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Linkin Park – Living Things

7
Alternative-Rock

Zwölf Jahre sind vergangen seit sich Linkin Park mit ihrem ersten Album „Hybrid Theory“ langsam aber sicher in die Zimmer rebellischer Teenager, in die Charts alternativer Radiosender und die Berichte internationaler Musikzeitschriften schlichen. Jahre in denen sich bei der Band selbst viel geändert hat, ihr Musikstil selbst nicht ausgenommen…

In ihren musikalischen Anfängen galten die sechs damals noch Mittzwanziger als die Vorzeigeband des sogenannten Nu Metal; rockig, laut, hart aber doch mit melodischen Parts und Texten, die eine Generation unzufriedener und unverstandener Teenager ansprach. Doch manchmal werden auch Rockstars erwachsen, persönliche Geschmäcker ändern sich, Einflüsse anderer Künstler werden stärker und in einer Zeit in der die Popmanufaktur nicht still steht und Austauschbarkeit und Kurzlebigkeit der neue Standard sind, muss schließlich jeder sehen, wo er bleibt. Und so ist auch Linkin Parks neueste Album „Living Things“ weit entfernt vom rotzigen Nu Metal, der einst war.

Der Opener des Albums „Lost In The Echo“ könnte den ersten Takten nach genauso ein David Guetta- wie Lady Gaga-Song sein, man passt sich hier ganz klar dem Mainstream so weit wie möglich an. Zu Linkin Park wird dieser, wie die anderen Tracks, erst durch Chester Benningtons markante Stimme und Mike Shinodas Sprechgesang, die man wohl beide über jeden Song legen könnte und ihn so zu ihrem machen. Einerseits ein Phänomen, dass sicher nicht viele Musiker von sich behaupten können, andererseits spricht das nicht gerade für den oder die Songwriter des Albums.


„Living Things“ ist in erster Linie ein typisches Popalbum mit simplen Melodien und trendgemäßen elektronischen Elementen. Es hat Ohrwurmpotential und ist mit Sicherheit ein gutes Album, allerdings wäre es vielleicht wünschenswert jemand anderes hätte es veröffentlicht. Linkin Park so happy-poppy zu hören (wie auch schon auf dem Vorgängeralbum „A Thousand Suns“), klingt zu oft nicht authentisch und ehrlich, auch wenn wohl einige  Nummern wie „Lies Greed Misery“ stellenweise noch an gute alte „Hybrid Theory“ oder „Meteora“ Zeiten erinnern. Highlight des Albums ist wohl der Song „Castle Of Glass“ – eingängig, nicht überladen, klar und stark.

Der größte Unterschied zu früheren Veröffentlichungen ist die Gesamtstimmung des Albums. Wo früher düsterer Trotz-Metal war, ist heute fröhlicher Pop-Rock, was man als Teenager alleine im abgedunkelten Zimmer auf dem Discman gehört hat, kann man heute als Erwachsener auf jeder größeren gute Laune – Party hören. Sich neu definieren ist gut, wenn man damit den Geschmack der breiten Masse trifft (und auch treffen will) hat das wohl ebenso sein Gutes. Ob ein Erwachsenwerden seitens der Band, oder ein geschickter Marketing Schachzug dahinter steckt sei dahin gestellt, es scheint jedenfalls die richtige Entscheidung zu sein, denn der Erfolg gibt Linkin Park mehr und mehr recht.

Diejenigen, die vor zwölf Jahren nicht ihren Liebeskummer und die verständnislosen Eltern mit Linkin Park aus ihrem Zimmer vertreiben wollten, werden in „Living Things“ ein schönes zeitgemäßes Album sehen und hören, welches eine Rockband, die sich im Mainstream durchsetzen will nicht besser hätte machen können. Und die, die „Hybrid Theory“ immer noch von „Papercut“ bis „Pushing Me Away“ mitsingen könnten, wenn sie müssten, werden am neuen Album zu knabbern haben, sollten ihm aber auf jeden Fall dennoch eine Chance geben.

Linkin Park – Living Things – Warner Music Group