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Terminator: Salvation

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Sci-Fi Action

Die damals schon vor dem Filmstart angeregt geführte Diskussion, ob den überhaupt ein vierter Teil im Terminator-Franchise gedreht werden soll, war merkwürdig, da abgesehen vom schwächsten Glied der Kette – Terminator 3 – alle Filme mittlerweile als fixe Größen am Sci-Fi Himmel erscheinen und zur oftmals unpassenden Kategorie der Kultfilme einzuordnen sind. Skepsis und Zweifel angesichts nahe liegender Vergleiche mit anderen Filmreihen wie etwa Stirb Langsam oder – passender aufgrund des Genre – Alien sind natürlich dennoch angebracht, da vor allem der zweite Terminator-Teil eine so immense Strahlkraft hinsichtlich nahezu aller relevanten Film-Kriterien besitzt (Schauspielkunst, Drehbuch, Special Effects usw.), das jeder Nachfolger schon beinahe zwingend unterzuordnen ist.

Schweren Herzens mussten Fans zusätzlich zur Kenntnis nehmen, dass für die geplante Fortsetzung (es als Relaunch der Serie zu bezeichnen würde zu weit führen, schließlich handelt es sich nicht um das Batman-Franchise nach Joel Schumacher) ein nicht gerade für seine qualitativ hochwertigen Filme bekannter Regisseur engagiert wurde: McG, dessen seltsam anmutendes Kürzel nicht zufällig an eine große Fastfood-Kette zu erinnern scheint – seine beiden Charlies Angels Produktionen erzeugten beim Publikum und der weltweiten Kritik in etwa dieselbe Reaktionen wie sie Feinschmecker in besagten Etablissements erfahren dürften. McG, der im bürgerlichen Umfeld unter Joseph McGinty Nichol bekannt ist, sorgte jedoch mit dem Anwerben des zuvor unglaublich unterschätzten, neuerdings (The Dark Knight sei Dank) als einer der besten Schauspieler seiner Generation geltenden Christian Bale für weiteres Aufsehen: Was Bale mit Regisseur Christopher Nolan für die Batman-Filme nach Schumachers absurden Ansätzen vollbracht hat, sollte angesichts der Herausforderung in Sachen Terminator auch möglich sein.

Das Ergebnis liegt nun endlich vor: Terminator: Salvation erzählt über zwei unweigerlich ineinander laufende Handlungsstränge einerseits die (erwartete) Geschichte des erwachsenen John Connor (Bale), der als Kämpfer in der Widerstandsbewegung der – den Maschinen zahlenmäßig und technologisch unterlegenen – Menschen mittlerweile hohes Ansehen genießt und andererseits das Schicksal des verurteilten Verbrechers Marcus Wright (Sam Worthington), der nach seinem Todesurteil und danach genehmigter Organspende plötzlich in der mittlerweile postapokalyptischen Welt (15 Jahre sind vergangen) wieder zu Bewusstsein kommt. Der Judgement Day, also der Tag des jüngsten Gerichts, an dem die Maschinen unter Supercomputer SKYNET ihr eigenes Bewusstsein entwickelten und die Menschheit auszulöschen versuchten, fand trotz aller Anstrengungen der Familie Connor (siehe Vorgängerteil) statt, die verbleibende Menschheit haust inmitten von Ruinen der zerstörten Zivilisation und kämpft gegen die übermächtigen Heerscharen von humanoiden T-600 Terminatoren, fliegenden H-K (Hunter-Killer) und einer Vielzahl neuer tödlicher Erfindungen (so wie es das Gesetz der Fortsetzung vorschreibt: mehr, größer, heimtückischer).

Während John Connor mittlerweile als zweitgrößte Bedrohung SKYNETs eingestuft wird und dieser zusammen mit den Befehlshabern der Resistance (u.a. ein nuschelnder Michael Ironside) eine neue, finale Attacke auf die mechanischen Unterdrücker plant, begegnet der ziellos umherwandernde Marcus durch Zufall dem jungen Kyle Reese (Anton Yelchin) und seiner minderjährigen sowie stummen Begleiterin Star (Jadagrace Berry), die er auf der Reise zu John Connor begleitet. Doch Marcus trägt ein Geheimnis in sich, dessen er sich selbst nicht bewusst ist – irgendetwas oder irgendjemand hat ihn verändert.

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Kann also McGs Terminator mit den brillanten Vorgängern (1 & 2) gleichziehen oder diese sogar in manchen Bereichen überflügeln? Schafft Christian Bale mit seinem unbestrittenen Talent eine differenzierte, glaubwürdige und erwachsene Version von John Connor? Fällt die Tatsache, dass das ikonische Aushängeschild Arnold Schwarzenegger diesmal (bewusst) nicht den Löwenanteil der Handlung trägt, angesichts der überzeugenden Handlung nicht negativ auf? Und die wichtigste Frage: Ist Terminator: Salvation ein gelungener Science-Fiction und/oder Actionfilm? Um eine allgemeine Antwort zu geben: Nein.

