Hexen hexen

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Fantasy

Drollige Bilder, makaberer Humor und Slapstick-Skurrilitäten machen noch lange kein offenherziges Fantasy-Abenteuer aus Roald Dahls problematischem Hetzmärchen voll antisemitischer und misogyner Analogien. Robert Zemeckis ignoriert erste geflissentlich und kontert zweite mit belehrender Leugnung seitens der Großmutter (routiniert: Ocatvia Spencer) des namenlosen Helden (Jahzir Bruno). Dessen weibliche Hausmaus bekommt eine Heldenszene. Als relativierte das ausreichend die Message, Hitlers Endlösung sei die perfekte Strategie gegen kinderlose Karrierefrauen. Da Co-Drehbuchautor Zemeckis die Scheuklappen offenkundig passen, versetzt er die Handlung um den nunmehr PoC-Hauptcharakter in die 60er-Südstaaten. Sozial- und zeitkritische Versprechungen bleiben unerfüllt. Rassismus existiert nicht mal im vorkriegsromantischen Hotel-Hauptschauplatz.

 

Dort konfrontieren Oma und Enkel eine Hexenkonvention, geleitet von der mit fake-russischem Akzent sprechenden Oberhexe (gegen Angelica Huston enttäuschend uncharismatisch: Anne Hathaway). Die Vorsitzende der multinationalen Hexenbedrohung vereint xenophobe, heteronormative und sexistische Feindbilder mit antisemitischen Weltverschwörungstheorien. Welche Zuschauergruppe Zemeckis CGI-überladenes Remake mittels Ressentiments und Revisionismus hofiert, zeigen die Verzauberung eines schwarzen Mädchens in ein Huhn sowie Stigmatisierung körperlicher Abweichung. Mobilisiert schließlich Chris Rocks enervierender Ich-Erzähler das Kinderpublikum vor und auf der Leinwand zur Verfolgung verdächtiger Frauen, ist das im schlimmsten Sinne kongenial. Statt kritikwürdige Narrative zu überdenken, spekuliert das fragwürdige Ablenkungskino kommerziell auf deren Renaissance in einem rechtspopulistischen Gesellschaftsklima.

Regie: Robert Zemeckis, Drehbuch: Guillermo del Toro, Robert Zemeckis, Kenya Barris, basierend auf dem Roman von Roald Dahl, Darsteller: Anne Hathaway, Octavia Spencer, Stanley Tucci, Chris Rock, Jahzir Bruno, Codie-Lei Eastick, Charles Edwards, Filmlänge: 106 Minuten, Kinostart: 29.10.2020