Home Sweet Home (c) 2023 Constantin Film Verleih GmbH, Gordon Muehle(8)

Home Sweet Home

6
Horror

Home Sweet Home – Ein One-Take-Horrorfilm aus Deutschland. Warum nicht? Einiges spricht dafür. Aber nicht alles.

In Home Sweet Home zieht die hochschwangere Maria (Nilam Farooq) zusammen mit ihrem Mann Viktor (David Kroos) auf einen großzügigen Familienlandsitz. Das Haus ist schon seit Genrationen im Besitz von Viktors Familie. Nun soll neues Familienglück hier einziehen. Maria kommt abends allein ins Haus und wartet auf ihren Mann. Da fliegen plötzlich die Sicherungen raus. Kein Problem, neue Sicherungen rein, läuft wieder. Doch befremdliche Geräusche im Haus lassen Maria nochmal einen genaueren Blick in alle Ecken werfen. Und im Keller entdeckt sie gar Ungeheuerliches.

Mehr soll auch wieder nicht verraten werden. Nicht weil Home Sweet Home jetzt unbedingt vor Überraschungen strotzt, sondern weil sonst auch schon bald der ganze Film erzählt ist. Denn mit gerade mal 83 Minuten Spielzeit ist die Sache schnell wieder vorbei. Regisseur Thomas Sieben inszeniert den Haus-Schocker als One-Take-Film, also quasi ohne Schnitte. Alfred Hitchcock hat es anno dazumal mit Cocktail für eine Leiche vorgemacht. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit wären Birdman oder 1917. Doch auch aus Deutschland kam bereits im Jahr 2015 der One-Take-Film Victoria. Von dessen Virtuosität sind wir bei Home Sweet Home zwar meilenweit entfernt, dennoch sollte man ihn nicht kleinreden.

 

Denn gerade von der technischen Umsetzung ist Home Sweet Home brillant. Auch die Spannungskurve kriegt Regisseur Sieben gut hin. Und Nilam Farooq gibt eine sehr gute und glaubwürdige Performance ab. Dagegen ist das Drehbuch, ebenfalls von Thomas Sieben, leider eine ziemlich flache Angelegenheit. Unterkomplexe Figuren, schwache Charakterzeichnungen (vor allem bei den Bösewichten) und holprige Dialoge trüben den Gesamteindruck recht stark. Außerdem hat man gerade im ersten Drittel viel zu viel Zeit sich elementare Fragen zu stellen, während Nilam Farroq langsam durch die Gänge schleicht. Warum sieht sie sich dieses Haus heute zum ersten Mal genauer an? Warum weiß sie nicht, wo der Sicherungskasten ist? Plus noch einige Fragen mehr bezüglich verschiedener Ungereimtheiten, die an dieser Stelle aber Spoiler wären.

Schade. Denn wie gesagt – formal haben wir es mit einem astreinen Spukhaus-Film zu tun. Ob der Streifen nun wirklich in nur einem Take gedreht wurde …? Wir wissen es nicht. Zumindest merkt man nichts Gegenteiliges. Doch die meisten One-Take-Filme sind in Wahrheit gut kaschierte Zwei- bis Fünf-Take-Filme. Das ändert aber letztlich nichts an der Leistung, und die ist wirklich gut. Auch das Ende passt, was ja bei dieser Art Film nicht unbedingt zu erwarten ist. Insgesamt wäre Home Sweet Home wahrscheinlich im Streaming besser aufgehoben gewesen, als auf der großen Leinwand. Aber was soll’s.

Home Sweet Home ist ein weitgehend blutarmer und trotzdem spannender Horrorfilm für zwischendurch. Hätte mehr sein können. Tut aber auch nicht weh.

Regie und Drehbuch: Thomas Sieben, Darsteller: Nilam Farooq, David Kross, Justus von Dohnányi, Olga von Luckwald, Anton Fatoni Schneider, Karl Schaper, Filmlänge: 83 Minuten, Kinostart: 25.01.2024

Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt