Der geheime Garten (c) 2020 Studiocanal GmbH(4)

Der geheime Garten

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Fantasy

Durchwuchert von Xenophobie, Klassenstereotypen und Pseudopädagogik, ist Frances Hodgson Burnetts kitschiger Kinderbuch-Klassiker resistent gegen zaghafte Ansätze zur Modernisierung, die Radioactive-Drehbuchautor Jack Thorne dreist von der japanischen Serien-Adaption Anime Himitsu no Hanazono abguckt. Hodgson Burnetts Diffamierung alles Fremden als Unterentwicklung, die Geist und Körper schädigt, versteckt Marc Munden hinter esoterisch angehauchter Pseudo-Psychologie. Letzte wirkt ganz im Geiste der reaktionären Romanvorlage nicht emphatisch, sondern passiv-aggressiv wie die unsympathische Heldin Mary Lennox (anstrengend: Dixie Egerickx). Deren emotionales Trauma und Missmut heilen ein paar Spaziergänge an der Moorluft. Durch die flattern computergenerierte Rotkehlchen mit dem (buchstäblichen) Schlüssel zu phantasiearmer Bigotterie.

 

Dass Marys neurotischer Cousin Colin (Edan Hayhurst) fast am Münchhausen-by-Proxy ihres depressiven Onkels (Platt: Colin Firth) stirbt, verniedlicht der dramaturgisch und dramatisch überforderte Plot genauso wie brutale Klassenhierarchien. Die zerlumpt auf dem Moor schuftenden Bauern, Marys Bedienstete Martha (Isis Davis) und deren Bruder Dickon (Amir Wilson) sind klaglos zufrieden mit ihrer Sozialstellung, die nie einer Freundschaft im Wege steht. Konsequent negiert Munden auch die Permanenz und Ausmaß physischer, psychischer und sozialer Malaise. Direkt und indirekt Betroffene haben die Wahl zwischen zwangskurieren und krepieren. Heuchelei, Assimilierung und CGI-Pflänzchen sind das Einzige, was auf dem vergifteten literarischen Boden blüht.

Regie: Marc Munden, Drehbuch: Jack Thorne, basierend auf dem Roman von Frances Hodgson Burnett, Darsteller: Dixie Egerickx, Colin Firth, Julie Walters, Edan Hayhurst, Amir Wilson, Isis Davis, Filmlänge: 99 Minuten, Kinostart: 15.10.2020