundtief verstörende Parabel über Gewalt und Gegengewalt innerhalb einer typischen US-Familie; Kevin Smiths (Clerks, Dogma) neuer Film Red State – eine Genre-Groteske über den Wahn einer fundamentalistischen Christensekte; sowie Ben Wheatleys Kill List, in dem angeblich die legendäre Prügelszene aus Irreversible noch in den Schatten gestellt wird. 



Zu den Specials zählen dieses Jahr ein Abend für den einzigartigen „Godfather of Gore“ Herschell Gordon Lewis sowie das irre japanische Fabelwesen-Erotik-Musical Underwater Love mit anschließendem Konzert des Berliner Electropop-Duos Stereo Total. Und am 29. 09. wird der in persona anwesende Schauspieler, Regisseur, Autor, Musiker und Avantgardekünstler Crispin Hellion Glover (vor allem bekannt als George McFly, aber auch aus Filmen von Lynch, Jarmusch oder Burton) unter Beweis stellen können, ob er seinem Ruf als Ausnahmeerscheinung und exzentrischer „weird guy“ Hollywoods gerecht wird. Zu sehen gibt es nicht nur eine Performance, sondern auch seinen neuen bizarr-poetischen Geniestreich It is fine! EVERYTHING IS FINE.    



Blut ist übrigens nicht die einzige Körperflüssigkeit, die im Rahmen des Festivals zelebriert wird, so sei hier auch auf die feucht-fröhliche Pornonacht hingewiesen, in der Molly Shanker klassische Super8-Hardcore-Schmuddel-Filmchen mit reichlichem Schamhaar-Flair präsentiert.

Zum Abschluss soll hier noch einmal gewarnt werden: Egal ob schwarze Komödie, haarsträubendes Gruselkino, trashiger Splatter oder die Grenzen des visuell Erträglichen sprengender Horrorthriller – ohne gute Nerven und guten Magen sollte man sich hier besser nicht ins Kino wagen. See it before you eat!!

Komplettes Programm sowie Filmtrailer auf slashfilmfestival.com

Tickets im Wiener Filmcasino erhältlich

Kartenpreis: 7,50 Euro (außer Specials)

5er und 10er Blöcke

Baldiger Kartenkauf empfohlen!