Wax-Mask-(c)-2019-Severin-Films(5)

Wax Mask

Sehr geehrte Filmfreunde des grenzwertigen Filmgenusses, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Italien ist das Filmland der Herzen, oder zumindest das einschlägiger Genre-Freunde. Vom Western, über Thriller und Polizei-, bis zum Horrorfilm, produzierten die Italiener die aufregendsten Beiträge, die auch heute noch Filmliebhaberherzen höher schlagen lassen. Von den späten 50ern bis Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, kann man von der Hochblüte der italienischen Genrefilm-Zeit sprechen. Dann brach die Industrie langsam aber sicher in sich zusammen. Den Verbraucher-Krieg im Videothekenzeitalter konnten insbesondere Amerikaner für sich gewinnen und die Italiener verloren mehr und mehr an Relevanz. Ein Film aus den 90er Jahren markiert für mich stärker als kaum ein anderer das Ende dieser fulminanten Ära. Herzlich willkommen zu Wax Mask

Anno 1900 in Paris: Sonia muss als Kind zusehen, wie ihre Mutter und ihr Liebhaber brutal ermordet und verstümmelt werden. 12 Jahre später wird die zur jungen Frau gereifte Sonia (Romina Mondello) in der Wachsmuseumswerkstatt von Boris Volkoff (Robert Hossein) in Rom vorstellig. Die verstorbene Mutter brachte ihr einst bei, Kostüme für Wachsfiguren herzustellen. Das Wachsfigurenmuseum von Volkoff ist berühmt-berüchtigt für seine grauslichen Figuren und brutalen Darstellungen. Boris Volkoff stellt die junge Dame sofort ein, sehr zum Missfallen seines unheimlichen Assistenten Alex (Umberto Balli). Gleichzeitig passieren eine Reihe grausamer Morde, die alle in Verbindung zu Volkoffs Wachsmuseum zu stehen scheinen …

 

Wax Mask ist ein Gothic-Horrorfilm aus dem Jahre 1997. Hinter seiner Entstehung stehen zwei ganz große Namen des italienischen Horrorkinos. Nämlich Lucio Fulci und Dario Argento. Die Beiden waren Zeit ihres Lebens mehr Konkurrenten, als Freunde. Doch als Fulcis Gesundheit langsam bergab ging, fand man sich – auf Argentos Bestreben hin – zusammen, um noch ein letztes gemeinsames Meisterwerk zu schaffen. Man entschied sich für ein Quasi-Remake von Das Kabinett des Professor Bondi (House of Wax, USA 1953). Um jedoch keine Tantiemen an Warner zahlen zu müssen, beschloss man Gaston Leroux‘ Kurzgeschichte The Waxwork Museum als offizielle Inspirationsquelle anzugeben. Fulci verfasste zusammen mit Argento und Danielle Stroppa das Drehbuch. Argento sollte produzieren, Fulci Regie führen. Dazu kam es dann jedoch nicht mehr. Fulci verstarb, kurz bevor der Film in Produktion gehen konnte. Die Regie übernahm letztendlich der Spezialeffekte-Meister Sergio Stivaletti. Dieser ist für die Effekte von so ziemlich allen namhaften italienischen Horrorfilmen der 80er und 90er Jahre zuständig gewesen, insbesondere für die Filme von Dario Argento und Michele Soavi jener Zeit. Stivaletti überarbeitete nochmal das Drehbuch, damit es mehr auf seine Expertise – die Spezialeffekte – ausgerichtet wurde. Dann konnte der Dreh beginnen.

Doch wie ist Wax Mask denn nun geworden? Nun, die gute Nachricht zuerst: er ist ein toll gefilmtes Schauermärchen, mit einer beeindruckenden Bildsprache und auch nicht zu knappen Gore-Einlagen. Hier wird zu gleichen Anteilen der Geist der wunderbaren Hammer-Studios-Film-Ära der 60er Jahre beschworen, wie der Brutalität der eigenen italienischen Filmindustrie der 70er gehuldigt. Das ganze verpackt in kompakte 98 Minuten. Weniger aufregend ist hingegen die Story an sich. Die Wendungen hat man bald durchschaut und alles läuft mehr oder weniger überraschungsarm ab. Auch die schauspielerischen Leistungen fallen im Besten Fall durchwachsen aus. Am stärksten bleiben einem die Performances der Bösewicht-Darsteller Robert Hossein und Umberto Balli in Erinnerung. Doch das kann die wunderschöne Gothic-Atmosphäre des Films kaum trüben. Und im effektreichen Finale bekommt der Film dann sogar Steampunk-Elemente versehen. Hier kann Stivalettis Regie voll auftrumpfen. Wax Mask ist ein eindrucksvoller Abgesang auf eine wunderbare Film-Ära die wohl für immer zu Ende gegangen ist. Schön waren sie, die großen Tage dieser Zeit. Mit Wax Mask wurde ihnen ein angemessenes Denkmal gesetzt.

In diesem Sinne: Schwelgt in Nostalgie und bleibt seltsam!

Wax Mask

OT: M.D.C. – Maschera di cera, Italien, Frankreich 1997, Regie: Sergio Stivaletti, Drehbuch: Lucio Fulci, Danielle Stroppa, Dario Argento, Mit: Romina Mondello, Robert Hossein, Umberto Balli, u.a.

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