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Die Frau in Gold

7
Drama

Gustav Klimts „Adele Bloch-Bauer I“ zählt zu den berühmtesten Gemälden der Welt. In Die Frau in Gold erzählt Regisseur Simon Curtis die Geschichte des Rechtsstreits zwischen der Nichte der „Goldenen Adele“ und der Republik Österreich, rund um den rechtmäßigen Besitzer des von den Nazis gestohlenen Werkes, der Ende des 20. Jahrhunderts entfachte.

Maria Altmann (Helen Mirren), Nichte von Adele Bloch-Bauer, musste als junge Jüdin im Zweiten Weltkrieg ihre Heimat Wien verlassen. Erst 1998 erfährt sie, dass viele der Familienerbstücke, darunter das Berühmte Gemälde von Gustav Klimt, von den Nazis gestohlen worden waren. Mit Hilfe des jungen Anwalts Randol Schoenberg (Ryan Reynolds), Enkel von Arnold Schönberg, verlangt sie das Gemälde von Österreich zurück und beginnt einen Rechtsstreit, der sie von der Restitutionskommission, über den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, bis hin zu einem Schiedsgericht führt.

Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt das britisch-amerikanische Drama den Kampf von David gegen Goliath. Gleich zu Beginn erzählt der Journalist Hubertus Czernin (Daniel Brühl), dass Österreich das Gemälde niemals zurückgeben würde, es sei die „Mona Lisa“ Österreichs und untrennlich mit der österreichischen Psyche verbunden, trotzdem will Czernin Maria und Randol unterstützen. Mit einer Reise nach Wien, bei der alle berühmten Ringstraßenbauten sehr werbeträchtig in Szene gesetzt werden, beginnt für die beiden Amerikaner der Lauf zwischen den Institutionen. Dabei wird die von Österreich speziell für derartige Fälle ins Leben gerufene Restitutionskommission schnell als reine Heuchelei entlarvt, die lediglich das Ansehen der Republik im Ausland fördern soll.

Immer wieder wird im Film versichert, dass es Maria Altmann nicht um den materiellen Wert des Gemäldes gehe, sondern um dessen ideellen Wert, immerhin war Adele fast wie eine Mutter für sie, und letztendlich auch um Gerechtigkeit. Hier kommt Die Frau in Gold leider nicht ohne Pathos aus. In ausgedehnten Rückblenden und mit blasser Farbgebung wird das Schicksal der Familie Bloch vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bis zur dramatischen Flucht Marias gezeigt. Neben dem Kampf von David gegen Goliath schildert die Handlung damit auch den Versuch einer Vergangenheitsbewältigung. Maria verbindet mit Wien eine Art Hassliebe. Am liebsten wäre sie nie zu dem Ort, der ihr so viel genommen hat, zurückgekehrt, am Ende findet sie aber doch noch Versöhnung mit der Stadt in der sie aufgewachsen ist.

Großartig verkörpert Helen Mirren Altmann als resolute alte Dame, die sich nicht leicht aus der Fassung bringen lässt und auch im hohen Alter noch in der Lage ist ihren Dickkopf durchzusetzen. Trotz seines Rufs als Frauenschwarm stellt Ryan Reynolds den jungen Anwalt Schoenberg als etwas tolpatschigen und biederen Familienvater dar, beweist aber damit, dass er auch mehr kann als nur schön zu sein. Simon Curtis ist es mit Die Frau in Gold gelungen, einen von außen betrachtet vielleicht etwas trockenen Rechtsstreit um ein Gemälde, in eine interessante Geschichte über eine Frau zu verwandeln, die auf der Suche nach Gerechtigkeit ihre Vergangenheit bewältigt. Über den teilweise von der Hollywoodmaschinerie hinzugefügten Kitsch, lässt sich dank des gut gelungenen Gesamtwerks ohne Probleme hinweg sehen.

Regie: Simon Curtis, Drehbuch: Alexi Kaye Campbell, Darsteller: Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Katie Holmes, Laufzeit: 109 Minuten, Kinostart: 04.06.2015