The Card Counter (c) 2021 Polyfilm(6)

The Card Counter

5
Thriller

Schuld und Sühne sind weniger der Fokus Paul Schraders elliptischen Psychothrillers The Card Counter als Teil dessen übergreifender Betrachtung von Repetition und Routine. Sie bestimmen das Handwerk des Regisseurs und Drehbuchautors ähnlich wie das des Profipoker-Protagonisten (konzentriert: Oscar Isaac).

Will Tell ist ein weiterer von Schraders gewalttätiger weißer Männern auf der Suche nach Erlösung, undurchsichtig für Frauen wie seine Geschäftspartnerin La Linda (Tiffany Haddish), aber allzu transparent für das Publikum dank seines monotonen Gedankenmonologs. Den begleiten die in jeder der schmierigen Casino-Kulissen spielenden schwermütigen Songs Robert Levon Beens. Dessen Vater Michael sang schon in Schraders Light Sleeper die auf Wills Rücken tätowierten Lyrics.

 

Light Sleepers Willem Dafoe verkörpert in dem stilisierten Tableau behäbiger Szenen als Wills einstiger Abu Ghraib Kommandant dessen moralischen Ballast. Die vielfältigen metatextuellen und thematischen Verknüpfungen zu Schraders Oeuvre sind zwar filmtheoretisch interessant, jedoch dramaturgisch ein karger Ersatz für Suspense und Substanz. Phrasen von Unentschuldbarkeit verblassen vor der abgeschmackten Suggestion, dass Folterknechte wie der zum tragischen Helden stilisierte Spieler genauso Opfer seien wie Gefolterte.

Die Katharsis unmenschlicher Grausamkeit, zu der Tell der wenig subtil benannte Cirk (Ty Sheridan) verführt, erfolgt einmal mehr durch rohe Gewalt. Dieses unkritisch präsentierte Fazit bestätigt den ethischen Nihilismus, aus dem die Handlung vorgeblich einen Ausweg sucht.

Regie und Drehbuch: Paul Schrader, Darsteller: Oscar Isaac, Tiffany Haddish, Tye Sheridan, Willem Dafoe, Alexander Babara, Bobby C. King, Filmlänge: 112 Minuten, Kinostart: 04.03.2022

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