Rock In Vienna 2015: Bunter zweiter Tag mit The Hives, Incubus und Muse
Der zweite „Rock in Vienna“ Tag zeigte sich von einer deutlich bunteren Seite. Das Festivalpublikum hatte seine Metallica Uniformen abgelegt und feierte zu wiederholt sommerlichen Temperaturen.
„Visual Trash Punk“ Band Bonaparte schlugen in der Nachmittagshitze wie eine Paintball Kugel in die Donauinsel ein. Bunt, schrill und betont sexy lieferten sie eine tolle Show ab und ließen Triggerfinger dagegen alt aussehen. Da half auch der blaue Glitzer Anzug von Frontman Ruben Block nicht viel. Gewohnt energiegeladen läuteten The Hives mit Hits wie Tick Tick Boom den Abend ein.
Bei Sonnenuntergang betrat eine der wohl schönsten Bands des Musikplaneten die Bühne und wenn das Konzert dann noch mit Wish You Were Here begonnen wird, ist man plötzlich wieder 16 und bemerkt, dass man immer noch alle Textzeilen auswendig kann. Das gesamte Festivalpublikum entschwindet für einen Moment der Realität und singt mit geschlossenen Augen, lauthals den Refrain. Betrunkene Metallmenschen und Mädchen mit Blumenkränzen in den Haaren, bilden dabei eine harmonische Einheit. Ein schönes Bild und der Weltfrieden ist zumindest für einpaar Sekunden spürbar. Zu lange sollte man dennoch nicht die Augen verschließen, denn Gott (Brandon Boyd) meint es gut mit uns und schlägt als dann härtere Töne aus frühen Alben an.
Danach ist es bei den ersten Zeilen von Pardon Me akustisch und intim, zumindest bis zum ersten Refrain, vor allem hier wird deutlich wie konzentriert die Band zusammenarbeitet. Mit den Covers ging das Hemd und so baute die Band I Want You (She’s So Heavy) von den Beatles wie auch Come As You Are von Nirvana in eigene Songs ein. Mit A Crow Left of the Murder gingen Incubus genauso eindrucksvoll wie sie kamen und die Worte „Thank you, have a wonderful night“ waren noch nie so echt, genauso wie der erste Liebeskummer mit 16.
Die Konstruktion der Doppelbühne hat immer zwei Seiten, zum einen ist sehr sinnvoll wenn man übermäßiges Gedrängel vor der Bühne vermeiden will, zum anderen leidet der Sound. So war es leider auch im ersten Drittel von Headliner Muse. Der Unterschied von der Tonqualität war hier am deutlichsten hörbar, vielleicht aber auch der gesteigerten Erwartungshaltung geschuldet – immerhin sind Muse nicht Irgendwer. Während die ersten Nummern noch etwas rauschend wirkten, war der Sound gegen Ende glasklar, ausgeglichen und kraftvoll.
Durch den pünktlichen Start, musste kein Hit von der Setlist gestrichen werden und so bekam der Festivalbesucher das zu hören, wofür er gekommen ist. Von New Born, Supermassive Black Hole, Hysteria und Time Is Running Out waren so gut wie alle Klassiker dabei. Die Bühnenshow bei Muse war die bisher einprägsamste bei Rock in Vienna, von in die Luft geschossenen rot-weiß-roten Papierschlangen (zufälliger Österreich Bezug, ich glaube nicht.) und pulsierenden Led-Röhren, bis hin zu schwarzen Riesenluftballons, wurde das Zuseherauge nie müde. Spätestens bei den Zugaben war das Wiener Publikum eins mit Matthew Bellamy und Band. Starlight und Knights of Cydonia waren würdige Finalhymnen.
Der letzte Festivaltag am Samstag kommt von der Glamrock Schiene, Highlights sind zweifellos Babymetal und Kiss. Schwarz-weiße Gesichtsfarbe ist ohnehin die neue Sonnencreme.