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Dragon’s Dogma Dark Arisen

7
Action-RPG

Wenn einem gleich zu Spielbeginn ein gigantischer Drache das Herz aus der Brust reißt und frisst, erwartet man naturgemäß als nächstes eine Rückblende, wie es zu diesem tragischen Tod kommen konnte. Weit gefehlt. Wie durch ein Wunder überlebt die Hauptfigur und wird fortan nur mit “Erweckter” angesprochen. Willkommen in Gransys.

Gleich nach dem wundersamen Erwachen aus einem normalerweise sicheren Tod ist es klar, was zu tun ist: Das Herz muss zurück an seinen angestammten Platz – in den Brustkorb des Helden, dort wo ein Herz nun mal hingehört. Doch so einfach ist das natürlich nicht, denn ein Drache dieses Kalibers ist kein Pausengegner. Also muss der Spieler, nach dem anfänglichen, sehr umfangreichen und wirklich gelungenen Figuren-Editor, zuerst einmal Gransys erkunden, stärker werden und Erfahrung sammeln, bevor er seinem feuerspeienden Nemesis gegenüber treten kann.

Was sich nun vor dem Spieler offenbart ist ein klassisches Rollenspiel-Setting. Ist die eigene Figur erstellt – man kann über Gangart (Feminin bis Macho) und Stimmlage (Schrill-piepsend, Tief-grollend) bis hin zu Narben und Tätowierungen seinen Charakter sehr liebevoll mit Details ausstatten – geht es zunächst darum, sich in seinem Heimatdorf zurecht zu finden und die ersten Aufträge zu erledigen. Zahlreiche Dialoge sind zu führen und die Steuerung zu erlernen. Diese ist recht einfach gehalten und erleichtert einem das Meistern seiner Figur – und sorgt auch dafür, dass nicht nur grundlegende Angriffe und Verteidigungen schnell zu bewältigen sind, sondern auch schon bessere und stärkere Aktionen rasch gekonnt werden.

Die Auswahl der Klasse (Krieger, Bogenschütze oder Magier) bestimmt natürlich im weiteren Verlauf, welche Angriffs- und Verteidigungsmaßnahmen zu bewältigen sind. Insgesamt funktioniert das Kampfsystem einwandfrei, bietet jedoch nicht unzählige Variationsmöglichkeiten. Gerade als Krieger entpuppt es sich rasch als simples Hack’n’Slash. Natürlich kann man vielfältige Taktiken anwenden, doch das einfache Prügeln ist und bleibt das profanste Mittel, um die meisten Gegner zu eliminieren. Das größte Problem ist jedoch das Verhalten der Kamera. Viel zu nahe am Spieler klebend, sorgt sie oft für Konfusion und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Übersicht (besonders im Kampfgeschehen mit mehreren Gegnern) verloren geht. Hierbei wirkt es leider oft so, als hätten sich die Programmierer nicht genügend Gedanken gemacht – variable Kameraperspektiven wären schon ein guter Anfang gewesen.

Wie es sich für ein waschechtes Rollenspiel gehört, muss der Spieler seinen Feinden natürlich nicht alleine gegenüber treten. Hier haben sich die Entwickler diesmal etwas ganz besonderes ausgedacht: Sogenannte „Vasallen“ können von der Hauptfigur mittels mysteriöser Steine aus einer Parallelwelt herbeigerufen werden und dienen ihm als Unterstützung auf seiner Reise. Nicht nur können diese Helfershelfer teilweise vom Aussehen ausgehend modifiziert und nach persönlichem Geschmack angepasst werden, Dragon’s Dogma Dark Arisen bietet zudem die Möglichkeit, gut aufgerüstete Vasallen, die Erfahrung mit und Informationen über bestimmte Quests besitzen, an andere menschliche Spieler online weiterzugeben. Dadurch entsteht eine nette Kooperation mit anderen “Erweckten”, die nun auf die erfahrenen Vasallen zurückgreifen können, wenn sie bei einer Aufgabe nicht weiter kommen. Da jeder Vasall seine eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse besitzt, ist es ratsam unterschiedliche Kombinationen in seiner Gruppe auszuprobieren, macht es doch einen großen Anreiz des Spiels aus.

Leider ist eine Interaktion mit anderen Spielern auf den Aspekt des Vasallentausch beschränkt. Dragon’s Dogma Dark Arisen bietet keinen Mehrspieler-Modus, der den Spielspaß erheblich gesteigert hätte. Zudem, wie so oft, ist die KI der NPC-Vasallen stellenweise mangelhaft. Abgesehen vom Hauptbegleiter, der einem persönlich unterstellt ist, kann man den anderen Mitstreitern nur rudimentäre Befehle erteilen und auch diese werden – scheinbar – je nach Lust und Laune ausgeführt oder auch nicht. Weitergehend ist es mehr als ärgerlich, wenn die eigene Truppe den Spieler immer wieder in einen aussichtslosen Kampf verwickelt, weil sie blind gegen eine Übermacht oder schlicht zu starke Gegner losstürmen. Größtenteils ist auf seine Vasallen allerdings Verlass und sie stellen einen integralen Bestandteil des Spiels dar, der im Verlauf der Quests nicht unterschätzt werden darf. Abgesehen davon ist die Idee dieses Prinzips angenehm originell und erklärt über die Handlung zudem schön, warum sie dem Helden bedingungslos folgen und seine Befehle ausführen.

Kamera und mangelhafte KI sind, da sie nur bedingt stören, lediglich ein Wehrmutstropfen angesichts der manchmal schwächelnden Grafik. Den Gesetzen der Physik trotzende Clippingfehler lassen einem schon mal in den ein oder anderen Tisch oder eine Bank rennen. Zusätzlich fehlt es Dragon’s Dogma Dark Arisen gerade auf visueller Ebene an der notwendigen Detailverliebtheit, die ein Spiel dieser Größe erst richtig lebendig erscheinen lässt – man denke nur an Skyrim (zur Kritik). Was schade ist, denn etwa die gebotenen Soundkulisse deuten auf weit Besseres hin. Die Welt hört sich lebendig an, jedoch entzieht es sich oftmals dem Auge – ein etwas ausgeprägteres Gespür für Details hätte der an sich gelungenen Atmosphäre noch zusätzlichen Reiz abgewonnen.

Dragon’s Dogma Dark Arisen ist kein durchwegs gelungenes Action-RPG und hat schon seine Ecken und Kanten, dabei hätte es durchaus Potenzial für mehr gehabt – die Ambitionen der Entwickler sind spürbar. Dennoch macht das Spiel ungeheuren Spaß und ist durch umfangreichen Figuren-Editor, dem Vasallensystem und einer starken (wenn auch nicht großartigen) Atmosphäre ein unterhaltsames Rollenspiel.

Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox360, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 26.04.2013, www.dragonsdogma.com