Antichamber
Als neu und interessant gilt ein Spiel oftmals erst wenn es mit Erwartungen und etablierten Traditionen bricht. Selten wird dieser Umstand aber zum zentralen Thema eines Erlebnisses und so füllt Antichamber eine neuartige Nische.
Als psychologisches Entdeckungs-Erlebnis versteht sich der sonderbare Titel, der in den letzten Jahren bereits zahlreiche Indie-Awards abgeräumt hat. Der Entwickler Alexander Bruce selbst zeigt sich zurückhaltend bei der Präsentation, verlässt sich eher auf die Aussagekraft der Vorauslorbeeren, was steckt also dahinter? Im Grunde erwartet den Spieler ein hoch abstraktes Puzzle-Labyrinth. Eine Art Zelda-Dungeon aus dem nächsten Jahrtausend. Als Metapher für das Leben an sich präsentiert sich diese Reise, auf der es neben den verwirrenden Raumkonstruktionen auch regelmäßig neue Fähigkeiten zu entdecken gibt.
Selten zuvor hat es jemand gewagt die Möglichkeiten des virtuellen Raums so kompromisslos auszunutzen. Nicht nur dass das Layout der Räume frei nach Escher sämtliche euklidischen Definitionen schlichtweg ignoriert, selbst völlig triviale Aktionen wie das Drehen des Sichtfelds können bereits die Position im Raum entscheidend verändern. Und während solch abstrakte Phänomene natürlich Verwirrung und Unbehagen auslösen offenbaren sich beim Spielen schnell die Qualitäten im Design: Herkömmliche Regeln der Wahrnehmung von Raum sind zwar ausgehebelt, was aber noch lange nicht bedeutet das der Vorgang völlig willkürlich gar keinen Regeln folgt. Antichamber führt den Spieler Schritt für Schritt an seine eigenen Konventionen heran und wer dabei gut aufpasst, der wird sich sich dem Ablauf entsprechend recht bald erstaunlich gut zurechtfinden.
Das Puzzle-Lösen steht bei Antichamber nach der ersten Eingewöhnugsphase im Vordergrund. Doch Vorsicht: Anders als bei Portal 2 und Konsorten sind die Aufgaben die es hier zu lösen gibt erbarmungslos komplex. Niemals unfair, oder schlecht erklärt, wer allerdings nicht genügend Geduld und Motivation mitbringt gerät hier schnell an seine Grenzen. Vor allem die Handhabung der Spezialfähigkeiten, welche das Kontrollieren von „Voxel“-Mengen erlauben (ein Voxel ist wie ein dreidimensionaler Pixel eine kleine kubische Einheit) verlangen ein hohes Maß an Präzision und Vorstellungskraft. Antichamber ist ein abstraktes, einzigartiges Erlebnis. Wer keine Freude am Lösen komplizierter Denkaufgaben empfindet wird sich an den psychologischen Gimmicks recht schnell satt gesehen haben, allen anderen ist ein Ausflug in diesen surrealen Puzzle-Dungeon wärmstens empfohlen.
Plattform: PC (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (Pegi): KA, Release: 31.01.2013, Steam-Link, www.antichamber-game.com