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V/H/S/2

7
Horror

Horrorkost, in kleinen Häppchen: Nach dem Indie-Überraschungshit V/H/S folgt nun die logische Fortsetzung der Anthologie namens V/H/S/2.

Ebenso wie sein Vorgänger bietet V/H/S/2 (aka S-VHS) ein bekanntes Szenario, zumindest im produktionstechnischem Sinne. Mehrere einzelne Segmente verschiedener Filmemacher werden in einer übergeordneten Erzählung miteinander verwoben, das „Found Footage“-Konzept (ein Filmgenre, bei der die Präsentation von audiovisuellen Aufzeichnungen vermisster Figuren im Mittelpunkt steht) bleibt neben dem Fokus auf Horror-Szenarien das zentrale Thema aller Einzelteile.

Mit vier einzelnen Kurzfilmen, die als Videoaufzeichnungen innerhalb eines weiteren Films episodisch abgespult werden, bietet V/H/S/2 nun ein Segment weniger als sein Vorgänger – dies soll allerdings nicht zu seinem Nachteil eingesetzt werden, bedenkt man, das der Hauptkritikpunkt von Teil eins der qualitative Sprung innerhalb der Einzelelemente und das sich daraus ergebende, nicht durchgehend überzeugende Endprodukt war.

So wird der Zuseher nun mithilfe des ersten Films in den Haupterzählrahmen eingeführt: In Tape 49 des Filmemachers Simon Barrett begeben sich zwei – mit Videokameras bewaffnete – Privatdetektive auf die Suche nach einem vermeintlich verschwundenen Studenten, was in einer Sichtung verschiedener Videobänder in dessen verwahrloster Wohnung mündet. Im Zuge jener Begutachtung wird dem Zuseher nun zuerst Phase 1 / Clinical Trails von Regisseur Adam Wingard (You’re Next, Tape 56-Segment aus V/H/S) präsentiert, in dem Protagonist Herman (Wingard selbst) nach einem Autounfall mit einer experimentellen Augenprothese samt Rekorderfunktion ausgestattet wird. Irritation und Terror macht sich schnell breit, als klar wird, dass Herman als unerwünschte Nebenwirkung nun auch Untote sehen kann. Dank klugem Einsatz der Kameraperspektive, die die Sicht des Protagonisten nachahmt (samt „Blinzeln“), einiger sich das ergebender, überaus schockierender Szenen und viel schwarzem Humor bietet dieser Einstieg den perfekten Nährboden für die nachfolgenden Kurzfilme.

Das anschließende A Ride in the Park-Filmsegment könnte nicht simpler beginnen: Ebenfalls aus einer Egoperspektive gezeigt (und aufgenommen, in diesem Fall mit einer GoPro-Helmkamera), schicken die Macher von The Blair Witch Project, Eduardo Sanchez und Gregg Hale, einen Mountainbiker mitten in eine sich entwickelnde Zombie-Epidemie. Der Clou dabei: Die unbenannte Hauptfigur wird fast augenblicklich selbst zu einem wandelnden Untoten – und der überaus unterhaltsame, gleichermaßen blutig wie auch humorvoll-überzeichnete Handlungsverlauf mündet dann auch gleich passend in einer Kinder-Geburtstagsparty.

Der vielleicht interessanteste, weil originellste Kurzfilm stellt Safe Haven des Regieduos Timo Tjahjanto und Gareth Evans (The Raid) dar. Hierbei wird eine (überraschend gut in Sachen Aufnahmegeräte ausgestattete) Filmcrew für eine Dokumentation zu einer Sekten-ähnlichen Kommune irgendwo in Indonesien geführt – auf Einladung des enigmatischen „Father“ (großartig verrückt in seiner Rolle: Epy Kusnandar). Es braucht nicht lange und die angespannte, bedrohliche Situation eskaliert (blutig), der apokalyptische Horrorreigen nimmt seinen Lauf – bis hin zu einem völlig überzogenen, aber umso amüsanteren Ende, welches den wahrlich schockierenden Verlauf der Geschichte herrlich konterkariert.

Das abschließende Segment namens Slumber Party Alien Abduction von Jason Eisener (Hobo With a Shotgun) offenbart vergleichsweise wenig Außergewöhnliches, nicht nur weil der Titel schon den Inhalt vorweg nimmt. Während ihre Eltern ein gemeinsames Wochenende genießen, feiern die zurückgelassenen Kinder (Samantha Gracie, Rylan Logan, Cohen King) eine Schlummerparty – samt Geschwisterkonflikten natürlich. Die stereotype Rollenverteilung wird bald auf die mit einer Vielzahl an Hintergrund-Blinklichtern ausgestatteten Außerirdischen ausgeweitet und ein mäßig unterhaltsames Versteckspiel – oftmals aus der Perspektive des involvierten Hundes – findet in einem Chaos aus verwackelten Bildern, Jump-Scares und schreienden Minderjährigen statt.

Knapp ein Jahr nach der erstmaligen Veröffentlichung von V/H/S bietet V/H/S/2 nun auf den ersten Blick zwar weniger, dafür aber vergleichsweise hochwertigere Einzelstücke, die für sich zusammen genommen auch ein besser funktionierendes Sequel ergeben. Horror, Spannung und überaus makaberer Humor bleiben dabei nicht auf der Strecke, auch wenn einige der Kurzfilme kaum an die Qualität anderer heranreichen. Ein gefundenes Fressen für alle Genre-Fans.

Regie & Drehbücher: Simon Barrett (Tape 49), Adam Wingard (Phase 1 / Clinical Trails), Eduardo Sánchez & Gregg Hale (A Ride in the Park), Gareth Evans & Timo Tjahjanto (Safe Haven), Jason Eisener (Slumber Party Alien Abduction)
Darsteller: Tape 49: Lawrence Michael, Kelsy Abbott, L.C. Holt; Phase 1 / Clinical Trails: Adam Wingard, Hannah Hughes, John T. Woods; A Ride in the Park: Jay Saunders, Bette Cassat, Dave Coyne, Wendy Donigan, Devon Brookshire; Safe Haven: Fachry Albar, Hannah Al-Rashid, Oka Antara, Andrew Lincoln Suleiman, Epy Kusnandar, R. R. Pinurti; Slumber Party Alien Abduction: Riley Eisener, Rylan Logan, Samantha Gracie, Cohen King, Zachary Ford, Josh Ingraham, Jeremy Saunders, Hannah Prozenko
Laufzeit: 95 Minuten, gezeigt beim /slash Filmfestivalwww.magnetreleasing.com/svhs