Der Erfolg von Terminator und Terminator 2: Judgement Day basierte nicht grundlegend auf der Tatsache, dass ein steirischer Bodybuilder sich durch diverse Catch-Phrasen („Hasta la Vista, I’ll be back“) zum führenden Actionstar seiner Zeit hochgeschauspielert hat, noch rein auf den hervorragenden Drehbüchern, die eine Rahmenhandlung etablierten, die sowohl glaubhaft, schockierend als auch bedrohlich auf den Zuseher einwirkten – es war vor allem eine Sache, deren Bedeutung ausschlaggebend war: Emotion. Während im ersten Teil noch die Angst vor der unzerstörbaren Killermaschine dominierte, erzeugte die Fortsetzung ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit angesichts drohender Ereignisse und übermächtigen Gegner, die durch das Ein- und Mitfühlen mit den Protagonisten durchbrochen wurde. Genau diese Absenz von Emotionen lässt Terminator: Salvation den schalen Beigeschmack von Belanglosigkeit zukommen: Zweifellos steckt viel Aufwand bzw. Know-how in der Gestaltung des Dekors und der Ausstattung, die Special Effects sind zeitgemäß und der Einsatz einer bewusst kühlen Farbpalette, gepaart mit Staub und Schmutz, lässt in manchen Situation die Intentionen des Regisseurs hinsichtlich seiner Vision durchscheinen.

Was jedoch auffällt ist die Belanglosigkeit fast aller Charaktere auf der Leinwand, die mit Ausnahme von Worthingtons Marcus Wright und – vereinzelt – Bales John Connor absolut eindimensional dargestellt werden. Interessant ist dabei, dass Bales unangenehmer, harter und über-effizient angelegter Connor sich der Darstellung vom Newcomer Sam Worthington quasi unterwerfen muss bzw. in den Schatten gestellt wird und nur als mächtig qualifizierter Superman ohne Furcht und Tadel in Erscheinung tritt.

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Da bereits die Vorgängerteile mit der problematischen Auseinandersetzung von Zeitreisen bzw. den damit (zwangsweise) verbundenen Logikrätseln mehr oder minder interessante Diskurse schufen, wagt sich Regisseur McG nicht zu weit an dieses Thema heran, was ihm angesichts der zu genüge innerhalb der Handlung aufkommenden Fehler zugute gehalten werden muss: Ein tonnenschwerer „Harvester“ taucht unbemerkt aus dem Nichts auf, der dann bewaffnete Soldaten – die natürlich wie aufgeschreckte Hühner in alle Richtungen laufen – munter einzusammeln beginnt (wofür auch immer), Connor spaziert alleine mühelos in eine SKYNET-Festung, wo wenig später auch gleich ein paar Hubschrauber der Resistance problemlos landen können, drei explodierende Autos locken problemlos einen H-K an, während eine fast Apocalypse Now – anmutende Flächenbombardierung in unmittelbarer Nähe einer Rebellenbasis keinen Terminator die Achseln zucken lässt – natürlich wird hier eine Science-Fiction Geschichte erzählt, die nicht immer Hand und Fuß haben muss, aber diese teils lächerlichen Szenen sorgen einfach für ungläubiges Kopfschütteln beim Zuseher.

Fast könnte man auch meinen, das die einzigen Ansatzpunkt für die Fortsetzung der Serie im ständigen Wiederholen von altbekannten Phrasen und Handlungen liegt, denn so viele Versatzstücke aus anderen Filmen hat man selten gesehen: Ein alter, rostiger und gepanzerter Truck, der durch eine Wüstenlandschaft fährt und mit seiner an der Front montierten Schaufel Autowracks beiseite fegt? Ein kleines, stummes Kind, welches genau im richtigen Zeitpunkt zum Lebensretter wird? Ein Mann, der mit einem Motorrad über einen befestigten Zaun in die Freiheit springt? Die immer wiederkehrende Referenz zu den Vorgängerteilen gilt dank Arnold Schwarzenegger zwar mittlerweile fast schon als unumgängliches Gesetz, jedoch zeigt der Regisseur mit endlosen Wiederholungen, dass auch hier irgendwann die Grenze des guten Geschmacks übertreten werden kann.

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Der digitale Cameo von Arnold Schwarzenegger liefert den perfekten Vergleich für den Gesamteindruck von Terminator: Salvation: Eine offensichtlich künstliche sowie inadäquate Oberfläche, die auf einem teils unnötig aufgeblasenen, emotionslosen Körper gepresst wurde, um den Eindruck der Weiterführung einer Storyline zu vermitteln, welche im Endeffekt absolut bedeutungslos bleibt. Viele filmische Zitate aus den Vorgängern und anderen Werken, ein Publikumsmagnet wie Christian Bale in einer verhinderten Hauptrolle und einige überzeugende Special-Effects Szenen helfen einem schwachen Drehbuch und dem sichtlich bemühten Regisseur McG nicht um die Tatsache herum, das Terminator: Salvation nicht mehr als ein belangloser Actionfilm ohne interessante Grundidee ist, der seinen Namen nicht verdient.

Regie: Joseph McGinty Nichol (McG), Drehbuch: John D. Brancato, Michael Ferris, Jonathan Nolan, Darsteller: Christian Bale, Sam Worthington, Anton Yelchin, Filmlänge: 118 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 30.11.2009