The Only Good Indians (c) 2022 Stephen Graham Jones, Buchheim Verlag(1)

The Only Good Indians

Vor Jahren gingen vier junge Männer, allesamt Nachfahren der Blackfeet, illegal auf die Jagd und töteten einige Wapitis. Darunter auch eine trächtige Hirschkuh. Viele Jahre später taucht eine unheimliche Macht auf, die die Männer heimsucht und schreckliche Rache für ihre Taten fordert.

Die Schlagzeile über Richard Boss Ribs lautete: „Indianer in Streit vor Bar getötet“. So kann man es auch sagen.

Der kunstvolle Horror-Roman The Only Good Indians erschien in deutscher Übersetzung im Spezialitäten-Verlag Buchheim. Dem Verleger Olaf Buchheim gelang es, sich die Lizenzen von Cemetery Dance aus den USA für Deutschland zu sichern. Cemetery Dance wiederum ist ein amerikanischer Verlag, der vom Schriftsteller Richard Chizmer geführt wird – und eine Heimat für literarisch anspruchsvolle Horrorromane mit Niveau darstellt. Die hochwertigen Hardcover-Ausgaben, werden zudem mit schönen Illustrationen verziert.

Genau diesem Schema folgen auch die deutschsprachigen Ausgaben des Buchheim Verlags. Vertrieben werden die Bücher von Cemetery Dance Germany nicht über den Buchhandel, sondern ausschließlich direkt über die Verlagsseite. Die Ausgaben haben – zugegeben – einen happigen Preis, der durch die liebevolle Aufmachung allerdings absolut gerechtfertigt ist. Das hier sind bibliophile Ausgaben für den geneigten Horrorliebhaber.

Weil die Methode, mit der er Shaneys Kiefer aufgebrochen hat, dazu geführt hat, dass ihm ihre Zähne ins Handgelenk schnitten, wie ein Biss aus dem Jenseits, packt er bei Peta das Kinn von außen, stemmt sein Knie gegen ihre Stirn und bricht das Gelenk auf diese Weise.

Nun aber konkret zurückgekehrt zu The Only Good Indians: Stephen Graham Jones‘ Prosa nimmt einen nicht unbedingt sanft bei der Hand und führt einen den Weg entlang. Sie ist höchst eigen und erfordert ein Maximum an Konzentration. Anders formuliert: Es dauert vielleicht ein wenig, bis der Leser in der Geschichte angekommen ist. Aber wenn man einmal drinnen ist, in der Welt der Blackfeet-Männer (und deren Familien), lässt es einen nicht mehr los. Das Grauen kommt schleichend und mündet immer wieder in heftigen Gewaltspitzen. Die Charaktere sind tief und exzellent ausgearbeitet. Die Story verbindet Tragik, Groteske und Spannung.

The Only Good Indians ist ein sprachlich komplexes und inhaltlich fein durchdachtes Stück Literatur, das uns die indigene Kultur und Lebensform in den USA näherbringt. Autor Jones entstammt selbst den Blackfeet. Man darf also davon ausgehen, dass der Mann weiß, wovon er spricht. Der Roman wurde in den USA mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderen mit dem renommierten Bram Stoker Award. Bei den Illustrationen von Vincent Chong bin ich persönlich geteilter Meinung. Während mir das Cover außerordentlich gut gefällt, haben mich die zum Teil kitschigen Illustrationen im Innenteil eher kalt gelassen. Das ist dann aber auch schon die einzige kleine Mäkelei an einem ansonsten makellosen Buch – und einer ebensolchen Veröffentlichung.

The Only Good Indians von Stephen Graham Jones, 368 Seiten, erschienen im Buchheim Verlag.

The Only Good Indians