Warten auf nichts (c) 2023 Tom Kromer, Verlag Das Kulturelle Gedächtnis(2)

Warten auf nichts

Warten auf nichts ist der einzige Roman von Tom Kromer und er erzählt darin von seinen Erfahrungen als Obdachloser während der Großen Depression.

Tom Kromer landet während der Weltwirtschaftskrise zwischen 1929 und 1939 auf der Straße. Wie so viele seiner Landsleute steht er ohne Job, Geld und Unterkunft da. Er lebt von Almosen und Suppenküchen und hat trotzdem immer Hunger. Er wohnt in Missionen und Güterwaggons. Er schläft auf Parkbänken, wenn er nicht vertrieben wird und das Wetter es zulässt. Er geht anschaffen und trinkt. Das Leben ist ein ständiger Kampf ums Überleben. Auch wenn es sinnlos erscheint und keine Aussicht auf Besserung besteht.

Die setzen diesen Brei da vor uns hin. Grauenhaft. Riecht richtig mies. Der ganze Raum ist vom Gestank ranzigen Eintopfs durchzogen. Aber was soll ich machen? Was kann man da schon machen? Ich hab Hunger.

Tom Kromer wollte eigentlich viel schreiben, aber die Umstände seines Lebens haben das nicht erlaubt. Warten auf nichts ist sein einziger Roman geblieben. Grubengas. Eine Zechengeschichte und Hungernde Männer sind zwei Kurzgeschichten, die in dieser Romanausgabe von Warten auf nichts ebenfalls enthalten sind. Kromer schildert das Überleben auf der Straße, realistisch, präzise und in authentischer “Gossensprache”. Das vagabundieren hat hier nichts romantisches oder liebevolles an sich. Es ist vielmehr ein ständiger Kampf ums Überleben im Großstadtdschungel. Umgeben von Menschen, die sich einen Dreck um andere scheren.

Inmitten des Hungers und der Gewalt gibt es auch seltene Momente von Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Manchmal sogar von Solidarität. Doch diese Augenblicke sind eine Ausnahme, nicht die Regel. Man spürt bei Warten auf nichts deutlich, dass Kromer weiß, wovon er hier schreibt. Sein authentischer ungeschönter Stil erinnert ein wenig an Charles Bukowski, wenngleich Kromer kaum Humor in seinem Roman zulässt. Verwundert aber auch nicht, denn was in Warten auf nichts beschrieben wird, ist nicht unbedingt lustig. Der Verlag Das Kulturelle Gedächtnis hat mit Tom Kromers Warten auf nichts einen wirklich starken, zeitlosen Roman auf Deutsch zugänglich gemacht.

Warten auf nichts von Tom Kromer, 224 Seiten, erschienen im Verlag Das Kulturelle Gedächtnis.

Warten auf nichts