Jahrescharts der Redaktion 2011: Filme!
Das Jahr neigt sich seinem Ende zu und die obligatorischen Charts, Bestenlisten sowie Rückblicke springen einem von allen Ecken und Enden ins Gesicht. Dementsprechend konnten wir es uns auch nicht verkneifen, uns ins Getümmel zu stürzen und langweiligen Awards den Kampf anzusagen. Nach wochenlangen Besprechungen, schweißtreibenden Diskussionen, Fight Clubs und Münzwürfen hat sich nun auch die pressplay Redaktion zu einer rekordverdächtigen Auflistung der besten, schlechtesten und vor allem skurrilsten Awards durchgerungen. Also: Sit back and relax, hier sind die Jahrescharts 2011 der Filmredaktion.
William Fichtner (Drive Angry) / Ron Perlman (Season of the Witch)
Jaja, „Drive Angry“ – der Filmtitel ist vielsagend. Nichts lieber möchte man machen außer nach der Filmsichtung grantig mit Vollgas gegen eine Mauer zu fahren. Glücklicherweise ist der Film tatsächlich so abartig mies, das er dann doch wieder lustig erscheint – zumindest nach einer geistigen Abkühlungsphase. William Fichtner als „The Accountant“ wirkt zwar komplett fehl am Platz, doch gerade deswegen macht jeder seiner Auftritte im „Drive Angry“-Totalschaden Lust und Laune auf (etwas) mehr. Ron Perlman im Katastrophenfilm „Season of the Witch“ ergeht es da gleich: Neben Nic Cage wirkt er regelrecht aufgepusht und kann trotz grauenerregender Dialoge Stimmung erzeugen.
Matt Damon (True Grit) / Ron Pearlman (Drive)
Matt Damon und Ron Perlman sind nun wahrlich keine „schlechten“ Schauspieler, so viel ist klar. Leider sehen sie sich in “True Grit” respektive “Drive” einer Riege mindestens ebenso begnadeter Darsteller gegenüber, die jedoch den Vorteil haben, weitaus interessantere Figuren (Drehbuch-bedingt) zu verkörpern. Ein ziemlich unpassend besetzter Damon und vor allem der recht enttäuschende Ron Perlman bleiben somit hoffnungslos im Schatten ihrer Kollegen gefangen, was angesichts der potentiellen Möglichkeiten der Charaktere in beiden Filmen recht schade ist.
Michael Shannon (Take Shelter) / Jennifer Lawrence (Winter’s Bone)
Wir haben es vorher schon festgestellt und können es nur wiederholen: Michael Shannon ist großartig. Nein, diese Feststellung bezieht sich natürlich nicht auf seine Nebenrollen in „Jonah Hex“ oder „Pearl Harbor“ (Doppel-Arrrgggh!), sondern auf seine enigmatische Performance in „Take Shelter“ (und, na klar, „Boardwalk Empire“). So verstört hat noch selten eine Figur in letzter Zeit gehandelt, noch seltener hat Michael Shannon genau solche Rollen NICHT genial auf die Leinwand übertragen. Jennifer Lawrence überzeugt in einer feinen Rolle im mitreißenden „Winter’s Bone“, der zu unrecht medial unter den Tisch gekehrt wurde, als ebenso starke wie verletzliche Minderjährige, die mit ihrer White-Trash-Situation zurecht kommen muss. Das Eichhörnchen ist angerichtet!
Lord Matsudaira Naritsugu (13 Assassins) / Jerry the Vampire (Fright Night)
Zu Colin Farell mag man stehen wie man will, im überraschend witzigen Remake von “Fright Night” kann der irische Schauspieler vollends überzeugen: Bedrohlich und zugleich sympathisch kann sein Charakter “Jerry” mit markanten Verhalten, grandiosen Dialogpassagen (“I’ll catch you later”) und unsteten Blicken begeistern. “Fright Night” ist dank Farells Performance quasi als “Zombieland” der Vampirfilme anzusehen (humorvoll aber dennoch traditionell, ohne zu langweilen) – besten Dank dafür. Danken muss man auch Goro Inagakis Performance in Takashi Miikes Neuinterpretation von “13 Assassins”, der auf unheimliche Art und Weise verstörend und faszinierend zugleich ist. Obwohl er jemand ist, um den man einen großen Bogen machen sollte, ist Lord Matsudaira Naritsugu in seiner dekadenten Art die Versinnbildlichung seines Standes, aber im Angesicht seines unausweichlichen Schicksal dann doch wieder so konsequent, dass man ihm zugute halten muss: Er ist jemand, der zu seiner Abscheulichkeit steht. Wer könnte solch eine Figur besser spielen, als jemand, dessen Vorname Goro lautet. Allein das qualifiziert ihn dafür abgebrühte Motherfucker zu spielen. Weiter so.
