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All Cheerleaders Die

8
Horror-Komödie

Was für die einen ein unangenehmer Gedanke, ist für die anderen tröstliche Gewissheit – All Cheerleaders Die macht seinem Namen alle Ehre und seine Versprechen wahr. Lucky McKee, seit May und The Woman für Horrorkost der härteren Gangart bekannt, schaffte mit Chris Sivertson eine gleichnamige Neuauflage des gemeinsamen Erstlings All Cheerleaders Die von 2001 und beweist darin Talent für abgründige Komik und Mut zur wilden Genremixtur. Das entstandene Produkt ist irgendwo zwischen Gnadenlos schön, Charmed und Buffy anzusiedeln, gespickt mit einigen nicht allzu expliziten Splattereinlagen, und macht zwar nicht immer Sinn, dafür aber jede Menge Spaß.

Maddy (Caitlin Stasey) ist eigentlich eher selbstbewusste Außenseiterin als aufstrebendes It-Girl am Jahrmarkt der Highschool Eitelkeiten, umso überraschender kommt es daher, als sie plötzlich Ambitionen zeigt, in der Cheerleaderclique rund um das beliebte Blondchen Tracy (Brooke Butler) aufgenommen zu werden. Besonders argwöhnisch betrachtet diesen Charakterwandel Maddys Ex Leena (Sianoa Smit-McPhee), Hexe aus Leidenschaft, und von ihren mystischen Steinen vor herannahendem Unheil gewarnt. Dieses tritt tatsächlich ein, als die Cheerleader infolge eines Streits mit ihren Footballer-Freunden gewaltsam zu Tode kommen. Durch die Macht der Steine wieder erweckt und mit übernatürlichen Kräften sowie einem immensen Blutdurst ausgestattet, rächen sich die untoten Cheerleader an ihren Mördern.

Anfangs verspricht All Cheerleaders Die, auf allzu bekanntem Teenieslasher Terrain zu grasen, weicht aber dann schnell von ausgetretenen Storypfaden ab. Das soziale Reißbrett, rund um die auf der Hightschool Beliebtheitsskala ganz oben und ganz unten Stehenden, dient als Grundlage für beißende Satire auf diese amerikanischen Prototypen, wird aber auch schnell von subtilen Doppelbödigkeiten durchsetzt, die Abgründe hinter den glatten Charakterfassaden offenbaren. Da wäre die von Anfang an auf Rache sinnende Maddy, deren tiefer gehende Motivation erst nach und nach klar wird, die ihr heillos verfallene Leena, die ungewöhnliche Kräfte in sich entdeckt oder der charmante Quarterback Terry, in dem ein hohes Gewaltpotential schlummert. Niemand ist hier wirklich, wie es auf den ersten Blick erscheint, die Übergänge zwischen Opfern und TäterInnen sind fließend und Sympathien ebenso wie moralische Grenzziehungen dementsprechend variabel.

Der Film spielt lustvoll mit Klischees, feiert seine Stilbrüche und Logiklücken mit gebotener Selbstironie und nimmt sich und seine Charaktere überhaupt nur selten wirklich ernst. McKee und Sivertson inszenieren ihre Highschoolslasher-Dekonstruktion wendungsreich, wenn auch etwas fahrig und gleichen Schwächen in der Story mit Humor und achselzuckender Scheiß-drauf-Mentalität aus. Von einer anarchischen Herangehensweise zu sprechen wäre wohl etwas übertrieben, eine gewisse erfrischende Respektlosigkeit gegenüber Genrekonventionen ist dem Film aber dennoch zu attestieren. Diese macht ihn, neben der spürbar darin steckenden Leidenschaft, zu einer absurd-komischen, alle möglichen Klischees und Kategorien durchkreuzenden, wilden Spritztour.

All Cheerleaders Die ist weit weg von Perfektion, manchmal gnadenlos überdreht, oft absurd und nicht immer logisch. Sein Mut zur Abweichung, das pointiert-wendungsreiche Drehbuch, die sympathischen und überzeugend verkörperten ProtagonistInnen sowie sein Herz für AußenseiterInnen machen den Film aber zur sehenswerten Ausnahmerscheinung, dessen angedeuteter zweiter Teil mit Spannung erwartet werden darf.

Regie und Drehbuch: Lucky McKee, Chris Sivertson, Darsteller: Caitlin Stasey, Brooke Butler, Sianoa Smit-McPhee, Amanda Grace Cooper, Reanin Johannink, Filmlänge: 90 Minuten, , gezeigt im Rahmen des /slash einhalb