Madame Web
Madame Web ist der vierte Film von Sonys Spider-Man Universe, genannt SSU (Kein Scherz). Die vorangegangenen Filme sind Venom, Venom: Let there be Carnage und Morbius. Man kann also sagen, dieses Franchise hat schwach gestartet und sich kontinuierlich verschlechtert. Madame Web gelingt dabei eine leichte Trendwende, denn dieser Film ist vermutlich der Beste der Reihe bisher. Was wiederum auch nicht allzu schwer war. Und trotzdem sollte man besser die Erwartungen nicht zu weit nach oben schrauben. Denn richtig toll ist das hier trotzdem nicht.
Es geht um Cassandra Webb (Dakota Johnson), die als Sanitäterin nach einem verheerenden Unfall von Zukunftsvisionen geplagt wird. Als sich diese als allzu real herausstellen, nimmt sie ihr Schicksal an und greift ins Geschehen ein. So wird sie zur Retterin von drei jungen Damen (Sydney Sweeney, Celeste O’Connor, Isabela Merced), die vom durchgeknallten Ezekiel Sims (Tahar Rahim) gejagt werden. Der hat nämlich selbst Zukunftsvisionen und weiß daher, dass die drei Gören mal sein Tod sein werden – und will sie deshalb aus dem Weg räumen. Außerdem hat er Spinnen-Kräfte und Cassies Mutter auf dem Gewissen. Was Cassie noch nicht weiß.
Ja, der Plot ist ganz schön verwoben. Wie ein Spinnennetz (Hö, hö). Das macht aber insbesondere in der ersten Hälfte echt Laune. Regisseurin S.J. Clarkson inszeniert den Film hier mit sehr vielen Mystery-Elementen und kann die Spannung kontinuierlich steigern. In der zweiten Hälfte mischt sich dann immer mehr Fantasy mit hinein. Spätestens ab da kann sich Madame Web nicht so ganz entscheiden, ob es pulpiges guilty pleasure sein möchte, oder quietschbuntes Action-Spektakel. Und beides funktioniert dann letztendlich nicht. Das Ende darf man dann höflich ausgedrückt als „gut gemeint“ bezeichnen.
Regisseurin Clarkson gibt mit diesem Werk ihr Spielfilmdebüt und hat auch am Drehbuch mitgeschrieben. Bisher war sie vor allem für Fernsehserien tätig. Man sieht es Madame Web an. Die Actionszenen sind rar und dann recht behäbig inszeniert. Die Produktionswerte sehen auch eher nach Fernsehen aus. Dafür geben sich die Darstellerinnen sehr engagiert, allen voran Dakota Johnson.
Was alle Filme von Sonys Spider-Man Universum (SSU, kein Scherz) eint, ist, dass ihnen verdammt viel Spider-Man abgeht. Hier wird sich eben auf Nebenfiguren aus dem Spider-Man-Kosmos konzentriert. Weshalb man immer ein wenig das Gefühl hat, hier nur einem Vorspiel beizuwohnen. Was man Madame Web dafür zugutehalten kann, ist, dass die Macher wirklich viele kleine Verweise zu Spider-Man eingebaut haben, im Gegensatz zu den restlichen SSU-Filmen. Zum Beispiel gibt es in Nebenrollen Spider-Mans hochschwangere Mutter Mary Parker (Emma Roberts) und seinen guten alten Onkel Ben (Adam Scott) zu sehen. Madame Web ist also ein Prequel zu den aktuellen Spider-Man-Filmen mit Tom Holland. Die drei angeteaserten Spider-Women bzw. Girls sind auch gelungen. Eine davon ist gar die Nichte vom Journalisten-Schmutzfink J. Jonah Jameson.
Man hat sich also durchaus Mühe gegeben. Warum das Ganze dann letztlich doch nicht rund geworden ist, kann man herzlich diskutieren. Ich tippe mal auf die Drehbuchautoren Matt Sazama und Burk Sharpless. Bei deren bisherigen Arbeiten (z.B. Dracula Untold, Gods of Egypt und Morbius) man sich fragt, warum die beiden überhaupt noch in der Branche arbeiten dürfen. Aber es lag sicher auch an Sony und den ständigen Änderungen der Ausrichtung während der laufenden Produktion, inklusive Nachdreharbeiten. Madame Web ist sicher kein Meisterwerk. Aber es ist immerhin der bessere Superheldinnen-Film im Vergleich zur letztjährigen MCU-Schandtat The Marvels. Was wiederum auch nicht sehr schwer war.
Regie: S.J. Clarkson, Drehbuch: Matt Sazama, Burk Sharpless, Clarie Parker, S.J. Clarkson, Darsteller: Dakota Johnson, Sydney Sweeney, Celeste O’Connor, Isabela Merced, Tahar Rahim, Emma Roberts, Adam Scott, Filmlänge: 107 Minuten, Kinostart: 14.02.2024