Mishima-A-Life-in-Four-Chapters-©-2008-Österreichisches-Filmmuseum

Mishima: A Life in Four Chapters

7
Drama

Anlässlich des Wien-Aufenthalts von Paul Schrader lief am 20.1.2011 im Filmmuseum der wohl bedeutendste Film (plus anschließendem Gespräch) aus dem (Regie)Schaffen des Mannes, der für solch großartige Drehbücher wie „Taxi Driver“, „Raging Bull“ und „City Hall“ verantwortlich ist. „Mishima: A Life in Four Chapters“ erzählt die Geschichte des japanischen Schriftstellers Yukio Mishima, der am 25. November 1970 in der Öffentlichkeit rituellen Selbstmord beging. Schrader bezeichnet den Film als seine beste Regiearbeit, nun konnte man sich selbst ein Bild machen und auch von dem Mann hinter dem Film.

Eingeteilt ist die Geschichte in vier Kapitel: Beauty, Art, Action und Harmony of Pen and Sword. Die ersten drei Teile behandeln das Leben des Autors durch den Spiegel seines künstlerischen Schaffens und konzentrieren sich dabei auf drei seiner Romane („The Temple of the Golden Pavilion“, „Kyoko’s House“ und „Runaway Horses“). Immer wieder wird man zwischen drei verschiedenen Erzählebenen hin und her geschleudert, bis man sich im letzten Kapitel wieder ausschließlich in der Gegenwart befindet und den letzten Tag im Leben des Autors mitbekommt. Visuell beeindruckt vor allem die Darstellung seiner Romane, die aufgrund ihrer theaterhaften Inszenierung wie surrealistische Träume anmuten.

Der Rest des Films lebt vor allem von der darstellerischen Leistung Ken Ogatas, der Yukio Mishima mit einer subtilen, aber gleichzeitig enorm kraftvollen Darbietung auf die Leinwand bringt. Dass es für einen Film natürlich dennoch nicht möglich ist, die ganze Komplexität dieser Person darzustellen, kann bei genauer Betrachtung verständlich und verzeihlich sein. Leider wurde so manch wichtiger Aspekt des Autors nur am Rande angedeutet, der schlussendlich doch mehr Gewichtung in seinem Leben und Schaffen hatten. Auch dass einer seiner bedeutendsten, frühen Schlüsselromane („Thirst for Love“) keinen Einzug in den Film findet, könnte man als Versäumnis werten. Dessenungeachtet ist der Film, sobald man über die Musik von Philip Glass (dessen Kompositionen normalerweise gut sind, aber in diesem Film vor allem am Anfang gänzlich deplatziert wirken) hinweggekommen ist, ein beeindruckendes Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit.

Im Anschluss des Films hatte man im Filmmuseum zusätzlich das Vergnügen eine weitere Persönlichkeit kennen zu lernen. Paul Schrader höchstpersönlich stand Rede und Antwort zu „Mishima: A Life in Four Chapters“, im speziellen, und seinem Filmschaffen im Allgemeinen. Zum Teil bekam man überaus interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films und einiger anderer seiner Werke, zum anderen Teil verrieten die Antworten nichts Neues und blieben sehr oberflächlich. Oftmals arteten sie in lange Geschichten aus, die wenig mit der Frage zu tun hatten, aber zumindest amüsante Anekdoten waren. Darüber hinaus erzählte er dem Publikum manchmal Dinge, die ohnehin bekannt sind.

Was jedoch viel stärker hängen geblieben ist, war die Müdigkeit und Teilnahmslosigkeit, die Schrader zeitweise an den Tag gelegt hat. Man könnte fast sagen er wirkte gelangweilt, als hätte er diesen Abend schon unzählige Male erlebt (was wohl auch der Fall ist). Diesen Umstand und dieses Verhalten kann man als Filmbegeisterter Mensch zwar nicht verzeihen, denn selbst über den angeblich wichtigsten Film seines Schaffens sprach er relativ kühl und emotionslos, aber es schmälert weder die Wirkung des Films, noch das Gespräch mit Schrader an sich. Denn beides sorgte für einen unterhaltsamen Abend mit interessanten Einblicken, sowohl in Bezug auf „Mishima: A Life in Four Chapters“, als auch auf den Drehbuchautor und Regisseur Paul Schrader an sich. Wer also jemals die Möglichkeit hat diesen Film zu sehen und wer wirklich mal etwas originelles, anderes (im positiven wie im negativen) sehen will, der sollte sich die Chance nicht entgehen lassen und sich „Mishima: A Life in Four Chapters“ anschauen.

Regie: Paul Schrader, Drehbuch: Chieko Schrader, Paul Schrader, Leonard Schrader, Jun Shiragi, Darsteller: Ken Ogata, Masayuki Shionoya, Hiroshi Mikami, Junya Fukuda, Laufzeit: 121 Minuten