Ryan Gosling / James Franco
Von allen Filmen, die in diesem Jahr erschienen sind und sowohl Kinopublikum wie auch press:play Redaktion begeistert haben, sind genau die Werke dabei, in denen sich zwei Schauspieler besonders ausgezeichnet haben. Die Rede ist einerseits von Ryan “Drive” Gosling und andererseits von James “127 Hours” Franco. Gosling zeigt schon seit geraumer Zeit seine Wandelbarkeit und sein unbestreitbares Talent, was er in diesem Jahr besonders eindrucksvoll zu präsentieren weiß. Sei es nun eine recht konventionelle Komödie wie “Crazy, Stupid, Love” oder ein Politthriller wie “The Ides of March” – der Kanadier überzeugt einfach in jeder Rolle (sogar als junger Herkules btw!). Wer hätte gedacht, dass ein blasser Spider-Man Bösewicht sich langsam und stetig zu einem derart begnadetem Darsteller mausert. Egal ob er ein Gedicht “howlt”, sich einen Arm abschneidet oder sich als lächerlich harter Ritter durch einen Schundfilm wie “Your Highness” kämpft, James Franco weiß stets zu überzeugen, selbst in schwierigsten Situationen. Im übrigen ist nichts gefinkelter, als in einem Film aus der Feder des humor- und talentlosen Danny McBride trotzdem einen Funken Witz auf die Leinwand zu zaubern. Aber Franco hat sogar dieses Meisterstück geleistet. Hochachtung!
Jason Statham (Killer Elite, The Mechanic, Gnomeo & Juliet) / Shia Lebouf (Transformers-Franchise)
Stathams konstant mürrisch-grantig-abgebrühter Gesichtsausdruck, der nur auf eine jahrelange Verstopfung oder mittelmäßige Rollenangebote hindeuten kann, sowie Leboufs beständige Ausdruckslosigkeit, die auf gähnende Leere zwischen seinen Ohren hinweist, sollte niemand ernsthaft für schauspielerisches Talent oder eine besonders pervertierte Form des Method-Acting halten. Bei genauer Betrachtung kann es eigentlich nur eines bedeuten: Ihnen ist alles scheißegal, so lange sie nur genug bezahlt bekommen. Wer Lebouf übrigens im letzten Transformers „schauspielern“ gesehen hat, wird vermutlich Hasbro dankbar sein, das mittlerweile die seelenlosen CGI-Transformers selbst mehr Leben in die Filme gebracht haben, als alle verbleibenden Talent-Reserven des Spielberg-Azubis.
Atmen / Michael
Ruhig, konsequent und selbstbewusst. Drei Worte, die nichts mit Hollywood zu tun haben. Das Letzte davon war übrigens auch lange Zeit nicht mit heimischen Filmen verknüpfbar, davor waren häufig Attribut wie präpotent, gekünstelt oder eingebildet an der Tagesordnung. Doch die Zeiten dieser geistigen Samenergüsse (betrifft sowohl Filmemacher als auch Kritiker gleichermaßen) sind vorbei. Obwohl die Titel “Atmen” und “Michael” erschütternd nichtssagend klingen, sind die Debütwerke von Karl Markovics bzw. Markus Schleinzer, alles andere als das. Stark und stilsicher tritt der österreichische Film dieses Jahr auf und zeigt wozu er fähig ist: Mit Big-Budget-Müll kann er (zum Glück) nicht mithalten, denn das sorgt dafür, dass sich die Filmemacher mehr auf die Intensität ihrer Geschichten und vor allem ihrer Figuren konzentrieren müssen.
