Venom: Let There Be Carnage
Der zweite Teil des menschenfressenden Helden Venom: Let There Be Carnage macht da weiter wo der Erste aufgehört hat: mit flotten Sprüchen und verspeisten Bösewichten.
In einer Rückblende muss der junge Cletus Kasady (Woody Harrelson) hilflos zusehen, wie seine Jugendliebe Frances Barrison (Naomie Harris) aus dem St. Estes-Heim für unerwünschte Kinder abgeführt wird. Nachdem sie jedoch ihre Superkraft, ein tödlicher Schrei, an einem jungen Polizisten anwendet, wird Frances angeschossen und für tot erklärt. Zurück in der Gegenwart kontaktiert Detective Mulligan (Stephen Graham) den Journalisten Eddie Brock (Tom Hardy). Der für mehrere Morde festgenommene Kasady fordert ein Gespräch mit Brock. Währenddessen findet Venom einen Hinweis auf die unauffindbaren Leichen von Kasadys Opfern. Dies hat zur Folge, dass der Bösewicht zur Todesstrafe verurteilt wird. Kurz vor der bevorstehenden Exekution, kommt es zu einer Konfrontation mit Venom und dem Mörder, wobei Letzterer verletzt wird und einen Teil der außerirdischen Kraft in sich aufnimmt.
Venom: Let There Be Carnage ist seine ganzen 97 Minuten auf einer Identitätssuche ohne befriedigenden Ausgang. Der Erfolg von Deadpool und Logan: The Wolverine haben gezeigt, dass Comicverfilmungen, die für ein erwachsenes Publikum produziert werden, den familienfreundlichen Helden in nichts nachstehen. Wenn man sich das Material ansieht, würde man meinen, die Vorlage fordert eine blutige Filmadaption mit Witzen, die auch mal ein böses Wort beinhalten dürfen. Falsch gedacht. Während der Humor nur jungen Teenagern einen Lacher abringen wird, bleibt die Action zensiert oder wird gar nicht erst gezeigt. Diese inkonsequente Vorgehensweise kann daher keine Altersgruppe wirklich abholen.
Des Weiteren ist die Story der gewohnte Superhelden Einheitsbrei. Venom und Eddie Brock haben in der Mitte des Films einen vorhersehbaren Streit, der sie noch enger verbindet. Bösewicht Cletus Kasady steht nur dann vor Schwierigkeiten, wenn es für den Verlauf der Geschichte dienlich ist. „Investigativ“-Journalist Eddie hat magischen Internetzugang, der ihm mit einer einfachen Google Suche alle nötigen Hinweise vor die Nase knallt. Einfach gesagt: Überraschungen, wird man im dritten Film von Regisseur Andy Serkis, nicht finden.
Natürlich kann man dem muskulösen Monster auch etwas Positives abgewinnen. Alle Beteiligten, allen voran Tom Hardy und Woody Harrelson, sind sich dem Stil eines Comics bewusst und spielen den überdrehte Charm ihrer Charaktere konsequent aus. Die Laufzeit und der nicht verkopfte Plot haben zur Folge, dass Venom: Let There Be Carnage ein kurzweiliges Kinoerlebnis bleibt. Man muss abwarten, ob die angeteaserte Zusammenführung mit dem großen Marvel Universum, den Mehrwert für die Figur Venom besser hervorheben kann. Bis dahin bleibt der Antiheld mit dem großen Maul leider eine Figur mit viel liegengelassenem Potential.
Regie: Andy Serkis, Drehbuch: Kelly Marcel, Darsteller: Tom Hardy, Woody Harrelson, Michelle Williams, Naomie Harris, Reid Scott, Stephen Graham, Filmlänge: 97 Minuten, Kinostart: 22.10.2021