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Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit

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Drama

In Anlehnung an das künstlerische Paradigma des Hauptcharakters, zu malen, was er fühle, statt was sichtbar ist, entwirft Julian Schnabel statt der typischen Abhandlung von Lebensstationen die Biografie eines Geistes.

Dessen gequälte Rastlosigkeit ist letztlich der Kern – womöglich mehr als Van Goghs Kunst – seines Status des quintessentiellen missverstandenen Genies (Willem Dafoe). Das folgt mit einer Entschlossenheit geboren aus Verzweiflung seiner eigenen kreativen Vision. Ganz ähnlich der Regisseur, dessen pastose Inszenierung beständig mit dem Vergleich kokettiert.

Schnabels Hang zur Selbstdarstellung treibt kuriose Blüten, wenn er im Abspann etwa sich selbst indirekt als Maler über den Künstler stellt (Kategorie Film Credits für die Ewigkeit: Van Gogh Paintings by Julian Schnabel), doch sie begleitet eine tiefe Hingabe und Faszination gegenüber einer Persönlichkeit, die im Kino nie greifbarer schien als im stetig von der unruhigen Kamera umkreisten Gesicht Dafoes. Sein enormer Altersabstand zum realen Vorbild fügt sich in die symbolistische Szenerie gleich einer Leidensmetapher.

Missachtet von allen außer Bruder Theo (Rupert Friend) und dem exzentrischen Gauguin (Oscar Isaac), geächtet von der bigotten Landbevölkerung, ist der sich vollends mit seinem geschmähten Schaffen identifizierende Protagonist auch der Schmerzensmann, mit dem er sich in der Irrenanstalt vergleicht, und den ironischerweise Dafoe bereits in Die letzte Versuchung Christi verkörperte. Von Tatiana Lisovskayas elegischer Musik getragen und in schubartige Episoden eingefasst, ersteht in frostkalten Momentaufnahmen ein gleichsam tröstendes und tragisches Poem an einzigartige künstlerische Schöpfungskraft.

Regie: Julian Schnabel, Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Julian Schnabel, Louise Kugelberg, Darsteller: Willem Dafoe, Rupert Friend, Oscar Isaac, Mads Mikkelsen, Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner, Niels Arestrup, Filmlänge: 111 Minuten, Kinostart: 19.04.2019