The Last Duel (c) 2021 Walt Disney Studios Motion Pictures(7)

The Last Duel

5
Drama

Ridley Scotts neuester Mittelalter-Streifen The Last Duel handelt von dem legendären letzten Duell in Frankreich im Jahr 1386.

Jean de Carrouges (Matt Damon) und Jacques Le Gris (Adam Driver) stehen nur wenige Momente vor der entscheidenden Auseinandersetzung. In einer vollen Arena und unter Aufsicht Königs Karls VI. (Alex Lawther) geben beide Kämpfer ihre Schwüre ab. De Carrouges kämpft, um die Vorwürfe seiner Ehefrau zu verteidigen, Le Gris, um seine Unschuld zu beweisen. Die Anklage: die Vergewaltigung von Marguerite de Carrouges (Jodie Comer). Nachdem die ersten Angriffe zu Pferd ausgetauscht werden, springt die Handlung zurück in der Zeit und es werden drei verschiedene Wahrheiten präsentiert. Die Erste aus Sicht von Jean de Carrouges, der sich als ehrenhafter Ritter und liebevoller Ehemann darstellt. Die Zweite aus Sicht von Jacques Le Gris, der sich als geheimer Liebhaber und zu Unrecht Beschuldigter darstellt. Und die dritte Version, die sich als die wahre Wahrheit bezeichnet, geschildert von Marguerite de Carrouges.

The Last Duel hat ein sehr großes Problem. So episch und legendär das letzte legale Duell in Frankreich gewesen sein mag, alles was dazu führt ist leider alles andere als das. Und zum Unglück der Zuseher befasst sich Regisseur Ridley Scott über den Großteil des Films mit dem uninteressanten mittelalterlichen Alltag. Nicht nur das: er wiederholt das ganze drei Mal aus unterschiedlichen Perspektiven.

 

Während sich die Idee spannend anhört, verläuft die Ausführung leider unglücklich. Die Unterschiede zwischen den drei Versionen sind so marginal, dass es nie zu einem echten Aha-Moment kommt. Zum Beispiel: In der Version von de Carrouges rettet er in einer Schlacht Le Gris das Leben und ist derjenige der nach einem späteren Streit die versöhnlichen Worte spricht. In der Version von Le Gris ist es einfach umgekehrt. Am schwierigsten ist es jedoch, dass man in keiner der Versionen das Gefühl bekommt, dass der Hauptgrund der Handlung, die Vergewaltigung, zur Debatte steht. Da dem Zuseher in der letzten Version von Marguerite gesagt wird, dass es sich hierbei um die tatsächliche Wahrheit handelt, bleibt jeglicher Nutzen der gewählten Erzählweise aus.

Abseits der fraglichen Struktur hat The Last Duel richtig starke Momente. Ausstattung und Besetzung stechen dabei besonders hervor. Mit Gladiator und Königreich der Himmel hat Ridley Scott schon mehrmals bewiesen, dass ihm dieses Genre liegt. Die drei Hauptdarsteller haben allesamt eine großartige Präsenz auf der Leinwand und machen die lange Laufzeit sehenswert. Das Finale ist klar das Highlight und wird den Erwartungen des Publikums gerecht.

Am meisten schmerzt allerdings, dass man das Gefühl bekommt, ein paar kleine, aber entscheidenden Änderungen, hätten dieses Projekt zu einen großartigen Film gemacht. Wenn hier schon ein Teil von den historischen Überlieferungen abweicht, warum müssen dann langgezogene Streitereien über irgendwelche Ländereien Teil der Handlung bleiben? Warum kommen wir erst so spät zum eigentlichen Thema, dass auch nach über 600 Jahren aktueller nicht sein könnte? Erst im letzten Handlungsstrang geht es endlich um die Absurdität dieser von Männern beherrschten Welt, doch in den 90 Minuten davor wird genau diese Welt glorifiziert.

Fans von Mittelalter Blockbustern werden hier auf ihre Kosten kommen und zum Schluss mit der wahrscheinlich sehenswertesten Kampfszene dieses Jahres belohnt. Um zu diesem Punkt zu kommen, muss man sich allerdings selbst in ein Duell gegen die Langeweile begeben.

Regie: Ridley Scott, Drehbuch: Nicole Holofcener, Ben Affleck, Matt Damon, basierend auf dem Roman von Eric Jager, Darsteller: Matt Damon, Adam Driver, Jodie Comer, Harriet Walter, Ben Affleck, Filmlänge: 152 Minuten, Kinostart: 14.10.2021

The Last Duel