Another-Day-of-Life-(c)-2018-Wüste-Film,-Pandora-Film(6)

Another Day of Life

5
Animation

Im Krieg sterben Leute. Solch verbrauchte Phrasen, doziert mit selbstgerechtem Paternalismus, sind der Zenit welthistorischer Erkenntnis in Raul de la Fuentes und Damian Nenows reduktivem Spielfilmdebüt.

Dessen Hauptcharakter ist nicht analytischer Berichterstatter, sondern polnischer Nachfolger Sam Spades. Statt mit der Knarre schießt Ryszard Kapuscinski (Sprecher: Kerry Shale) mit dem Fotoapparat in Luandas staubigen Straßen. Sie imaginiert die klischeevernarrte Hybrid-Hagiographie als abenteuerlichen Profilierungsweg für raue Kerle, auf die heiße Tänzerinnen und schöne Guerilleras warten. Bürgerkrieg ist hier sexy.

Blutvergießen und die dekorativen Narben, die es auf Männerseelen hinterlässt, sind Teil der Anziehungskraft, die das Regie- und Autoren-Duo Kapuscinskis semi-fiktionaler Rezeption seiner Erlebnisse in Angola um 1975 einimpft. Nuancen existieren im Hard-Boiled Herz der Finsternis nicht. Historischer Hintergrund und politische Implikation des konfusen Szenarios werden zum Zwei-Fronten-Krieg simplifiziert. Amis kämpfen gegen Kommis um eine Ex-Kolonie, die portugiesische Rebellenführer wie Farrusco (Youssef Kerkour) und Reporterkollege Arthur (Daniel Flynn) als ihr Machtgebiet betrachten.

Kritisch beleuchtet werden dergleichen Vorrechtsansprüche nicht; genauso wie die Karikatur der einzigen Frauenfigur Carlota (Lillie Flynn) als wandelndes Sex-Versprechen. Dass dieses kampfbedingt nie eingelöst wird, erscheint als Hauptmotivation des moralisch und historisch überhöhten Handelns eines zur Unkenntlichkeit fiktionalisierten Beobachters. Ihn erklärt der dissonante Macho-Mythos zum hellhäutigen Heiland historiographisch und inszenatorisch marginalisierter Schwarzer. Die stilistisch repetitiven Animationen wiegen wenig gegen jene durch Archivbilder, Interviews und die Identifikation der Comicfiguren als Realpersonen suggerierte Pseudo-Authentizität chauvinistisch verzerrter Ikonographie.

Regie: Raul de la Fuente, Damian Nenow, Drehbuch: Raul de la Fuente, Amaia Remirez, Niall Johnson, David Weber, Damian Nenow, basierend auf dem Roman von Ryszard Kapuscinsk, Darsteller: Miroslaw Haniszewski, Vergil J. Smith, Tomasz Zietek, Olga Boladz, Rafal Fudalej, Pawel Paczesny, Jakub Kamienski, Filmlänge: 85 Minuten, Kinostart (Deutschland): 04.04.2019