Avengers: Endgame
Es ist soweit – Finale! Weltweit rennen die Massen in die Kinos um noch möglichst früh alles selbst gesehen zu haben, bevor einem die sozialen Medien oder andere Seiten im Netz die wichtigsten Dinge verraten.
Wer wird überleben? Wer wird sterben? Wer wird wieder auferstehen. Dass das Grande Finale des MCU (und ja, es wird trotzdem weiter gehen) mit dem Finale von Game of Thrones kollidiert ist entweder Zufall oder kündigt von einer echten Zeitenwende in Film und Fernsehen. Gehen doch die beiden größten Hypes der letzten 10 Jahre Hand in Hand von den Bildschirmen bzw. Kinoleinwänden.
Avengers: Endgame schließt nahtlos an das verstörende Ende des vorjährigen Infinity War an. Thanos (Josh Brolin) hat mit einem einzigen Fingerschnipp 50% aller Lebewesen im gesamten Universum ausgelöscht. Die Reste der Superhelden formieren sich um zum Gegenschlag auszuholen. Mit Hilfe der Infinity Steine wollen sie alles ungeschehen machen. Doch Thanos hat die Steine endgültig zerstört und es scheint keinerlei Hoffnung mehr zu geben. 5 Jahre später wird durch Zufall Scott Lang alias Ant-Man (Paul Rudd) aus der Quantenwelt befreit in der er die letzten Jahre feststeckte (siehe Ant-Man and the Wasp). Dieser knüpft Kontakt zu Cap und Co. und plötzlich erwacht Hoffnung in Form von Zeitreise, die Verlorenen zurück zu holen. Dafür braucht man allerdings die Hilfe von Tony Stark (Robert Downey Jr.) – und just der lebt zurückgezogen mit Frau und Tochter und hat eigentlich keinen Bock mehr auf den Blödsinn.
Nach dem hervorragenden und mutigen Infinity War liefert Endgame schließlich das, was alle erwarten. Keine Überraschungen, keine unerwarteten Wendungen. Dafür viel Zeit für Dramen, Vorwürfe und Versöhnungen. Nach opulenten 2,5 Stunden, in denen wir nochmal zusammen mit unseren Helden durch die vergangenen 10 Jahre MCU reisen durften, kriegen wir dann endlich die Mutter aller Schlachten serviert, wo nochmal ganz gewaltig auf die Kacke gehauen werden soll. Ausgerechnet dieser Teil gerät aufgrund von CGI-Unübersichtlichkeit und etwas seltsamen Konstellationen zum wenig überzeugenden Höhepunkt. Alles in allem fühlt man sich sehr an die riesigen Herr der Ringe-Overkill-Schlachten erinnert. Am Schluss wird dann alles nochmal sehr emotional und man darf geplättet aus dem Kino wanken. Dabei kann dieses dreistündiger „Drüber fahren“ trotzdem keineswegs kaschieren was es ist: überlang, pathetisch, überraschungsarm. Außerdem seltsam humorlos. Eine Prise Witz hätte gerade diesem Film allerdings gut getan. Aber die wenigen guten Gags kennt man nun schon aus den Vorgängern und sie können einem bestenfalls ein kleines Grinsen abringen.
Infintiy War und Endgame verhalten sich in etwa so wie Das Imperium schlägt zurück zu Die Rückkehr der Jedi Ritter. Soll heißen, den wahren Höhepunkt der Reihe hatten wir schon. Jetzt wird einfach alles wieder gut. Oder zumindest fast alles. In einem Punkt haben die Macher allerdings nicht zu viel versprochen: Das MCU wie wir es kannten, ist nun wirklich nicht mehr dasselbe. Klar werden sie weitermachen. Inwiefern und ob das alles eine gute Idee sein wird, werden wir dann sehen. Jetzt darf erst mal Tom Holland als Spider-Man in Far from Home erneut antreten. Vorerst sind wir dankbar für das was wir hatten. Nicht alle der letzten 22 Filme waren Gold. Manchmal wurde es sogar ziemlich öd. Höhepunkte gab es dafür genauso immer wieder. Endgame ist nun kein grandioser, aber zumindest ein solider – und ja – würdiger Abschluss geworden. Kinogeher dieser Welt: Sammelt euch.
Regie: Anthony & Joe Russo, Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely, Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Mark Ruffalo, Chris Hemsworth, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Don Cheadle, Paul Rudd, Benedict Cumberbatch, Chadwick Boseman, Brie Larson, Tom Holland, Karen Gillan, Zoe Saldana, Evangeline Lilly, Elizabeth Olsen, Tom Hiddleston, Sebastian Stan, Dave Bautista, Tilda Swinton, Josh Brolin, Filmlänge: 181 Minuten, Kinostart: 24.04.2019