Bunny (c) 2023 Mona Awad, Festa Verlag(1)

Bunny

Bunny ist eine kleine literarische Sensation der kanadischen Autorin Mona Awad, die erstaunlicherweise erst mit ein paar Jahren Verspätung den Weg auf den deutschen Markt gefunden hat. Zu Verdanken ist das dem Festa Verlag, der diese besondere Prosa in seiner Must-Read-Reihe veröffentlicht hat. Besonders ist Bunny allemal. Und ziemlich abgedreht auch.

Erzählt wird der Roman aus der Perspektive von Samantha, die auf der Warren Universität in New England studiert. In der Heimat des großen Horror-Schriftstellers H.P. Lovecraft ist alles etwas entrückt. Samantha kapselt sich ab, verbringt ihre Zeit am liebsten mit der besten und einzigen Freundin Ava. In Samanthas Studentengruppe für kreatives Schreiben sitzt eine Clique von vier eingeschworenen Mädchen, den Bunnys. Bisher wollte Samantha bei denen am liebsten gar nicht erst anstreifen. Doch im neuen Studienjahr zeigen die Bunnys plötzlich reges Interesse an Samantha und wollen sie in ihren inneren Zirkel aufnehmen. Bevor Samantha so recht weiß, wie ihr geschieht ist sie schon selbst eine der Bunnys und nimmt an bizarren Schreibritualen teil, die den „schöpferischen“ Gedanken auf eine neue, bizarre Ebene heben.

Desorientierung ist ein spannendes Thema, das man als Autorin ergründen kann, Samantha. Das solltest du über die Feiertage mal als Übung versuchen. Ich glaube, es könnte ziemlich aufschlussreich für dich sein.

Es gibt ja den Begriff des musicians musician – also Musik, die von Vollblutmusikern für andere Musiker komponiert wurde, von den Kritikern geliebt, aber vom Publikum eher ignoriert wird oder auf Unverständnis stößt. Es gibt auch so etwas wie den writers author. Also das literarische Pendant dazu. Und so jemand ist Mona Awad. Bunny ist ein hochkonzeptioneller Autorinnenroman, der sich auf so vielen Ebenen mit Schriftstellerei, Schöpfungskraft, Versagensangst und allem anderen rund um das Thema Schreiben befasst. Obendrein ist das Ganze verpackt in einen sehr seltsamen „Horror“-Roman, wobei der Horror eben stark unter Anführungszeichen zu sehen ist.

Viel mehr nutzt Bunny die Mittel des Grotesken um eine scharfsichtige Sezierung des kreativen Schreibens zu inszenieren. Dabei ist der Roman teilweise sehr abgedreht und liefert jede Menge Wtf-Momente, über deren tiefere Bedeutung man sicher ausführlich diskutieren könnte. Bunny ist ein Roman, bei dem es sich wirklich lohnen könnte, ihn zwei-, oder dreimal zu lesen, um alle Ebenen zu durchdringen. Die Frage ist nur, ob es einen fest genug packt oder interessiert. Insgesamt besehen also mal wieder nix für Zwischendurch. Dafür eben überaus interessant und vielschichtig.

Bunny von Mona Awad, 464 Seiten, erschienen im Festa Verlag.

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