Meine-Nachbarn-die-Yamadas-(c)-1999,-2016-LEONINE,-Universum-ANIME(6)

Meine Nachbarn die Yamadas

6
Komödie

Meine Nachbarn die Yamadas ist ein episodenhafter Film, der das tägliche Leben einer japanischen Familie einfängt.

Eine Inhaltsangabe über Isao Takahatas vierten Film unter Studio Ghibli zu verfassen erweist sich als schwierig. Über eine Laufzeit von 104 Minuten wird nämlich keine Geschichte erzählt, sondern nur Ausschnitte und Anekdoten des Familienlebens gezeigt. Die meisten enden mit charmanten Pointen, andere wiederum sind so schnell vorbei, dass man sich wundert, warum bereits der nächste Haiku (eine japanische Dichtform), welche die Episoden voneinander trennen, zitiert wird. Generell stehen die Eltern Matsuko (Yukiji Asaoka) und Takashi (Touru Masuoka) im Mittelpunkt der Kurzgeschichten. Zum Beispiel wenn ein Streit um die Fernbedienung zu einem erbarmungslos umkämpften (aber gewaltfreiem) Duell wird, oder wie Matsuko mit ihrer chaotischen Art versucht den Haushalt zu managen.

Die Szenen der Kinder Noburo (Hayato Isobata), der 13-jährige Sohn, und Nonoko (Naomi Uno), die 5-jährige Tochter, beschränken sich daher auf wenige Episoden in der zum Beispiel Nonoko verloren geht oder Noburos erste Freundin von der Mutter und Großmutter ausspioniert wird. Oma Shige (Masako Araki) und ihr Hund leben ebenfalls im Haus und machen damit die Familie Yamada komplett.

 

Die große stärke des Films ist definitiv die greifbare Familiendynamik, die den ganzen Film beherrscht. Hier wird nichts beschönigt oder dramatisiert und wenn der Abspann mit der fröhlichen Titelmelodie läuft, fühlt man sich ein Stück weit als Teil der Familie. Die leichtfüßige Erzählweise nimmt die Zuseher mit und wird durch den Wasserfarbenstil unterstützt. Wer mit Isao Takahatas Werken vertraut ist wird ohne Weiteres den Verweis auf Die Legende der Prinzessin Kaguya finden. Sowohl inhaltlich als auch stilistisch wird das Werk, das 14 Jahre später erscheinen sollte, bereits hier zitiert.

Leider bietet Meine Nachbarn die Yamadas nicht viel mehr als ein nettes Gefühl. Manche Anekdoten sind so generisch und aus dem Alltag gegriffen, dass man sie bei der nächsten Episode bereits vergessen hat. Die meisten Witze sind gut gelungen, laut auflachen wird man aber bei keinem. Außerdem bleibt es enttäuschend, dass keine der zahlreichen Sequenzen aus der Sicht des Hundes erzählt wird. Obwohl man ihn häufig zu sehen bekommt, wird er nicht einmal effektiv in das Leben der Familie eingebaut.

Man muss Regisseur Takahata zugutehalten, dass sich jedes seiner Werke stark voneinander unterscheidet. Während Hayao Miyazaki seinem erfolgreichen Stil treu bleibt, versuchte sich Isao sowohl thematisch als auch stilistisch in immer neuen Gebieten. Leider gehört Meine Nachbarn die Yamadas zu den schwächeren Experimenten. Wer dennoch Lust auf einen unkonventionellen Film und eine gute Zeit hat, den wird die Familie liebevoll aufnehmen.

Regie und Drehbuch: Isao Takahata, basierend auf dem Comic von Hisaichi Ishii, Stimmen (Original): Yukiji Asaoka, Tôru Masuoka, Masako Araki, Hayato Isohata, Filmlänge: 103 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 20.05.2016