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Liebe und Tod im Garten der Götter

It’s Gurkentime again …

Hallo liebe Freundinnen der abseitigen Filmkunst! Heute präsentiere ich meinen Platz 7 der Gialli aus der zweiten Reihe. Waren die bisherigen Filme kuriose bis durchaus gute, sehenswerte Vertreter ihrer Gattung, betreten wir mit diesem Streifen gänzlich neue Gefilde. Wir sind jetzt nämlich in der No Bullshit-Fraktion angekommen.

Soll heißen, ab jetzt handelt es sich eigentlich nicht mehr um Trash im eigentlichen Sinne, sondern eher um unbekannte Perlen, die manchmal ein wenig an ihrem überschaubaren Budget kranken. Und dafür ist unser dieswöchiger Film ein hervorragendes Beispiel…

Liebe und Tod im Garten der Götter

OT: Amore e morte nel giardino degli dei, Italien, 1972, Regie: Sauro Scavolini, Drehbuch: Sauro Scavolini, Anna Maria Gelli, Darsteller: Peter Lee Lawrence, Erika Blanc, Franz von Treuberg, u.a.

Ein deutscher Professor der Ornithologie (Franz von Treuberg) mietet sich in einer leerstehenden Villa mit üppigem Garten in Umbrien ein, um Forschungen an seltenen Vogelgattungen zu betreiben. Im Garten entdeckt er einen zusammengeknäuelten Haufen Tonbänder. Er säubert die Bänder und hört sich die sonderbare und schockierende Geschichte seiner Vormieter an.

In Form aufgezeichneter Therapiesitzungen erfahren der Professor, und wir, die Geschichte von Azzurra (Erika Blanc) und ihrer Beziehung zu ihrem Ehemann Timothy (Rosario Borelli) einerseits, und ihrem inzestuös anmutenden Verhältnis zu ihrem Bruder Manfredi (Peter Lee Lawrence) andererseits. Die Geschichte schlägt mehrere Haken und offenbart immer mehr Abgründe. Und auch der Professor wird von den Gräueln der Vergangenheit plötzlich mit einer sehr realen Bedrohung in der Gegenwart konfrontiert.

Liebe und Tod im Garten der Götter ist ein Psycho-Giallo, der mit seiner abgründigen Familiengeschichte um Liebe, Leidenschaft, Unterdrückung und Hörigkeit auch gut ins Oeuvre heutiger Filmschaffender wie Park Chan-Wook passen würde. Man sieht dem Film zwar seine Kostengünstigkeit in Form von überschaubaren Lokationen und Personal an. Dennoch holt Regisseur Scavolini das Beste hervor, in dem er auf stilvolle Kamerafahrten, schöne Bilder und intensive Musik setzt. Die Darsteller machen ihre Sache allesamt sehr gut, ohne große Akzente zu setzen.

Der Film wurde 2014 erstmalig vom Film Label FilmArt einem deutschsprachigen Publikum vorgestellt. Allerdings nur in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Wen das nicht stört, wird mit einem schönen und spannenden Film belohnt, der mit seiner verschachtelten Erzählstruktur (Geschichte in der Geschichte, Perspektivenwechsel) bestens unterhält und in diesem Belange seiner Zeit wohl auch weit voraus war.

Meine Frau war übrigens nicht dazu zu überzeugen, aufgrund der Untertitelsituation, sich diesen Film mit mir anzusehen. Sie hat sich dann für Heidi und Germany’s Next Top Model entschieden. Wie ich immer sage: Jeder ihre eigene Gurke!

Es bleibt auch weiterhin kunstvoll in der Tonne. Seid gespannt auf Platz 6. Den gibt’s dann auch wieder synchronisiert.