The-Watch-©-2012-Twentieth-Century-Fox

The Watch – Nachbarn der 3. Art

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Sci-Fi Komödie

Der Boom der Alieninvasionen nimmt kein Ende. Während sich unsere garstigen extraterrestrischen Nachbarn allein während der letzten beiden Filmjahre auf dem Großstadt-Spielplatz Los Angeles, im mexikanischen Hinterland, in der Antarktis, vor einem Moskauer Nachtclub, im Wilden Westen und in den Sozialbauten Süd-Londons großzügig verausgabten, haben sie es nun wieder einmal auf die Idylle der amerikanischen Vorstadtsiedlung abgesehen…

Glenview, Ohio. Evan ist das perfekte Gemeindemitglied. Er leitet die Laufmannschaft, das Recyclingteam und den Spanisch-Konversationskurs. Er liebt seinen Job im Einkaufszentrum, seine Frau und grüßt die ausländischen Nachbarn. Als Glenview plötzlich von einem grausamen Mord überschattet wird und Evan sein spannungsarmes Vorstadt-Leben in Gefahr sieht, gründet er im Eifer des sozialen Überengagements unverzüglich eine Nachbarschaftswache. Doch die drei Kandidaten, die seinem Ruf folgen, verkörpern nicht unbedingt Evans Vision der idealen Bürgerwehr.

Spaßvogel / Familienvater Bob, Möchtegern-Psychopath Franklin und der britische Sonderling Jamarcus wollen lieber abhängen und Bier trinken. Als sie im Nachbarsgarten dann aber auf ein ungemütliches, schleimiges Alien stoßen, wird die Sache doch noch richtig ernst – so ernst wie es eben mit Comedy-Darstellern wie Ben Stiller, Vince Vaughn, Jonah Hill und Richard Ayoade nur werden kann.

Außerirdische, die sich mit den „Desperate Housemen“ anlegen, das hat durchaus seinen Reiz. Und dass Alieninvasionen ein enormes komödiantisches Potential in sich bergen, das hat bereits Tim Burtons „Mars Attacks!“ in den 90ern bewiesen. So könnte auch „The Watch“ eine erfrischende Abwechslung zu all den verbissen seriösen Sci-Fi-Szenarien der letzten Jahre liefern. Potentiell. Doch der von Shawn Levy unter 20th Century Fox produzierte Film scheitert – welch große Überraschung – wieder einmal an der risikoscheuen Einfallslosigkeit Hollywoods.

Guter, schräger und auch herrlich derber Humor blitzt zwar an vielen Stellen durchaus auf, wirkt jedoch in dem Schwall aus One-Linern, die von den vier „Watchmen“ unermüdlich in Reih und Glied abgefeuert werden, eher aufgesetzt als natürlich. Lachen lässt sich stattdessen vielmehr über die Dreistigkeit der an den Haaren herbeigezogenen Handlungslogik, die große Unsinnigkeit mancher Nebencharaktere sowie den entsetzlichen Showdown. Und das alles trotz einigen begnadeten Komikern in den Hauptrollen. Doch Ben Stiller und Jonah Hill sollten lieber schnell wieder zu alternativen Produktionen wie „Greenberg“ oder „Cyrus“ zurückkehren, die ihnen um Längen besser stehen als der Komödien-Einheitsbrei aus Hollywood. Und dann bleibt da natürlich noch das Kuriosum Ayoade.

Die Besetzung des britischen Comedians und Autors Richard Ayoade, bekannt vor allem durch seine Rollen in Garth Marenghi’s „Darkplace“ und „The IT Crowd“, der zuletzt auch sein hervorragendes Regiedebüt mit der Coming-of-Age-Komödie „Submarine“ feierte, wird wohl das Herz von so manchem Serien-Fan ein wenig höher schlagen lassen. Doch mit Ayoades aus dem Hintergrund roboterhaft eingestreuten Kommentaren, meist bestehend aus drei Wörtern oder weniger, wirkt er – wenn auch wohl dramaturgisch beabsichtigt – so außerirdisch britisch, als wäre er direkt aus dem Keller von Reynholm Industries („The IT Crowd“) heraus in die amerikanische Vorstadt hineingebeamt worden.

Wie ein kurioses Ausstellungsobjekt aus dem „American Museum of British Otherness“ geistert Richard Ayoade durch „The Watch“. Dabei ist er zwar immer noch mit Abstand das Beste im ganzen Film, kann jedoch mit seinem kuriosen Auftritt die Sprödheit des abgestandenen Hollywood-Humors, dem er hier bedauerlicherweise unterworfen ist, keinesfalls aufwerten. „The Watc“h ist als Unterhaltungsfilm bestenfalls passabel. Wer stattdessen eine wirklich erfrischend originelle und humorvolle Variation der Alieninvasion sehen möchte, der sollte sich unbedingt Joe Cornishs großartigen britischen Film „Attack the Block“ zu Gemüte führen, dem The Watch in seiner ganzen Machart sowie in einigen konkreten Szenen schamlos – natürlich aber ohne jeglichen Erfolg – nachzueifern versucht.

Regie: Akiva Schaffer, Drehbuch: Jared Stern, Seth Rogen & Evan Goldberg, Darsteller: Ben Stiller, Vince Vaughn, Jonah Hill, Richard Ayoade, Laufzeit: 102 Minuten, Kinostart: 07. 09. 2012