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The Danish Girl

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Biopic

Tom Hooper setzt in The Danish Girl auf eine etwas freie Interpretation, aber dafür leichter zugängliche Erzählung des bewegenden Lebens von Lili Elbe und ebnet sich damit höchst wahrscheinlich den Weg zum Oscar.

Kopenhagen in den 1920er Jahren: Das Künstlerpaar Einar (Eddie Redmayne) und Gerda (Alicia Vikander) führen ein bewegendes und vor allem glückliches Leben. Gemeinsam gehen sie von einer Veranstaltung zu nächsten. Doch als Gerda ihren Mann bittet, für sie als Frau verkleidet Portrait zu stehen, ändert sich alles. Denn das gelingt ihm so gut, dass Gerda weiter Bilder von ihrem Mann als Frau zeichnet und damit endlich Erfolge feiert. Sie geben der Figur den Namen „Lili“ und leben fortan ein Rollenspiel aus. Doch in Einar beginnt sich etwas zu ändern und so kommt es, dass Lili nicht länger eine erfundene Figur bleibt, sondern die wahre Identität von Einar zum Vorschein kommt. Nach einem längeren Versteckspiel entscheidet er sich schlussendlich, das Leben einer Frau zu führen und ist zu geschlechtsangleichenden Operationen bereit.

Lili Elbe wurde als Einar Mogens Wegener 1882 in Dänemark mit männlichen und weiblichen Organen geboren und machte sich in der Kunstszene als Landschaftsmaler einen Namen, als Frau lebte Lili die Kunst zur Malerei später nicht mehr aus. Einar lernte seine spätere Frau Gerda an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen kennen. 1912 zogen sie nach Paris, wo sie ihre Kunst intensivierten und ihre Orientierungen (Gerda liebte Frauen und Einar zeigte sich in der Öffentlichkeit öfter als Lili) auslebten. Nur die engsten Freunde der beiden wussten, dass das Modell Lili Elbe, welches Gerda beständig porträtierte, Einar selbst war. Lili Elbe war eine der ersten intersexuellen Menschen, die sich 1930 geschlechtsangleichenden Operationen unterzog.

Der Film von Oscar-Preisträger Tom Hooper (Les Misérables, The King’s Speech) erzählt mit viel Gefühl die Geschichte von Einar Wegener, der langsam seine wahre Identität als Frau entdeckt und auslebt. Die mitfühlende Erzählung wurde dabei ästhetisch auf die Leinwand gebracht. Zudem zeigt der Regisseur einmal mehr seine Vorliebe für edle Kostüme und Ausstattung. Das Drehbuch (David Ebershoff, Lucinda Coxon) bleibt dabei – leider – nicht ganz bei den Fakten, sondern biegt sich die Geschichte von Einar/Lili und Gerda passend zurecht (Stichwort: Oscar Bait!?). Gerda verließ Lili und heiratete erneut, auch ihre Liebe zu Frauen wird im Film nicht einmal beiläufig erwähnt. Hooper lässt den Zuseher im Glauben, dass vor allem die Liebe von Gerda, treibende Kraft für Einar war, Lili zu akzeptieren und als sie zu leben. Gerda stand ihrem Mann zwar lange zur Seite, doch so intensiv wie in The Danish Girl erzählt wird, dürfte die Beziehung dann wohl doch nicht ganz gewesen sein.

Hooper verdankt es Eddie Redmayne (The Theory of Everything, Les Misérables) und Alicia Vikander (Ex Machina, Codename U.N.C.L.E.), dass der Film trotz ein paar historischer Lücken unter die Haut geht. Beide liefern eine ziemlich prestigeträchtige Performance. Wenn Einar den Stoff des Kleides vorsichtig berührt, sich zurückhaltend im Spiegel betrachtet, langsam weibliche Bewegungen einstudiert und so zu Lili findet, gelingt es Redmayne mit seiner zarten, ängstlichen und zugleich nervösen Darbietung, zu faszinieren und den Zuseher in seinen Bann zu ziehen. Auch Vikander zeigt eine authentische Darbietung von Gerda – einer Frau, die Anfangs vom Verlust ihres Mannes zwar leicht gebrochen scheint, schlussendlich aber die Liebe zu dem Menschen an sich findet und zu ihm steht.

Leider bleibt die Erzählung am Ende doch etwas ennuyant, denn der Fokus auf ansehnliche Einstellungen (darunter zig gleiche Bilder von Nyhaven) in Verbindung mit der leicht aufgesetzten und nicht ganz glaubwürdigen bedingungslosen Liebe zweier Menschen mag nicht ganz aufgehen. Die Konflikte des Ehepaares werden dazu etwas zu oberflächlich behandelt. Bedauerlich, gebe die Geschichte von Einar/Lili und Gerda genügend Stoff für eine umfangreichere Erzählung mit deutlich mehr Tiefgang.

Regie: Tom Hooper, Drehbuch: David Ebershoff, Lucinda Coxon, Darsteller: Eddie Redmayne, Alicia Vikander, Ben Whishaw, Amber Heard, Sebastian Koch, Filmlänge: 120 Minuten, Kinostart: 07.01 2016, www.thedanishgirl.at