Transmetropolitan-©-Vertigo

Comics Zum Verfilmen

Nachdem uns Superhelden mit ihrer ständigen Anwesenheit auf der Leinwand beglücken, wird es mal Zeit den Blick über den Tellerrand zu wagen. Es gibt genug Comics, die noch nicht verfilmt wurden, deren Hauptfiguren keine Superhelden im gewöhnlichen Sinne sind, die anregende, komplexe und groteske Geschichten erzählen. Kurz gesagt, alternative Comics. Eine Ausweichmöglichkeit für all jene, denen die herkömmlichen Verfilmungen langsam aber sicher langweilig werden.

Ob man es glaubt oder nicht, aber es gibt bereits einige erstaunlich gelungene Verfilmungen, bei denen man auf den ersten Blick gar nicht glauben würde, dass es sich bei deren Vorlagen um Comics handelt (eine kurze Liste findet ihr hier). Doch es gibt noch mehr. In der Welt der grellen Bilder, verstörenden Helden und skurrilen Geschichten, gibt es unzählige weitere Comics, die es lohnen würde auf die Leinwand zu bringen. Aber um den Umstieg nicht zu schwierig für das Superhelden verwöhnte Publikum zu gestalten, wie wäre es mit The Doom Patrol von Arnold Drake und Bob Haney?

Der an den Rollstuhl gefesselte Wissenschaftler Dr. Niles Caulder versammelt eine skurrile Truppe Superhelden um sich, die in keiner anderen Vereinigung Platz finden würden. Clifford Steele (ein Rennfahrer, dessen Gehirn in einen Roboter verpflanzt wurde) wird zu Robotman, Larry Trainer, besessen von einem schattenähnlichen außerirdischen Wesen, das er bei Bedarf entfesseln kann, wird zu Negative Man und letztlich Rita, die ihren Körper verformen kann wie ein Gummiband, erhält den passenden Namen Elasti-Girl. Anspielungen an andere bekannte Superhelden sind kein Zufall.

Die zahlreichen Autoren spielen nicht nur mit dem Heldenimage der Doom Patrol, sondern auch mit der Ähnlichkeit zu anderen Helden. Mehr als einmal brechen die Helden alle möglichen Formen der Realitätsebenen und werden sich sogar über ihre eigene Fiktion bewusst. Ein Kennzeichen, das vor allem von Grant Morrison (der auch für die Doom Patrol geschrieben hat) in seinem grandiosen Meisterwerk The Filth auf die Spitze getrieben wird. Dort wird die Ebene des Comics vollends aufgebrochen, bis hin zu einem absurden, selbstironischen Ende. Dass aber gerade The Filth noch keine Verfilmung erfahren hat (an einer zu The Doom Patrol wird angeblich fieberhaft gearbeitet), erkennt man schon bei einer kurzen Beschreibung der Hauptfigur. Greg Feelys größten Leidenschaften sind seine Katze und Pornos, zu denen er sich herrlich einen von der Palme wedeln kann.

Dass das nicht unbedingt ein Held für eine Comicverfilmung ist, liegt auf der Hand. Gleiches gilt im übrigen für Spider Jerusalem, Antiheld (ein Wort, dass im Zusammenhang mit Spider eine neue Bedeutung bekommt) und Anarchist des Comics Transmetropolitan von Warren Ellis. Eine wahnsinnig überdrehte Version des Schriftstellers und Journalisten Hunter S. Thompson, der sich durch die Stadt (welche genau wird nie erwähnt) eines dystopischen 23. Jahrhunderts treibt. Als Journalist legt er sich mit allen Mächtigen der Welt an, pinkelt jedem ans Bein (manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes) und es gibt nichts, was ihm heilig ist … absolut nichts. Selbst seinen eigene Körper pumpt er mit jeder vorstellbaren und unvorstellbaren Art von Droge zu, die er nur in die Finger kriegen kann. Nie um eine sexistische Antwort oder eine gewalttätige Auseinandersetzung verlegen, steigt Spider in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele hinunter.

Blättert man bloß einige Seiten dieser Comics durch, offenbart sich einem gleich der verstörende, zynische, bissige Charakter der Helden und Geschichten, die von einer wahnsinnige Flut an Perversion überschwemmt werden. Doch das sind nur einige wenige. Man hat noch nichts Vergleichbares auf der Kinoleinwand gesehen und es stellt sich die Frage, ob jemals ein Filmemacher mutig genug sein wird, um sich Spider oder der Doom Patrol zu stellen.