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The Girl with all the Gifts

5
Horror

Der Zombiefilm ist mittlerweile ein schwieriges Genre geworden, bietet er doch nur mehr wenig Neues. The Girl with all the Gifts versucht sich an einem frischen Zugang.

Die freundliche und intelligente Melanie (Sennia Nanua) wirkt auf den ersten Blick nicht wie der typische Zombie. Sie kann reden, denken und offensichtlich auch fühlen. Trotzdem befindet sie sich in einer abgeriegelten Militär- und Forschungsbasis, wird vor jedem Unterricht an einen Rollstuhl gekettet und bekommt eine Hannibal Lecter-ähnliche Maske verpasst. Nicht zu ihrem Schutz, sondern zu dem des Personals, der Soldaten, Wissenschaftler und Lehrer. Bis es in der Einrichtung zur Katastrophe kommt, namentlich zum Angriff durch ausgewachsene Zombies. Melanie rettet ihre Lehrerin Helen (Gemma Arterton) und ist fortan mit ihr, Dr. Caroline Caldwell (Glenn Close), Sgt. Eddie Parks (Paddy Considine) und seiner Einheit unterwegs durch ein dystopisches, zerstörtes Land. Denn Melanie ist vielleicht die letzte Hoffnung auf Rettung für die Menschheit.

Man merkt gleich, The Girl with all the Gifts widmet sich etwas genauer der Frage nach dem Ursprung und den verschiedenen Stadien des Zombie-Daseins. Die Kinder, auch wenn sie nicht so wirken, sind ebenfalls Zombies, durch den Geruch von rohem Menschenfleisch werden aus den sympathischen Kleinen schnell blutgierige, gefräßige Monster, die ihre Freundlichkeit und Erziehung sofort beiseite legen. So auch Melanie. Deshalb die massiven Sicherheitsvorkehrungen. Mit der Zeit lernt sich die kleine Gruppe um Melanie, Helen, Caldwell und Parks nicht nur besser kennen, sondern erfahren auch mehr über den Ursprung des Virus und seine verschiedenen Stadien. Aber natürlich, wie es sich für einen Zombiefilm gehört, tauchen auch einige Probleme auf.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Mike Carey, der auch das Drehbuch geschrieben hat, und bietet, zugegeben, einen interessanten neuen Ansatz für ein Genre, das nur mehr selten wirklich Neues zutage fördert (Warm Bodies und Zombieland sind da zwei Beispiele der letzten Jahre). Trotzdem misslingt es sowohl Carey als auch Regisseur Colm McCarthy die diversen Genre-Klischees zu vermeiden, vor allem nach dem überaus spannenden, originellen Anfang verliert die weitere Handlung zusehends an Spannung. Nur in seltenen Fällen geht der Film über die Originalität der ursprünglichen Idee und des Anfangs hinaus, die Handlung ist, sobald die Basis verlassen ist und die Gruppe sich durch die zerstörten Städte bewegt, eine vorhersehbare Anhäufung klassischer Zombiefilm-Momente und Stereotypen.

The Girl with all the Gifts ist nur oberflächlich gesehen einer jener seltenen neuen Genrebeiträge, nur, wenn man sich auf die Prämisse und das erste Drittel beschränkt, trägt er etwas originelles zum Zombiefilm bei. Alles, was darüber hinausgeht, kennt man schon aus zahlreichen anderen Werken. Dabei beschränkt es sich nicht mal nur auf Filme. Denn die scheinbar größte Inspirationsquelle, die manchmal scheinbar derart direkt übernommen wurde, dass man oftmals das Gefühl bekommt eine Verfilmung davon zu sehen, ist nichts geringeres als eines der besten Videospiele seit langem: The Last of Us. Bei genauer Betrachtung stellt man sogar fest, dass die vermeintlich einfallsreiche Prämisse doch sehr stark vom Videospiel beeinflusst wurde, und nicht nur Bilder und Szenen in den Film Eingang gefunden haben.

Das beherzte Schauspiel, allen voran von der jungen Sennia Nanua und dem stets großartigen Paddy Considine, und die eindrucksvolle Szenerie und düstere Endzeitstimmung, gerade für Fans des Postapokalyptischen, machen The Girl with all the Gifts wenigstens zu einem sehenswerten Film. Zu mehr reicht es bei dieser Mogelpackung aber auch nicht. Man kann ihn sich anschauen, sollte aber nicht zu viel erwarten. The Girl with all the Gifts ist weder ein allzu origineller Beitrag, geschweige denn erfindet er das Genre neu. Es ist schlichtweg ein teils unterhaltsamer, teils extrem vorhersehbarer Zombiefilm. Nicht mehr, nicht weniger.

Regie: Colm McCarthy, Drehbuch: Mike Carey, basierend auf seinem gleichnamigen Roman, Darsteller: Sennia Nanua, Gemma Arterton, Glenn Close, Dominique Tipper, Paddy Considine, Filmlänge: 111 Minuten, DVD/Blu-Ray Releas: 23.06.2017