Teresa hört auf (c) 2021 Silvia Pistotnig, Milena Verlag(2)

Teresa hört auf

Teresa hört auf ist eine passend betitelte Gesellschaftssatire von Silvia Pistotnig. Die Geschichte einer Aussteigerin der etwas anderen Art.

Teresa reicht es, alles. Der ganze Gesellschaftsdruck, die Erwartungen, Vorwürfe, Schuld. Ihre Arbeit in einer Maturareisen-Agentur erscheint ihr sinnlos und sie kann mit der heutigen Jugend und auch ihrer eigenen Generation der knapp 30-jährigen nichts anfangen. Sie zieht sich zurück. Immer mehr verfinstert sich ihre Weltsicht, die Menschheit wird ihr schlicht zu anstrengend. Sie macht sich selbst zum einzigen Maßstab und Mittelpunkt ihres Denkens. Sie setzt sich extremen Experimenten aus, die sie mittels Zeichnungen akribisch dokumentiert. In Rückblenden wird ihre Vergangenheit, ihr Weg bis in die Gegenwart verfolgt. Als sie eines Tages im Supermarkt die übergewichtige Nicole kennen lernt, ändert sich plötzlich alles.

Ich habe nichts zu sagen. Ich rülpse laut. Das Dosencola hat seine Wirkung nicht verfehlt. Auf dieses Getränk ist Verlass. Die Frau erschrickt. Fast lässt sie das Kleidungsstück fallen.

Silvia Pistotnig erzählt in Teresa hört auf von einer Frau, die von allem die Schnauze voll hat. Die nicht nur aus der Gesellschaft, sondern sogar aus dem Leben an sich aussteigen will. Pistotnig stellt sich und dem Leser dabei die Frage, was heißt schon richtig leben? Was ist ein gutes Leben? Und wie soll man so eines führen? Während um die Protagonistin herum alle in konservative Schubladen fallen und darin denken, ist das Teresa schlichtweg zu wenig, es ist ihr zuwider. Es kann nicht sein, dass ein gutes Leben einzig und ausschließlich heißt, viel Geld zu verdienen, eine Familie zu gründen, Urlaub machen, Haus kaufen, Kredite abzahlen. Da muss doch mehr sein.

Pippi war stärker als der stärkste Mann der Welt. Das konnte nicht sein. Sogar ihr Pferd konnte dieses Zopf-Mädchen hochheben. So etwas Dummes. Weil wenn das ging, wollte Teresa das auch können.

Dabei macht sich Pistotnig auf satirische Weise über alles und jeden her, niemand wird verschont, niemand kann sich dem böse-kritischen Gedanken und Aussagen Teresas entziehen. Stilistisch ist der Roman rasant und die Autorin lässt dabei auch vieles dem Leser selbst übrig. Pistotnig mutet ihrer Leserschaft ein eigenes Denken zu und sie vermeidet es, alles im kleinsten Detail zu erzählen. Trotzdem kennt man sich aus, man versteht, worauf die Autorin hinaus will. Dieser schmale Grat zwischen zu wenig und zu viel, diese Wanderung meistert Pistotnig ohne weiteres. Teresa hört auf ist ein faszinierendes Porträt einer Frau, die aus unserer Gesellschaft aussteigen will. Silvia Pistotnig ist mit diesem Roman eine humorvolle und charmante Satire gelungen.

Teresa hört auf von Silvia Pistotnig, 264 Seiten, erschienen im Milena Verlag.

Teresa hört auf