Inception-(c)-2010-Warner-Bros.

Inception

4
Sci-Fi Action

Träume sind Schäume. Aber nicht wenn es nach Christopher Nolan geht. Laut seinem Machwerk „Inception“ sind Träume minutiös durchstrukturierte, einfallslose und unterkühlte Gebilde, die nichts mehr mit dem Unterbewusstsein zu tun haben. Vielmehr ist es ein Ort für brachiale Action und opulente Explosionen, was dabei zurück bleibt ist die Fantasie und Sprunghaftigkeit eines Träumenden.  Viel zu bewusst und linear konstruiert sind die Bilder eines schlafenden in „Inception“ in Szene gesetzt. Nolans Fähigkeiten, die besser im Fach des kühlen Actionfilms aufgehoben sind, sind hier restlos überfordert, wenn es darum geht uns in die Traumwelt zu entführen…

Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein Dieb, der Informationen aus den Köpfen seiner Opfer stiehlt, indem er sich in ihre Träume einschleicht. Um sich selbst zu rehabilitieren nimmt er einen Auftrag an, wo es darum geht einem Opfer einen Gedanken im Traum in den Kopf zu pflanzen. Klingt auf den ersten Blick wie die Basis eines existenzialistischen, hochkarätigen Thriller, ist aber auf den zweiten Blick nichts weiter als ein pompöses (aber Großteils spannendes) Heist-Movie, dem es sowohl an gelungenen Figuren, als auch an emotionalen und geistigen Tiefgang fehlt.

Nach einer ewiglangen, schlecht geschriebenen Exposition, die wohl nur ein Christopher Nolan derart plump gestalten darf ohne dafür medial gekreuzigt zu werden, wird man danach mit imposanten Actionszenen bombardiert. Nichts mit Einblick in den Tiefencharakter der Figuren oder dass Realität und Traum, Sein und Schein, hinterfragt werden. „Inception“ ist mehr verliebt (man kann fast sagen selbstverliebt) in seine Struktur, als in seine Figuren und Geschichte. Denn schnell wird klar, dass der Film über seine ganze Länge von satten 148 Minuten nicht tiefer in die Materie dringt, als es jeder x-beliebige Actionfilm tut. Kein Wunder wenn die Hauptfigur dermaßen eindimensional ist, dass man zeitweise unfreiwillig Lachen muss über die ganzen Klischees, die sich hier anhäufen.

Nichtsdestotrotz ist „Inception“ ein unterhaltsamer Actionfilm, aber mehr nicht. Das Problem ist nur, dass uns das Originaldrehbuch und auch die Selbstverliebtheit des Films in seine eigene Genialität weiß machen wollen, dass hier mehr unter der Oberfläche schlummert. Schade nur, dass diese Genialität scheinbar die ganze Zeit über kein einziges Mal aufwacht. Deshalb (und auch wegen seinem plumpen Ende) verspielt der Film das Potenzial wirklich Fragen aufzuwerfen. Denn so simpel wie „Inception“ nicht nur seine Träume gestaltet, so simpel wirft er auch seine Fragen auf, doch die einzige, die am Schluss hängen bleibt ist: Na und?

Regie & Drehbuch: Christopher Nolan, Darsteller: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy, Laufzeit: 148 Minuten, DVD Release: 03.12.2010