Cruel and Unusual

Cruel and Unusual bezeichnet im amerikanischen Rechtssystem eine unverhältnismäßige Bestrafung. Zum Beispiel grausame und außergewöhnlich heftige Maßnahmen im Rahmen des Strafvollzugs. Es ist aber auch der Name einer Comic-Mini-Serie vom Ende der 1990er Jahre, die eine äußerst gallige Medien-Satire bereithält. Die 90er waren dahingehend ein äußerst produktives Jahrzehnt. Man denke an Filmbeiträge wie Natural Born Killers oder Wag the Dog. Aber auch an Comics, wie Waren Ellis´ meisterliches Transmetropolitan.

In Cruel and Unusual geht es um die TV-Produzentin Bobbie Flint, die von ihrem über-grauslichen Boss Marion Meach (Harvey Weinstein lässt grüßen) in ein abgehalftertes Hochsicherheitsgefängnis in den Everglades versetzt wird. Sie soll den Laden dort „auf-sexen“. Um auf die unfassbaren Zustände hinzuweisen und um zu schockieren, lässt Bobbie eine Hinrichtung im Kabelfernsehen live übertragen. Doch der Schuss geht nach hinten los. Die Ausstrahlung wird zum Quoten-Überflieger und das Publikum verlangt nach mehr.

In Cruel and Unusual wird nicht lange um den heißen Brei herumgeredet. Das Ding geht von Seite 1 voll auf die 12 und hält den Anschlag bis zum Ende oben. Wer derben Scheiß mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Cruel and Unusual ist obszön, laut und brutal – und wird vom Dantes Verlag auch erst ab 18 Jahren empfohlen. In den USA erschien die Serie (wie auch Transmetropolitan) beim DC-Sublabel Vertigo, das sich auf anspruchsvolle erwachsene Kost verlegt hat.

Geschrieben wurde die Story von Jamie Delano (zusammen mit Tom Peyer) der mit Hellblazer Ende der 80er Jahre Vertigo quasi mitbegründet hat. Gezeichnet wurde Cruel and Unusual von John McCrea, den die meisten wohl durch seine arbeiten mit Garth Ennis kennen (The Demon, Hitman, etc.). Insgesamt ist Cruel and Unusual launige Unterhaltung der derberen Art, die einem aber auch nicht viel Neues zu bieten hat. Dennoch ein guter Snack für Zwischendurch. Und vor allem auch für 90er Comic-Fans ein nostalgisches Fest.

Cruel and Unusual von Jamie Delano, Tom Peyer und John McCrea, 108 Seiten, erschienen im Dantes Verlag.