Attack the Block
“That’s an alien bruv, believe!” Die charismatischen und unschlagbar authentischen Gangkids, die sich in Joe Cornishs kleinem Genrefilm-Wunder angriffslustig mit einer Horde bestialischer Aliens anlegen, könnten beinahe den Gehirnwindungen Steven Spielbergs entsprungen sein. Doch wagt man zu bezweifeln, dass der kinderfreundliche Spielberg Worte wie „big alien gorilla wolf motherfuckers“ überhaupt in den Mund nehmen würde. Die Kids in „Attack the Block“ überzeugen mit einem grenzgenialen britischen Sozialbau-Slang, in dessen Angesicht selbst der Klassiker unter den Sci-Fi-Sprachen – Klingonisch – demütig auf die Knie fallen sollte.
Thor (Kenneth Branagh) / Midnight in Paris (Woody Allen)
Woody Allen ist nicht zu bremsen. Er liefert mal wieder seinen jährlichen, obligatorischen Film ab, während Kenneth “Ich biete anspruchsvolles Kino” Branagh sich selbst mit der Comicverfilmung “Thor” ausbremst. Während andere Kunstschaffende in Allens Alter in Pension gehen, denkt dieser gar nicht ans aufhören und hat jetzt vermutlich schon für seine nächsten vier bis zehn Filme vorausgearbeitet. Streber nannte man solche brillentragenden Milchbubis in der Schulzeit – doch die haben ihre (und unsere) Hausaufgaben wenigstens gemacht. Allen hingegen legt scheinbar keinen Wert mehr auf Inhalt, sondern nur mehr auf den (zugegebenermaßen) schönen Glanz seiner Filme. Da bleibt man glatt noch mal in der Schule sitzen …oder steckt einfach Allen mit dem Kopf voran ins Klo. Das gleiche Schicksal könnte man auch dem Shakespeare-affinen Kenneth Branagh zu Gute kommen lassen, der dieses Jahr die klassische Shakespeare Rachetragödie “Thorlet – Superblondie von Asgard und Pulverisierer seiner Feinde und Frauenherzen” auf die Leinwand gezaubert hat und den großen Fehler begangen hat, die vielzitierte Stelle “Stein oder Nichtstein, wo ist mein verdammter Hammer” nicht in den Film zu integrieren.
Fast Five / Tron Legacy
Ok, Erklärungsbedarf gegeben: Manchmal, aber nur manchmal, will man ab- und das Hirn quasi in Leerlauf schalten. Dank antiker, im TV-Vollprogramm bis zum Erbrechen wiederholten Filmen ist man natürlich dazu getrieben, sich für die nötige geistige Entleerung einem noch einigermaßen akzeptablen Blockbuster auszuliefern. Auftritt: “Fast Five”. Wer hätte gedacht, das das „The Fast & The Furious“-Franchise einmal eine Eintrag bietet, der nicht sofort zu Brechreiz, Schwindel und Übelkeit a la Drillingsschwangerschaft führen könnte? Natürlich ist man weit von Qualität, Anspruch und Ideenreichtum entfernt, allerdings vermag “Fast Five” dann doch dank einiger recht netter Sequenzen dazu verleiten, Nebentätigkeiten wie Staubsaugen (daheim) oder Deckenkacheln-zählen (Gartenbau-Kino) einzustellen. Gleiches gilt übrigens für „Tron Legacy“: Nicht nachdenken, nichts hinterfragen (Why, Jeff, Why?), einfach den überwältigenden Farbrausch genießen.
Melancholia / Tournée
Lars von Triers von schmerzlicher Melancholie sowie pathetischer Bildgewalt nur so triefender Weltuntergangsfilm der gänzlich anderen Art hat wohl nicht nur in der press:play Redaktion die Lager gespalten und für hitzige Diskussionen gesorgt. Einig war man sich dennoch darin, dass “Melancholia” im Kinosaal einschlug (ganz ohne peinlicher Pressekonferenz!) – mit einer dort leider viel zu selten anzutreffenden Wucht, die für jeden, der sie mit eigenen Augen und Ohren erleben durfte, noch lange nachwirken wird. Mathieu Almarics burleskes Werk namens “Tournée” hat zwar in direktem Vergleich nicht die optische Wucht des letzten Werks des dänischen Regisseurs, begeistert aber mit einer großartigen Gesamtproduktion, die, angefangen bei den (Laien-)Schauspielerinnen bis hin zum B-Movie-Feeling, auf jeden noch so skeptisch-reservierten Kinobesucher einwirkt. Almarics überzeugt sowohl in der Rolle des Regisseurs als auch in der des Schauspielers (sowieso), was nun wirklich nicht jeder behaupten kann. Schade übrigens, dass die Veröffentlichung in den österreichischen Kinos so lange auf sich warten ließ!
