Wie wilde Tiere (c) 2023 PROKINO Filmverleih GmbH(8)

Wie wilde Tiere

8
Thriller

Von der ersten Szene bis zur bitteren Schlusseinstellung besticht Rodrigo Sorogoyens parabolischer Thriller Wie wilde Tiere nicht nur durch das konzentrierte Schauspiel und Alex de Pablos kongeniale Kamerabilder, sondern den soziologischen Subtext der verstörenden Story.

Deren reale Grundlage haben der Regisseur und Co-Drehbuchautorin Isabel Peña nur minimal verändert: Im ländlichen Galizien bewirtschaften Antoine (Denis Ménochet) und Gattin Olga (Marina Foïs) eine Öko-Farm und reparieren in der Hoffnung auf Zuziehende verlassene Hütten. Weil Antoine den Landverkauf an einen norwegischen Energiekonzern blockiert, spitzt sich der schwelende Konflikt mit den benachbarten Brüdern Xan (Luis Zahera) und Lorenzo (Diego Anido) zu. Gehässige Späße weichen Sabotage und offener Aggression.

 

Deren Eskalation spiegelt nicht nur visuell die Eröffnungsszene, in der ortsansäßige Männer ein Wildpferd niederringen. Die archaische Kraftdemonstration wird zum Tanz toxischer Männlichkeit in einer komplexen Konfrontation gesellschaftlicher Gegensätze. Die Feindseligkeit der Brüder entspringt der ebenbürtig konkreten, allerdings subtileren Bedrohung seitens Antoinses.

Er initiiert die Gentrifikation ihres Heimatortes, den er als sein Eigentum betrachtet, blockiert ihre einzige Chance auf materielle Absicherung und vermarktet eine Luxusversion ihres Existenzkampfs als Naturerlebnis für seinesgleichen. Die entsättigte Farbpalette wird zum Gleichnis zwischenmenschlicher Kälte in einer beklemmenden Atmosphäre ethischen Verfalls. Jeder Dialog der Antagonisten betont die unüberwindbare Kommunikationsbarriere in jenem klassistischen Krieg, der nur Verlierer kennt.

Regie: Rodrigo Sorogoyen, Drehbuch: Rodrigo Sorogoyen, Isabel Peña, Darsteller: Marina Foïs, Denis Ménochet, Luis Zahera, Diego Anido, Marie Colomb, Luisa Merelas, Filmlänge: 137 Minuten, Kinostart: 07.12.2023

Wie wilde Tiere