Ich bin dein Mensch
Auf der Berlinale, wo Maria Schraders dritte Spielfilm-Regiearbeit ihre designierte Premiere hat, ist die mit Pseudophilosophie und küchenpsychologischen Plattitüden aufgehübschte Roboter-Romanze das selbst im zusammengekürzten Wettbewerb unverzichtbare Stück Mainstream-Murks. Darin wird in naher Zukunft Wissenschaftlerin Alma (banal: Maren Eggert) der auf ihre Bedürfnisse konditionierte Android Tom (Dan Stevens) im Rahmen einer dreiwöchigen Testphase als Partner an die Seite gestellt. Emotionale Verwicklungen sind … vorprogrammiert (hahaha). Zwei Jahrzehnte nach Steven Spielbergs A.I. liefert die Regisseurin und Drehbuchautorin eine Hochglanzversion filmischer Fan-Fiction um den seinerzeit von Jude Law verkörperten Gigolo Joe, auf die niemand gewartet hat. Oder doch?
Mit unverfänglichem Humor, lauer Romantik und einer Handlung, die jeden komplexeren Aspekt der Thematik geflissentlich umschifft, ist die Sci-Fi-Soap detailliert kalkuliertes Sommerkino. Sozialsatirische Anwandlungen scheitern an der Mutlosigkeit der Story. Die ignoriert ethische, politische und wissenschaftliche Konflikte zugunsten der banalsten Fragen: Wird ein perfekter Androiden-Partner nicht irgendwann langweilig? Verlernen die Menschen zwischenmenschlichen Umgang, wenn sie sich nur mit Kunstmenschen umgeben? Wer will überhaupt einen Maschinenmenschen und wozu? Schraders Antwort, dass Almas Testprodukt bloß eine Hi-Tech-Version einer aufblasbaren Sexpuppe sei, ist ebenso blasiert wie kurzsichtig. Der amatonormative Automatismus einer normierten Gesellschaft wird nicht hinterfragt, sondern verklärt.
Regie: Maria Schrader, Drehbuch: Maria Schrader, Jan Schomburg, basierend auf einer Kurzgeschichte von Emma Braslavsky, Darsteller: Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller, Hans Löw, Wolfgang Hübsch, Annika Meier, Falilou Seck, Jürgen Tarrach, Filmlänge: 105 Minuten, gezeigt auf der Berlinale 2021