Conan / The Thing
So groß die Auswahl mangels Kreativ-Input der Filmindustrie auch sein mag, so schwer ist die Entscheidung, welche der vielen misslungenen Neuauflagen sich nun tatsächlich als die schlimmste erweist. Als Fan österreichischer Bodybuilder mit anmutigen Akzent fällt die Wahl natürlich sofort auf das Remake von “Conan The Barbarian”, in dem sich der vergleichsweise nicht ganz so vor Muskeln strotzende Muskelprotz Jason Momoa vergebens bemüht, das lächerliche Drehbuch samt belangloser Nebendarsteller in mundgerechte unterhaltsamere Stücke zu heckseln. Warum die X-te Neuauflage von “The Thing” trotz massiven Einsatz von Flammenwerfern und CGI-Dingern nicht wirklich funktioniert, sollten sich übrigens nur diejenigen Filmfans fragen, die niemals den bärtigen Kurt Russell in Aktion und unter der Regie von Altmeister Carpenter erlebt haben.
One Way Trip
Es gibt bekanntlich Horrorfilme, die sind so schlecht, dass sie schon wieder gut sind. One Way Trip 3D hat diesen Status knapp verfehlt. Stattdessen bewies in diesem Jahr nun nach Österreich (In 3 Tagen bist du tot) auch die Schweiz, wie fehlerfrei sie das Formelheft für den ordinären amerikanischen Teen-Horrorfilm auswendig gelernt hat und was an massentauglicher Unoriginalität – und in diesem Fall vor allem filmtechnisch innovativem Know-how – in ihnen steckt. Denn One Way Trip ist der allererste Schweizer 3D-Film, wurde mit eigenen 3D-Kameras unter großem Aufwand realisiert und da ist die Schweizer Filmbranche auch ungemein stolz drauf. Allerdings treiben einem die zwei bis drei einzigen im Film wirklich effektvoll eingesetzten Slash-3D-Momente eher die Lachtränen in die Augen als den Angstschweiß auf die Stirn. Das hätte sich die Schweiz auch gut sparen können.
The Raid (Serbuan Maut)
Als Überraschungsfilm beim exzellenten /slash Filmfestival (siehe weiter unten!) gezeigt, konnte die indonesische Produktion “Serbuan Maut”, übersetzt “The Raid”, gleich doppelt für Verwunderung sorgen: Einerseits mit der Tatsache, das Regisseur Garth Evans offensichtlich großartig mit mehreren Genres hantieren kann, Andererseits durch die enorm kompromisslose und überaus brachiale Kampfakrobatik, die von den Darstellern vorgeführt wurde. Martial Arts-Fans werden sicherlich schon von Iko Uwais gehört haben (passender Vergleich: was Tony Jaa für Thailand ist, dürfte bald Uwais für Indonesien sein), spätestens nach diesem anfangs noch nach harten Crime-Thriller anmutenden Kampfkunstspektakel wird man sich den Namen vermutlich merken. Wer dachte, das “Ong-Bak” Hardcore ist, sollte sich unbedingt “The Raid” zu Gemüte führen – noch selten hat man bei brechenden Knochen auf der Leinwand ein Kinopublikum so laut ächtzen, klagen und nach Luft schnappen hören!
Ryan Gosling (Drive) / Nicole Kidmann (Trespass)
Erwischt, wir müssen uns outen: Wir sind Gosling-Fans. Was der sympatische Vollblutschauspieler aus einer so komplizierten (oder unkomplizierten, darüber darf man streiten) Figur wie dem namenlosen Fahrer aus “Drive” rausholt, ist beeindruckend. Natürlich auch die Tatsache, dass Gosling selbst für Regisseur Nicolas Winding Refn (Valhalla Rising, Pusher-Trilogie, Bronson) verantwortlich gemacht werden darf. Keep up the good work! Auch Nicole Kidman muss man für ihre harte Arbeit gratulieren. Sieht man sich ihr von Botox versteinertes Gesicht an, kann man nur erahnen, welche Qualen diese Vollblutschauspielerin auf sich genommen hat, nur um (in bester Method-Acting Tradition) in “Trespass” eine reiche, verwöhnte Frau zu mimen, die mit ihrem Alter nicht zurecht kommt und sich deshalb tonnenweise Zement unter die Haut spritzen lässt, nur damit sie nie wieder einen Funken Emotionalität zeigen kann. Ihr Agent hätte sie jedoch warnen sollen, dass dieses Zeug leider eine recht hohe Halbwertszeit hat und ihre Rollenauswahl vermutlich erheblich reduziert. Darüber hinaus darf man gar nicht daran denken, wie dieses reglose Gesicht wohl aussehen mag, wenn der Zement zu bröckeln beginnt.
Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides / The Three Musketeers
Allein schon die Idee, aus einer Vergnügungspark-Attraktion einen Film zu machen, ist an Lächerlichkeit ja kaum zu überbieten (wobei sie anfänglich recht unterhaltsam auf konstant niedrigem Niveau waren), doch jetzt noch einen vierten Teil im Franchise zu erzwingen, ist wahrlich der Gipfel der Einfallslosigkeit. Übertroffen wird es nur noch durch die Tatsache, dass Hollywood Paul W.S. Anderson, der bisher nur durch grotesk schlechte Filme aufgefallen ist, ein weiteres Mal ein Millionenbudget (sic!) in die Hand drückt, um ihn einen Klassiker (der Literatur, mind you!) verfilmen zu lassen. Dieses laute pfeifende Geräusch ist übrigens Alexander Dumas, aus dessen Ohren schwarzer Rauch aufsteigt und der in seinem Grab dauer-rotiert. Keine Sorge: nächstes Jahr kommt Dumas bestimmt als Zombie auf die Leinwand.
Joseph Gordon-Levitt (Hesher)
Eine wilde, langhaarige Kreatur bricht eines Tages über das durch einen tragischen Verkehrsunfall aus der Bahn geworfene Leben des 13-jährigen TJ und dessen in Lethargie versunkenem Vater herein wie eine monströse Naturgewalt. Der rüpelhafte Endzwanziger nennt sich Hesher, okupiert halbnackt das Familiensofa und die Waschmaschine, randaliert in fremden Hintergärten, setzt Autos in Brand, dreht sich mit der Großmutter einen Ofen und macht keinerlei Anstalten, wieder zu verschwinden. Und doch ist gerade er das Beste, was TJ und seinem Vater nur passieren konnte. Nach dem Film wird man übrigens das kurzzeitige Verlangen nicht unterdrücken können, den kleinen Hesher in einem selbst ein bisschen herauszulassen – auch wenn das wohl lediglich darin endet, dass man ein wenig rebellisch gegen fremde Autoreifen und Mistkübel tritt (wenn gerade keiner hinschaut).
Cowboys & Aliens / World Invasion: Battle Los Angeles
Daniel Craig mit feschem Alien-Armband, Indiana Jones kann das reiten nicht sein lassen, US-Streitkräfte beschützen uns alle vor bösen intergalaktischen Wasser-Räubern, Michelle Rodriguez ist mal wieder eine grantige Powerfrau und dazu noch schwer bewaffnet. Wie der vielsagende Name dieses Awards schon nahe legt, ist es unmöglich, etwas wirklich nachhaltiges bzw. aussagekräftiges über diese Filme zu sagen – außer zwei Dingen. Erstens: in einer Zeit voller nichtssagender 08/15-Filme sind diese zwei Vertreter wahrlich die sinnfreie Krone der Schöpfung, Gratulation – kaum andere Werke des letzten Jahres hinterließen eine derart komplette Gedächtnislücke. Zweitens: Man kann sich die Filme immer wieder ansehen, als wäre es das erste Mal, erneute Gratulation diesbezüglich. Die Frage stellt sich nur: will man das?
Attack the Block / The Adjustment Bureau
Wie wunderbar ist es doch, inmitten des ganzen eintönigen und vollkommen reizlosen CGI-Alien-Wahnsinns im Jahr 2011 wieder einmal richtig originelle Old-School- Mann-im-Kostüm-Rotoskop-Aliens mit fluoreszierend leuchtenden Reißzähnen und pechschwarzem Fell erleben zu dürfen, die immer gerade nur so kurz im Bild gezeigt werden, dass die in Genre-Blockbustern generell unterschätzte Imaginationskraft der Zuschauer noch ihren Teil zu deren unheimlich-skurriler Erscheinung beitragen darf. Ob Alien oder nicht wird in “The Adjustment Bureau” zwar nie vollends geklärt, dass die ominösen Hutträger aber mit Sicherheit nicht von dieser Welt sind (ähnliches könnte man wohl auch vom Schöpfer der Originalgeschichte Philip Kindred Dick vermuten) ist offensichtlich.
