Skyfall
Bond fällt vom Himmel…in die Traufe und verfolgt einen feindlichen Agenten, der auf einer Festplatte die Identitäten aller Undercoveragenten der größeren Geheimdienste mit sich trägt. Als der Kampf aussichtslos erscheint, muss M eine folgenschwere Entscheidung treffen. Nur mühsam gelingt es Bond danach, sich wieder in das Procedere des MI6 einzufügen – doch in der Jagd nach einem gefährlichen Cyber-Kriminellen lässt sich Bond, wie gewohnt, durch nichts zurück halten – weder von schönen Frauen, noch von halsbrecherischen Ein-Mann-Missionen.
Sam Mendes bietet uns hier einen Bond alter Schule, mit neuem Charme. Neal Purvis und Robert Wade haben mit ihrem Drehbuch sichergestellt, den Zuschauer für das Mysterium Bond erneut zu fesseln, obwohl sie keine direkte Vorlage von Ian Fleming benutzt haben. Mendes zeichnet „Skyfall“ mit gelungenen Action-Szenen, die in Hommage an andere Filme erinnern (z.B.: Nolans „Batman“-Trilogie) und sich dennoch mit Humor nehmen. Auch Craigs Bond ist hier verletzlicher, zugänglicher als in den vorigen Filmen.
Zu neu gefundenem Humor kommen neu definierte Gegner: Javier Bardems Bösewicht Raoul Silva ist so nonchalant und voller Charme, dass er den Cyberkrieg um Informationen aus den Schatten des Internets heraus wie ein Spiel erscheinen lässt. Auch hier wirken sich die Veränderungen der Charaktergestaltung positiv aus. Judi Denchs M, sowie ihre Beziehung zu Bond, werden eindrucksvoll beleuchtet und hinterfragt. Von den vielen Worten, für die das M stehen könnte, erfüllt Dench einige: Mentorin, Managerin, Mutter. Der verlorene Sohn kehrt somit auf höchst interessante Weise zurück.
Die Bond Girls Naomie Harris und Berenice Marlohe spielen ihre Rollen klassisch, haben aber wegen fehlender Entwicklungszeit nicht viel um ihre Charaktere zu entfalten. Ben Wishaw zeigt den hier wieder eingeführten Q mit modernem Know How und als Bereicherung des Bond Teams. Dazu kommt eine große Anzahl an Referenzen zu den alten Bond Filmen, die Fans der Serie und aufmerksamen Zuschauern sicher einige Momente der Begeisterung entlocken dürften (kleiner Tipp: goldene Körperteile). Die Bilder des Kameramanns Roger Deakins führen uns lebendig durch die Welt und letztendlich in die stimmungsvolle Heimat von James Bond. Trotz vieler Andeutungen auf vergangene Werke sichert sich „Skyfall“ einen eigenständigen Platz im Bond Universum. Die persönlichen Beziehungen des Protagonisten stehen hier mehr im Vordergrund, als die Vernichtung des Gegners.
Zu bemängeln wäre eigentlich nur die etwas schwache Charakterentwicklung der kleineren Nebenrollen: Eve, Severine und Q werden ohne Tiefgang präsentiert und Handlungstechnisch kurz gehalten. Auch die weiblichen Rollen kommen im neuen Bond nicht so gut weg: in dem Dilemma gefangen, sich ständig retten lassen zu müssen oder vollends von Männern ersetzt zu werden, verfällt „Skyfall“ hier wieder in etwas altbackene Handlungsmuster.
Alles in allem bietet die neue Instanz der Bondgeschichte aber alles, was man von ihr erwartet: Action, Frauen und mysteriöse Gegner, in packender visueller Gestaltung. Sogar das Gunbarrel darf diesmal nicht fehlen. Nach eher mauen Versionen wie „Quantum of Solace“ oder „Die another Day“ zeigt sich „Skyfall“ zum 50sten Jahrestag der Filme in altem Glanz, mit neuer Story. Andere diesjährige Filme des Action-Genres dürfen sich hier in Acht nehmen vor der größten Konkurrenz für das beste Einspielergebnis.
Regie: Sam Mendes, Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, Darsteller: Daniel Craig, Judi Dench, Albert Finney, Naomie Harris, Berenice Marlohe, Ben Wishaw, Filmlänge: 143 Minuten, Kinostart: 01.11.2012