Coriolanus / Shame / Prometheus
Ralph Fiennes nimmt sich einem Stück von Shakespeare an. Nach allem was man bisher so gesehen hat, ist das aber nicht die typisch klassische Shakespeare Verfilmung, sondern es sieht viel mehr aus wie eine aufgemotzte, ass-kicking Neuinterpretation. Düster, hart, brutal, also alles wofür der gute, alte Shakespeare bisher nicht bekannt war, bekommt man hier endlich zu sehen. Was wir nächstes Jahr auch zu sehen bekommen, ist eine filmische Auseinandersetzung mit dem Thema Sexsucht. Steve McQueen (nein, nicht der coole Schauspieler, sondern der talentierte Regieneuling von “Hunger”) widmet sich diesem sehr spezifischen Gebiet. Wie man es von ihm erhoffen darf, nicht auf billige, klischeehafte Weise, sondern auf verstörende und realistische Art (und mit Michael Fassbender in der Hauptrolle klingt das Ganze noch schmackhafter). Man darf gespannt sein. Hoffentlich vermiest uns der Mann nicht die schönste Tätigkeit der Welt. Apropos Welt: Selbige (also unsere) braucht dringend wieder einen grandiosen Sci-Fi Film und wenn das jemand schafft, dann Ridley Scott (diesmal ohne Russell Crowe, dafür, wer hätte das gedacht, mit Michael Fassbender). Warum? Blade Runner. Alien. Muss man mehr sagen?
Xavier Dolan
Selten waren queerer Hipster-Herzschmerz sowie der private Krieg zwischen Mutter und Sohn wohl so erfrischend verspielt, so bildästhetisch, so aphrodisierend, so eigensinnig und bestechend charmant erzählt wie in den ersten zwei Spielfilmen („I Killed My Mother“, „Heartbeats“) des gerade einmal 22-jährigen kanadischen Multitalents Xavier Dolan. Xavier führt Regie, schreibt das Drehbuch, steht vor der Kamera, macht den Schnitt und kümmert sich um Kostüm und Ausstattung. Dabei brodeln in seinen Werken der Tatendrang sowie das heranreifende Talent eines blutjungen Filmemachers, der wohl noch viele Herzen im Sturm erobern wird.
Viennale, Diagonale, Vienna Independent Shorts, Crossing Europe: Filmfestivals in Österreich haben wahrlich (und glücklicherweise) Hochkonjunktur, fast jeden Monat sprießen neue, interessante, filmbezogene Happenings aus den Boden wie Schwammerl nach starken Regengüssen. Unter den vielen Vertretern war die press:play Redaktion besonders vom Markus „Tausendsassa“ Keuschnigg geleiteten /slash-Filmfestival angetan. Neben einer stimmigen Location (das unterschätzte Filmcasino) und der ebenso liebevollen wie kompetenten Auswahl an „fantastischen“ Filmen begeisterte vor allem das grandiose Publikum (!) – wo sonst hat man die Möglichkeit, inmitten von lebenden Toten einen Horrorfilm zu sichten? Weiter so, uns freuts!
Christoph
Tournee
Drive
13 Assassins
Meek’s Cutoff
The Future
127 Hours
Ides of March
The Skin I Live In
Marco
127 Hours
True Grit
Jane Eyre
Atmen
13 Assassins
Fright Night
The Adjustment Bureau
Verena
Fish Tank
I killed my mother
Atmen
Attack the Block
Melancholia
Michael
Le Havre
The Future
Martina Z.
Jane Eyre
The Ides of March
Atmen
The Skin I Live In
Drive
The Guard
Hanna
The Help
A Dangerous Method
50/50
Beginners
The Guard
This must be the place
Black Swan
Martina B.
The King’s Speech
Biutiful
Midnight in Paris
Blue Valentine
Wie man leben soll
Atmen
Habemus Papam
The Skin I Live In
Brigitte
Biutiful
Black Swan
Beginners
True Grit
The King’s Speech